Ulm News, 21.02.2022 18:33
Baumhaus statt Bettenhaus: Junge Aktivisten besetzen Bäume am Uniklinikum Ulm
Am Montagmorgen haben junge Menschen die Bäume in dem Waldstück neben der Uniklinik Ulm besetzt. Sie protestieren damit gegen die von der Stadt geplante Fällung von sieben 150 Jahre alten Bäumen. Die Eichen sollen für ein provisorisches Bettenlager der Klinik weichen. Nach Aussage der Aktivisten habe die Stadt alternative Bauvorschläge der Uniklinik, etwa den auf der hauseigenen Parkplatzfläche, abgelehnt. Die jungen Leute wollen solange ausharren, bis die Stadt eine der früheren baumschonenden Alternativplanungen wieder aufgreift.
Am Samstagabend entdeckten die jungen Ulmerinnen und Ulmer Markierungen an den Bäumen, die auf die Fällung hindeuten ließen, heißt es in einem Statement der Aktivisten. Diese befürchteten, dass die "Stadt, die die Entscheidung ohne vorherige Information der Öffentlichkeit getroffen hatte, somit Fakten schafft und die über 150 Jahre alten Eichen fällt, bevor sich ein demokratischer Diskurs in Stadtrat und Bevölkerung entwickeln kann."
Es gab bereits zahlreiche Kritik an dem Vorhaben, wobei sich kritische Stimmen im Stadtrat fraktionsübergreifend von Grünen bis CDU/UfA stark verwundert zeigten.
"Wir haben uns schon geärgert, dass in Zeiten der Klimakrise die 150 Jahre alten Eichen gefällt werden, nur damit ein Containerbau nicht ein paar Parkplätze blockiert. Als wir aber die Fäll-Markierungen gesehen haben und damit klar wurde, dass die Stadt gar keinen kritischen Diskurs zulassen möchte, da sind wir wirklich stinksauer geworden und haben sofort entschieden: Wir besetzen diesen Wald und verhindern die Rodung", erklärt die Ulmer Kletterin Charlie Kiehne (19) den spontanen Protest. In kurzer Zeit habe sie weitere Mitstreiterinnen und Mitstreiter mobilisiert und sich am Sonntagabend auf den Weg in den Wald gemacht. Zu Hause gebliebene Unterstützer entwarfen derweil eine provisorische Website, die auf ulmer-uniwald-bleibt.de erreichbar ist.
Die jungen Erwachsenen und Jugendlichen kletterten mit ihren Klettergurten die Bäume hoch, hievten an selbst gebauten Seilzügen das Baumaterial in 4-15 Meter Höhe und begannen provisorische Plattformen an den Bäumen zu befestigen. Dabei schlugen /und schlagen) sie keine Nägel in die Bäume. "Alles hält an Balken, die baumschonend mit besonderem Seil an die Bäume gebunden werden", versichern die Protestierenden.
Neben dem "undemokratischen Verhalten der Stadtverwaltung" bewegt die jungen Menschen vor allem die Angst vor der Klimakrise. Kiehne sieht auch die Stadt Ulm in der Verantwortung: "Die Stadt versteht nicht, dass wir mit Vollgas in die größte Katastrophe der Menschheit steuern. Da können wir nicht einfach unseren engsten Verbündeten, die Natur, weiter schwächen. Wir schießen uns damit nur ins eigene Bein!"
Die Aktivistnnen und Aktivisten geben an, solange auszuharren, bis die Stadt eine der früheren baumschonenden Alternativplanungen wieder aufgreift. Sie haben sich mit Schlafsäcken, regensicheren Planen und Decken ausgestattet um aller Witterung zu trotzen.
Auch vor einer Räumung durch die Polizei haben Sie keine Angst. "Wir sind eine Versammlung nach dem Grundgesetz und demonstrieren hier für das Wohl der Allgemeinheit. Das ist unser Recht und als Bürger dieser Erde auch unsere Pflicht", erklärt Kiehne.
Im Laufe des Tages erfuhren die jungen Leute spontane Unterstützung von Ulmer Bürgern, die vorbeischauten und die Aktion lobten sowie den Aktivisten Kaugummis, Handwärmern, Gaffaband, Karabiner-Haken, Süssigkeiten und Schnaps übergaben.



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