Ulm News, 31.10.2018 11:48
Hubertusmesse in Ulm: PETA kritisiert kirchlichen Segen für Jäger
Am Sonntag findet eine Hubertusmesse im Kloster Wiblingen statt. Die Tierrechtsorganisation PETA übt scharfe Kritik an den Verantwortlichen der Kirchengemeinde für die Ausrichtung des Gottesdienstes.
Hubertusmessen, die vornehmlich von Jägern mitverantwortet und besucht werden, seien nicht mit der christlichen Ethik der Achtung vor dem Leben vereinbar, heißt es in einer Pressemitteilung von PETA. Die Messen würden häufig den Auftakt zu den besonders grausamen Drückjagden bilden, "bei denen Hobbyjäger durch die Wälder ziehen und unzählige Tiere hetzen und töten."
PETA appelliert daher an die Kirchenvertreter, sich künftig von den gewaltverherrlichenden Messen zu distanzieren. „Einen Gottesdienst zu veranstalten, der Jägern symbolisch den Segen für das sinnlose Töten wehrloser Mitgeschöpfe gibt, sendet ein völlig falsches Signal. Kirchen müssen für die Bewahrung der Schöpfung eintreten, nicht für ihre Zerstörung“, kritisiert Peter Höffken, Fachreferent bei PETA. „Die Hubertusmesse verkennt zudem, dass der heilige Hubertus vom Jäger zum überzeugten Jagdgegner wurde.“
Laut der Tierärztlichen Vereinigung für Tierschutz sterben bei Drückjagden bis zu 70 Prozent der Wildtiere nicht sofort [1]. Mit zerschossenen Knochen und heraushängenden Innereien flüchten die Tiere, leiden unter den Verletzungen oft tagelang und sterben qualvoll, wenn sie bei der sogenannten Nachsuche nicht gefunden werden. Anerkannte Wildbiologen seien sich einig, dass aus ökologischer Sicht keine Notwendigkeit für die Jagd bestehe, so weiter in der Pressemeldung.
Dem renommierten Biologen Prof. Dr. Josef Reichholf zufolge müssten die nahezu ausgerotteten Wölfe nicht durch menschliche Jäger ersetzt werden, da eine natürliche Regulation der im Wald wohnenden Tierpopulationen durch Umwelteinflüsse wie Witterung, Nahrungsverfügbarkeit oder Krankheiten stattfinde.
Der Kanton Genf, in dem die Hobbyjagd seit 40 Jahren verboten ist, sei nur ein Beispiel hierfür. Hier reguliere sich die Natur in erster Linie selbst. Das Resultat sei eine hohe Artenvielfalt und gesunde, stabile Wildtierpopulationen, schreibt PETA.
Der Biologe Dr. Karl-Heinz Loske sieht in der Jagd lediglich "ein überflüssiges Hobby, das der Befriedigung der Jagdlust der Jäger dient". Als er in jungen Jahren einen Jagdschein gemacht habe, sei ihm schnell klar geworden, dass dies nicht viel mit Natur- und Artenschutz gemein habe. Heute ist Dr. Loske ein anerkannter Experte für Landschaftsökologie, für den die Jagd weder aus ökologischer noch aus moralischer Sicht zu verantworten ist. Überlieferungen zufolge offenbarte sich Gott dem im Jahr 655 in Toulouse geborenen Hubertus während einer Jagd in der Gestalt eines Hirsches. Zutiefst von dieser Begegnung bewegt, entsagte Hubertus in diesem Zuge der Jagd. Er wurde in Rom zum Bischof geweiht und starb 727 als heiliger Hubertus von Lüttich. Das Christentum ist eine Religion der Ethik, die für Barmherzigkeit, Achtung vor dem Leben und Nächstenliebe eintritt.
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