Ulm News, 06.07.2015 09:00
Gleichstellungsforschung – auch in Männer- und Frauendomänen
Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik – diese unter dem Schlagwort MINT zusammengefassten Disziplinen gelten nach wie vor als Männerdomänen. Der Blick in die Studierendenstatistik der Uni Ulm belegt, dass aktuell rund sieben Mal mehr Männer als Frauen im Studiengang Elektrotechnik eingeschrieben sind.
In den medizinischen Fächern und in der Psychologie stellen Frauen hingegen schon lange die Mehrheit – allerdings nur bei den Studierenden. Um gleichstellungsrelevante Themen in den Fächern zu erforschen, richtet die Universität Ulm zum akademischen Jahr 2015/16 eine Gastprofessur für Vielfalt, Adaptivität und Gleichstellung in MINT und Medizin ein. Gesucht ist eine Persönlichkeit mit Interesse an der Gleichstellungs- und Geschlechterforschung in einem Fach der Uni Ulm. Für zunächst drei Jahre (1,5 Jahre in Vollzeit) werden dabei Lehrveranstaltungen angeboten und in Kooperation mit Uni-Instituten geschlechter-relevante Themen beforscht. „Die Gastprofessur soll mit Gleichstellungs-Themen die interdisziplinäre Forschung an der Uni Ulm stärken“, betont Professorin Anke Huckauf, Gleichstellungsbeauftragte der Universität Ulm. Zudem sollen Frauen in Forschung und Lehre sichtbarer werden. Viele Schritte in die richtige Richtung sind bereits getan. Im letzten Jahr war die Universität Ulm erneut in der zweiten Einreichungsrunde beim Professorinnenprogramm erfolgreich – als einzige Uni in Baden-Württemberg. Zur Erinnerung: Für bis zu fünf Jahre werden maximal drei Professorinnenstellen gefördert, die Mittel kommen je hälftig vom Bund und vom Land. Nun hat die Arbeitsgruppe Gleichstellung unter Vorsitz von Professor Hartmut Döhner, Vizepräsident für Medizin, Gender und Diversity, über den Einsatz der Gelder aus dem Programm entschieden: Bis Ende 2019 stehen den Fakultäten der Uni Ulm insgesamt 320 000 Euro frei werdende Bundesmittel für die Maßnahme „Förderprogramme für Wissenschaftlerinnen“ zur Verfügung. Durch die Kofinanzierung des Landes kommen weitere 62 000 Euro dazu. Mit diesen Mitteln werden beispielsweise wissenschaftliche Projekte und etwa Konferenzteilnahmen von begabten Frauen am Karrierebeginn unterstützt. Die Uni Ulm wird für junge Wissenschaftlerinnen also immer interessanter. Drei Forscherinnen profitieren aktuell von Habilitationsstipendien aus dem Margarete von Wrangell-Programm. Hinzu kommen weitere Maßnahmen wie eine umfangreiche Kinderbetreuung und Familienservice, Laborunterstützung für Schwangere, das Mentoringprogramm MuT zur berufsbegleitenden Förderung von Nachwuchswissenschaftlerinnen oder das Hertha-Nathorff-Programm für die wissenschaftliche und berufliche Qualifikation junger Ärztinnen. Das Brigitte Schlieben-Lange-Programm des Ministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kunst richtet sich an Nachwuchsforscherinnen mit Kind. Und als familiengerechte Hochschule ist die Universität Ulm ohnehin seit 2008 zertifiziert. Mit der jetzt ausgeschriebenen Gastprofessur und den Förderungen für Wissenschaftlerinnen gewinnt die Universität Ulm weiter an Attraktivität.
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