Ulm News, 29.10.2020 12:11
Diskussion um Krippenfigur: Grüne loben Münstergemeinde als Vorbild für Stadtgesellschaft
Die Grüne-Fraktion äußert ihren Dank und ihre Anerkennung für die Entscheidung der Gemeinde, die von Martin Scheible geschaffene Krippe ohne die Figuren der drei Könige auszustellen. Das teilen die Ulmer Grünen in einer Pressemeldung mit.
Ausdrücklich stellt die Fraktion klar, dass es nicht darum geht, das geschaffene Kunstwerk zu verstecken oder das christliche Erbe zu beschädigen. „Die Figur gehört in ein Museum, wo eine Auseinandersetzung mit der jeweiligen Kunstepoche und deren Werten möglich ist. Sie taugt aber nicht als bildliche Darstellung der Weihnachtsgeschichte. Die christliche Legende, dass stellvertretend mit den Königen die ganze damalige bekannte Welt dem Erlöser huldigt, ist sehr ergreifend. Aus diesem Weltbild folgt, dass einer der Könige als Repräsentant Afrikas dunkelhäutig dargestellt wurde. Im Sinne der universalen Liebe Gottes zu allen Menschen müssten aber alle drei Könige gleichermaßen positiv dargestellt werden, was in vielen Darstellungen auch der Fall ist, aber nicht bei den Figuren von Martin Scheible“, erklärt Stadtrat Ulrich Metzger, Münsterpfarrer 1995-2006. Mit seiner unförmigen Gestalt, den wulstigen Lippen, der Narrenkappe aus Federn und dem Goldreif am Fuß habe die Figur des schwarzen Königs etwas Sklavenhaftes. Mit dem „Mohrenkind“, das die Schleppe eines der weißen Könige trägt, transportiere die Darstellung die Klischees rassistischer Abwertung.
Ausdrücklich hebt die Grüne-Fraktion den Mut der Münstergemeinde hervor, sich mit dem Thema auseinander zu setzen. Die Entscheidung verdient umso größere Anerkennung, als abzusehen war, dass eine Welle von Beleidigungen und Verleumdungen folgen würde. Denn auch im Jahre 2020 gibt es etliche Menschen, die die Abwertung anderer Kulturen als Verteidigung des „Christlichen Abendlandes“ umdeuten.
Die Münstergemeinde zeige mit ihrer Entscheidung, die Heiligen Drei Könige unter Rassismus-Quarantäne (Formulierung von Heribert Prantl in der Süddeutschen Zeitung) zu stellen, große Sensibilität für die dunklen Seiten des „Christlichen Abendlandes“ und die Bereitschaft, sich mit ihnen auseinander zu setzen. Sie sei damit ein Vorbild für die ganze Stadtgesellschaft, loben die Grünen.
"Die Grüne-Fraktion dankt Herrn Dekan Gohl und der Münstergemeinde ausdrücklich und wünscht ihnen einen langen Atem für die Auseinandersetzung sowie Widerstandskraft gegen die teilweise sehr persönlichen Angriffe", heißt es in der Pressemeldung.
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