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Ulm News, 13.09.2015 00:00

13. September 2015 von Ralf Grimminger
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Starke Frauen: Die Malweiber von Paris im Edwin Scharff Museum


 Sie brachen nach Paris auf, um den engen konventionellen Grenzen der Kaiserzeit zu entkommen, dabei hatten sie völlig unterschiedliche Lebensentwürfe und wurden zum Teil hoch geachtete Künstlerinnen: Unter dem Titel „Die Malweiber von Paris. Deutsche Künstlerinnen im Aufbruch“ stellt das Edwin Scharff Museum am Neu-Ulmer Petrusplatz bis 24. Januar zehn deutsche Künstlerinnen aus einer Blickrichtung vor, der bisher in der Forschung erst in letzter Zeit Beachtung geschenkt worden ist: Frauen an Kunstakademien. 

In der Zeit um 1900 hielt man ihr Verhalten für unerhört und nannte sie verächtlich „Malweiber“. Im erzkonservativen deutschen Kaiserreich galt es als unanständig, wenn Frauen über den häuslichen Rahmen hinaus künstlerischen Ehrgeiz entwickelten. Zudem waren sie an den Kunstakademien nicht zugelassen. Für alle, die es ernst mit der Kunst meinten, gab es um 1900 nur ein leuchtendes Ziel: Paris! Vom 12. September 2015 bis zum 24. Januar 2016 werden zehn „Malweiber“ vorgestellt, die sich voller Tatendrang und Selbstbewusstsein in die Stadt der künstlerischen Avantgarde aufmachten, wo sie sich künstlerisch entfalten und gleichberechtigt neben ihren männlichen Kollegen studieren wollten. Um die Jahrhundertwende empfanden die deutschen Künstlerinnen Paris als ein „Weltzentrum“, einen Ort der tausend Möglichkeiten, wo an jeder Ecke Anregungen lauerten, gesellschaftliche Konventionen hintan standen und der Traum vom selbstbestimmten künstlerischem Schaffen - wenn auch auf Kosten mancher Entbehrung - für eine Weile uneingeschränkt Wirklichkeit werden konnte. Dabei entwickelte jede von ihnen - die im Übrigen mehreren Generationen angehörten - ihren ganz persönlichen Bezug zu der Stadt an der Seine. Käthe Kollwitz etwa blieb zwei Monate, während Ida Gerhardi über zwei Jahrzehnte in Paris verbrachte. Doch eines haben alle zehn gemeinsam: Sie wählten das kosmopolitische Montparnasse-Viertel als ihr Quartier. Für so bekannte Künstlerinnen wie Paula Modersohn-Becker, Käthe Kollwitz, Sabine Lepsius oder Mathilde Vollmoeller-Purrmann, aber auch die heute noch intensiver zu entdeckende Marg Moll stellten private Malschulen einen Anziehungspunkt dar. Darunter war die namhafte „Académie Matisse“, die 1908 gegründete Privatschule eines damals schon legendären Meisters der Avantgarde: Henri Matisse (1869-1954). In den Akademien hatten die jungen deutschen Künstlerinnen zum Beispiel die Möglichkeit in sogenannten „classes mixtes“ gemeinsam mit ihren männlichen Kollegen, in Gegenwart eines völlig unbekleideten Models das Aktzeichnen zu perfektionieren. Das war im Deutschland ihrer Zeit undenkbar. Drei Jahre dauerten die Vorbereitungen zu dieser aufwendigen Ausstellung, die von der Pariser Kunsthistorikerin Kathrin Umbach kuratiert wurde. Sie grub dafür zahlreiche Werke der Künstlerinnen bei privaten Leihgebern aus, die zum Teil noch nie öffentlich gezeigt wurden. Drei Gemälde von Martha Bernstein ließ das Edwin Scharff Museum sogar eigens für die Ausstellung aufwendig restaurieren. In „Die Malweiber von Paris“ werden Arbeiten von Käthe Kollwitz und Paula Modersohn-Becker vorgestellt, zweier weithin bekannter Pionierinnen der Moderne, aber auch Gemälde, Zeichnungen und Plastiken von Martha Bernstein, Ida Gerhardi, Annemarie Kirchner-Kruse, Sabine Lepsius, Marg Moll, Maria Slavona, Mathilde Vollmoeller-Purrmann und Clara Rilke-Westhoff, der Ehefrau des Dichters Rainer Maria Rilke. Anhand von mehreren Werken jeder Künstlerin werden deren jeweilige Entwicklung aufgezeigt und die Qualität ihres künstlerischen Schaffens gewürdigt. Dabei werden auch unterschiedliche Lebensentwürfe herausgearbeitet: Während die eine, Ida Gerhardi zum Beispiel, sich ausschließlich der Kunst widmete, stand bei Mathilde Vollmoeller-Purrmann der Künstler-Ehemann im Mittelpunkt, während sie sich der Mutter- und Hausfrauenrolle hingab. Die Ausstellung zeigt rund 90 Werke Gemälde, Plastiken und Zeichnungen - aus zahlreichen Museen und von priva ten Leihgebern, die ein facettenreiches Bild vom Selbstverständnis als Frau und Künstlerin um 1900 geben. Zur Ausstellung erscheint ein reich bebilderter Katalog im Reimer Gebr. Mann Verlag. Ein erster, kostenloser Blick in „Die Malweiber von Paris“ ist am Freitag, den 11. September, um 19 Uhr bei der Vernissage möglich. Oberbürgermeister Gerold Noerenberg und Museumsleiterin Dr. Helga Gutbrod eröffnen die Ausstellung. Die Pariser Kuratorin Kathrin Umbach gibt anschließend eine Einführung in die Thematik. Claudia Bertele (Gesang) und Hannes Kalbrecht am Klavier umrahmen die Vernissage musikalisch. Die Ausstellung wird von einem umfangreichen Rahmenprogramm mit Führungen, Literarischen Ausstellungsrundgängen, speziellen Familienführungen, einer Vortragsreihe in Zusammenarbeit mit der Frauenakademie an der vh ulm sowie zwei Ateliers für Erwachsene ergänzt. Gleich am zweiten Ausstellungstag, am Sonntag, den 13. September, führt die Kuratorin persönlich durch die Ausstellung. Um 11.30 Uhr lädt Kathrin Umbach Interessierte zu einem Besuch der „Malweiber von Paris“. „Die Malweiber von Paris - Deutsche Künstlerinnen im Aufbruch“ ist vom 12. September 2015 bis 24. Januar 2016 dienstags und mittwochs von 13 bis 17, donnerstags bis samstags von 13 bis 18 und sonntags von 10 bis 18 Uhr zu sehen.



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