Ulm News, 04.05.2023 12:24
Fluch oder Segen? Wie Maschinenübersetzung den Beruf des Übersetzers revolutioniert

In den letzten Jahren hat die rasante Entwicklung künstlicher Intelligenz (KI) und maschinellen Lernens einen starken Einfluss auf die Welt der Übersetzer ausgeübt. Neue Übersetzungssysteme sind entstanden und erzielen beeindruckende Ergebnisse, die manchmal sogar mit menschlichen Übersetzungen konkurrieren können.
Doch stellt diese technologische Revolution einen Fluch oder einen Segen für den Beruf des Übersetzers dar? Die fortschreitende Digitalisierung und Globalisierung stellt Übersetzer vor immer größere Herausforderungen, doch zugleich eröffnen sich durch die Technologie auch neue Möglichkeiten.
Künstliche Intelligenz und maschinelles Lernen
Die Fortschritte in künstlicher Intelligenz und maschinellem Lernen haben in den letzten Jahren dazu geführt, dass maschinelle Übersetzungssysteme immer effizienter und präziser werden. Die Technologien, die hinter diesen Systemen stehen, sind vielfältig und komplex. Dabei spielen neuronale Netzwerke und Deep-Learning-Verfahren eine entscheidende Rolle.
Neuronale maschinelle Übersetzungssysteme (NMT) sind derzeit der Stand der Technik in der automatisierten Übersetzungsbranche. Sie nutzen künstliche neuronale Netzwerke, um die Übersetzung von einer Sprache in eine andere zu ermöglichen. Die Hauptmerkmale von NMT sind:
- Kontextsensitivität: Im Gegensatz zu früheren statistischen Modellen können NMT-Systeme den Kontext eines Textes besser erfassen und so genauere Übersetzungen erzeugen.
- Skalierbarkeit: NMT-Modelle können leicht an verschiedene Sprachen und Domänen angepasst werden, was sie besonders vielseitig macht.
- Konsistenz: Durch den Einsatz von neuronalen Netzwerken können NMT-Systeme konsistente Übersetzungen gewährleisten, auch bei langen und komplexen Texten.
Ein Beispiel für ein fortschrittliches maschinelles Übersetzungssystem ist das OpenAI-Modell GPT-3, das auf der Basis von neuronalen Netzwerken und maschinellem Lernen arbeitet. Es ist in der Lage, Texte in verschiedenen Sprachen zu verstehen und zu generieren, wobei es den Kontext und die Stilistik der jeweiligen Sprache berücksichtigt.
Die Integration von KI und maschinellem Lernen in Übersetzungssysteme hat jedoch auch zu Bedenken hinsichtlich der Rolle des menschlichen Übersetzers geführt. Während maschinelle Übersetzungen immer besser werden, gibt es nach wie vor Situationen, in denen menschliche Expertise unerlässlich ist. Kulturelle Nuancen, Ironie und Wortspiele sind nur einige Beispiele, bei denen maschinelle Übersetzungen an ihre Grenzen stoßen können.
Mensch vs. Maschine: Wo Übersetzer noch immer unverzichtbar sind
Obwohl maschinelle Übersetzungssysteme wie neuronale maschinelle Übersetzung (NMT) und KI-Modelle wie GPT-3 beeindruckende Fortschritte gemacht haben, gibt es nach wie vor Bereiche, in denen menschliche Übersetzer unverzichtbar sind. In bestimmten Situationen und bei spezifischen Inhalten kann die menschliche Expertise nicht durch Maschinen ersetzt werden.
Ein Bereich, in dem menschliche Übersetzer nach wie vor eine wichtige Rolle spielen, ist die Vertragsübersetzung. Bei der Übersetzung von Verträgen und anderen rechtlichen Dokumenten sind Genauigkeit, Präzision und ein tiefes Verständnis der jeweiligen Rechtssysteme und Fachterminologie unerlässlich. Hierbei können maschinelle Übersetzungen unter Umständen zu Missverständnissen oder rechtlichen Problemen führen, da sie möglicherweise Nuancen und Fachbegriffe nicht korrekt wiedergeben.
Zudem gibt es weitere Bereiche, in denen menschliche Übersetzer unverzichtbar sind:
- Literarische Übersetzungen: Bei der Übersetzung von Literatur, insbesondere von Lyrik und Prosa, ist ein tiefes Verständnis für Stil, Ton und kulturelle Feinheiten erforderlich, das maschinelle Übersetzungen noch nicht bieten können.
- Fachübersetzungen: In Branchen wie Medizin, Technik oder Wissenschaft sind menschliche Übersetzer aufgrund ihrer Fachkenntnisse und ihres Verständnisses für spezifische Terminologie unerlässlich.
- Kulturelle Anpassung (Lokalisierung): Bei der Anpassung von Inhalten an unterschiedliche Kulturen und Märkte benötigt man menschliche Expertise, um kulturelle Unterschiede zu berücksichtigen und mögliche kulturelle Missverständnisse zu vermeiden.
Es ist wichtig zu betonen, dass menschliche Übersetzer und maschinelle Übersetzungssysteme nicht zwangsläufig in Konkurrenz zueinander stehen. Vielmehr können sie zusammenarbeiten und sich ergänzen, um optimale Ergebnisse zu erzielen. Die Kombination von maschinellem Lernen und menschlicher Expertise ermöglicht es, den Übersetzungsprozess zu beschleunigen und gleichzeitig die Qualität der Ergebnisse zu gewährleisten.
Die Zukunft der Übersetzungsbranche
Die Zukunft der Übersetzungsbranche liegt in der Zusammenarbeit zwischen Mensch und Technologie. Anstatt sich als Konkurrenten zu betrachten, können menschliche Übersetzer und maschinelle Übersetzungssysteme ihre jeweiligen Stärken kombinieren, um optimale Ergebnisse zu erzielen. Hierbei eröffnen sich neue Möglichkeiten und Geschäftsmodelle für die Branche.
Ein Ansatz, der das Potenzial dieser Zusammenarbeit ausschöpft, ist das sogenannte Post-Editing. Bei diesem Prozess erstellt ein maschinelles Übersetzungssystem zunächst eine Rohübersetzung, die anschließend von einem menschlichen Übersetzer überarbeitet und verfeinert wird. Der Übersetzer konzentriert sich dabei auf Aspekte wie Stil, Ton und kulturelle Anpassungen, während die maschinelle Übersetzung die Basisarbeit leistet. Auf diese Weise können beide Seiten von den jeweiligen Stärken des anderen profitieren:
- Effizienz: Maschinelle Übersetzungen ermöglichen eine schnellere Übersetzung großer Textmengen, wodurch die Arbeitsbelastung für menschliche Übersetzer reduziert wird.
- Qualität: Menschliche Übersetzer können die von der Maschine erstellten Übersetzungen auf Fehler, kulturelle Nuancen und Fachterminologie überprüfen und entsprechend anpassen.
- Flexibilität: Die Kombination aus Mensch und Maschine ermöglicht eine größere Anpassungsfähigkeit an unterschiedliche Textarten, Genres und Fachbereiche.
Die Technologie wird auch in Zukunft eine wichtige Rolle in der Übersetzungsbranche spielen und weiterentwickelt werden. KI- und NMT-Systeme könnten beispielsweise immer besser darin werden, kulturelle Unterschiede und komplexe sprachliche Strukturen zu erkennen und zu verarbeiten. Gleichzeitig werden menschliche Übersetzer weiterhin unverzichtbar sein, um die Qualität der Übersetzungen sicherzustellen und auf kulturelle Besonderheiten einzugehen.
Die Zusammenarbeit zwischen Mensch und Technologie wird nicht nur die Übersetzungsbranche voranbringen, sondern auch dazu beitragen, sprachliche Barrieren abzubauen und eine bessere globale Kommunikation zu ermöglichen. In dieser sich entwickelnden Landschaft sollten Übersetzer offen für Veränderungen sein und die Chancen erkennen, die sich durch die Integration von Technologie in ihren Arbeitsalltag ergeben.








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