Ulm News, 30.10.2021 12:00
Über 40 Kinder während und nach dem Zweiten Weltkrieg namenlos auf Ulmer Friedhof verscharrt


Beschreibung: Erinnerung an Dov Scharfstein auf dem Ulmer Friedhof.
Fotograf: Chris Werneke

Dov Scharfstein hätte heute Geburtstag. Er war das zweite Kind von Shoshana und Jizchak Sharfstein; das erste Kind verloren die Eltern auf einem Deportationszug. Dov zog sich bei einem Unfall beim Spielen am 10. Februar 1949 im Lager für Displaced Persons in der Boelke-Kaserne in Ulm so schwere Verbrennungen zu, dass er am 12. Februar verstarb. Daran erinnert der Ulmer Chris Werneke, der die Geschichte des Kindes und anderer im Zweiten Weltkrieg Vertriebener und Entwurzelter recherchiert hat.
Wie die anderen verstorbenen Kinder der jüdischen Mütter wurde Dov Scharfstein nach den Unterlagen von Chris Werneke urnenbestattet und namenlos verscharrt. Bei seinem Tod war er fast zweieinhalb Jahre alt. Die Mutter zerbrach an dem Verlust, so die Recherche des Diakon und Religionspädagogen Chris Werneke.
Auf dem Ulmer Friedhof sind eine ganze Reihe von jüdischen Kindern aus den Jahren der Displaced Persons-Camps verscharrt, die eben kurz nach der Geburt starben (und namentlich erfasst sind). Diese wurden ebenfalls nach den Karteikarten des Friedhofsamtes namenlos urnenbestattet. Es ist durchaus möglich , dass zwischen 1945 und 1950 die Kindersterblichkeit hoch war, weshalb der Kinder auch heute nicht mit einem Mahnmal gedacht wird.
Aber bei den jüdischen Müttern war die Situation eine andere. Sie hatten Ghettos, KZs und Todesmärsche oder die Lager in Sibirien überlebt - und jedes Kind war eine Hoffnung. "Viele hatten ja ihre Kinder oder die Familie in diesen furchtbaren Tagen verloren. Und die geborenen Kinder, die hier bestattet sind, hatten Namen. Doch das ist nicht alles: Zwischen 1944 und 45 wurden hier heimlich über 40 Kinder von Zwangsarbeiterinnen verscharrt - in den Karteikarten oft mit Bezeichnung wie Russenkind geführt. Diese Kinder erinnern an ein düsteres Kapitel Ulmer Geschichte", berichtet Chris Werneke. Wie kamen sie zu Tode? Hat je jemand nach ihren Familien geforscht? fragt der Ulmer. Daten gebe es in den Karteikarten und ihre Namen seien schon seit langem bekannt. "Aber noch immer erinnert hier nichts an sie", kritisiert der Religionspädagoge und Diakon und ergänzt: "Die geborenen Kinder, die hier bestattet sind, hatten Namen". Werneke wünscht, dass an all diese Kinder in irgendeiner Form auf dem Friedhof gedacht wird.








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