Ulm News, 22.06.2023 11:36
ulmer heimstätte will weiterhin Mieten auf fairem Level halten


Beschreibung: So soll das Weinberg Carré nach der Fertigstellung aussehen.
Fotograf: SH Architekten

Die ulmer heimstätte ist wirtschaftlich „gut aufgestellt“. Das hat Aufsichtsratsvorsitzender Günter Guthan bei der Vertreterversammlung am Mittwoch im Ulmer Stadthaus der Wohnbaugenossenschaft bescheinigt. Doch der Blick in die Zukunft ist sorgenvoll: Angesichts der schwierigen Rahmenbedingungen im Wohnungsbau „kann sich die ulmer heimstätte nicht in gewohntem Umfang im Neubau engagieren“, sagte Guthan. Denn das Ziel bleibe, für die Mitglieder die „Mieten auf einem fairen Level zu halten“.
Auch Vorstandsmitglied Christoph Neis thematisierte das Dilemma im Wohnungsbau, der „in der tiefsten Krise der Nachkriegszeit“ stecke. Dazu trügen mehrere Faktoren bei: Baukosten „auf einem historischen Höchststand“, steigende Zinsen für Baugeld, Facharbeitermangel, und Lieferprobleme. „Zudem verhindert die chaotische Förderpolitik Planungssicherheit bei den Akteuren“, kritisierte Neis. Kurzfristige und kurzsichtige Änderungen der Förderregeln belasteten die Branche. „Wir sitzen ja nicht vor dem Computer, warten auf die nächste Fördermöglichkeit und legen dann los“, sagte Neis.
Planung kostet Zeit. Zudem würden Förderungen an immer höhere Ansprüche geknüpft. Das bedeute, die Bauherren müsste mehr Geld in die Hand nehmen, um an Förderungen zu kommen, kritisierte er. „Daher wundert es außer der Bundesregierung niemanden, dass das Ziel, jährlich 400.000 Wohnungen fertig zu stellen, verfehlt wurde.“
Mit insgesamt 295.275 Wohnungen, die 2022 bundesweit gebaut wurden, verharre die Bauleistung in etwa auf dem Niveau von 2021. „Ganz düster sieht es in dem Bereich der bezahlbaren und sozial geförderten Mietwohnungen aus“, sagte Neis. Statt der benötigten 160.000 Wohnungen sind 2022 nur gut 85.000 und damit nur 53 Prozent des eigentlichen Bedarfs fertig gestellt worden. „Im geförderten sozialen Wohnungsbau wurden mit 25.000 sogar nur 22 Prozent der benötigten Wohnungen gebaut.“
Zugleich steige aber durch die deutliche Erhöhung der Einkommensgrenzen für einen Wohnberechtigungsschein die Nachfrage. Auch vor Ulm mache diese Entwicklung nicht Halt. Es fehlen vor allem Wohnungen im unteren und mittleren Marktsegment. Darauf habe der Gemeinderat zwar reagiert und entsprechende Konzepte für die Grundstücksvergabe entwickelt. Doch damit konnte der Bestand nur stabilisiert, „aber nicht wirklich ausgebaut werden“, sagte Neis. „Die ulmer heimstätte leistet seit Jahren ihren Beitrag und investiert überproportional in diesem Segment“, sagte Neis.
Bei den Projekten liege der Anteil der sozial gebundenen Wohnungen deutlich über den vom Gemeinderat fixierten Anteil von mittlerweile 40 Prozent. Der Ulmer Baubürgermeister Tim von Winning machte in seinem Grußwort deutlich, dass er die Sorgen und Nöte der Wohnungsbaubranche sehr ernst nehme. Die Entwicklung sei dramatisch. Angesichts des angespannten Wohnungsmarktes sei klar: Die Projekte, die jetzt nicht begonnen werden, fallen uns in zwei bis drei Jahren auf die Füße.“
Kurzfristige Lösungen sehe er allerdings nicht. Den Ruf nach mehr staatlicher Förderung bringe die Branche nicht weiter. Tim von Winning geht davon aus, dass die Wohnbaubranche einen Anpassungsprozess durchlaufen und sich „gesundschrumpfen“ müsse. Wichtig bleibe aber aus Sicht der Stadt, dass auch Menschen mit schmalem Geldbeutel Wohnraum finden können. Darum will sich die ulmer heimstätte als Wohnbaugenossenschaft auch weiter kümmern, sagte Vorstandsmitglied Christoph Neis. „Aber auch uns fällt es zunehmend schwer, unsere Neubauten zu realisieren, kostengünstig zu bauen und damit bezahlbaren Wohnraum für unsere Mitglieder zu schaffen“, sagte er.
Aktuell ist die ulmer heimstätte mit drei Neubauprojekten beschäftigt. Am Weinberg entstehen in Kooperation mit der kommunalen Wohnungsbaugesellschaft UWS insgesamt mehr als 900 Wohnungen für mehr als 2000 Menschen. 55 Wohnungen und drei gewerbliche Einheiten entfallen auf die ulmer heimstätte. Der Vermietungsprozess läuft bereits. Im Dichterviertel entsteht – ebenfalls in Partnerschaft mit der UWS – das Projekt „Bassena und Pawlatsche“ mit insgesamt 77 Wohnungen, zwei gewerblichen Wohnungen, einer Kindertagesstätte und einer Reha-Einrichtung. Die 32 Wohnungen der ulmer heimstätte werden Neis zufolge voraussichtlich ab Herbst 2023 abschnittsweise fertig gestellt. In kompletter Eigenregie baut die ulmer heimstätte seit Anfang 2023 an der Uhlandstraße in der Weststadt 63 Wohnungen und eine kleine Gewerbeeinheit. Es ist ein Ersatzbau für eine Gebäudezeile, die aus den 50er Jahren stammte und nicht mehr sanierungsfähig war.
„Damit haben wir uns 2022 in Summe mit dem Bau und der Planung von 154 Wohnungen und Gewerbeeinheiten mit einem Investitionsbedarf von 42 Mio. Euro beschäftigt. Das sind knapp 27 Prozent unserer Bilanzsumme“, sagte Neis. Alle notwendigen Beschlüsse wurden durch die Vertreterversammlung gefasst. Dazu gehörte auch eine Satzungsänderung. Anlass dafür waren die gewünschte Integration der Sparordnung in die Satzung, die Möglichkeit der Nutzung alternativer Versammlungsformen und die aktuelle Rechtsprechung und Literatur.
Zudem standen Aufsichtsratswahlen an: Die Amtszeiten von Monika Schaffer und Lutz Dittmar endeten turnusmäßig 2023. Während Monika Schaffer satzungsgemäß aus dem Aufsichtsrat ausscheidet, stellte sich Lutz Dittmar zur Wiederwahl. Als Nachrückerin für das Mandat des langjährigen Aufsichtsratsmitglieds Monika Schaffer kandidierte die 48-jährige Juristin und Geschäftsführerin von Dasu, Transferzentrum für Digitalisierung, Sandra Zimmermann
. Die Vertreterversammlung bestätigte Dittmar im Amt und wählte Zimmermann als neues Mitglied in den Aufsichtsrat. Aufsichtsratsvorsitzender Günter Guthan dankte Monika Schaffer, die von Dezember 2010 an im Aufsichtsrat saß, für ihr Engagement. „Sie haben immer offen und geradeheraus Ihre Meinung vertreten“, sagte Guthan. Das hätten die Gremiumsmitglieder sehr geschätzt.







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