Ulm News, 05.03.2014 11:00
7. Ulmer Denkanstöße: "„Zwang zum Glück? Wertewandel in der Erlebnisgesellschaft“ im Stadthaus mit Dr. Hellmuth Karasek und Joey Kelly

Vom 12. bis 15. März finden im Stadthaus die 7. Ulmer Denkanstöße statt. Die Vorträge und Diskussionsrunden stehen in diesem Jahr unter dem Schwerpunktthema „Zwang zum Glück? Wertewandel in der Erlebnisgesellschaft“.
Untersucht wird, welche Folgen die große Fülle an Optionen, die dem modernen Menschen zur Verfügung stehen, für jedes Individuum, aber auch für die gesamte Gesellschaft haben. Friedrich Nietzsche und Georg Simmel charakterisierten den modernen Menschen als einen, der unablässig auf der Jagd nach Erlebnissen ist. Auch Wilhelm Dilthey definierte „Erlebnis“ als gesteigertes Leben. Erlebnishungrig jagt der Mensch von einem Event zum anderen. Der Soziologe Gerhard Schulze hat den Begriff des „Erlebnisses“ in einer umfassenden Theorie über die „Erlebnisgesellschaft“ näher untersucht: Es geht nicht mehr um Erhaltung des Lebensstandards, sondern vornehmlich um die Suche nach subjektiver Befriedigung. Statt Knappheit und Bedrohung wie in früheren Jahrhunderten hat der moderne Mensch eine große Fülle an Optionen, um sein Leben sinnvoll zu gestalten. Ein immenser Erlebnismarkt boomt. Jede Veranstaltung wird zum „Event“, die verschiedensten Erlebniswelten (z.B. Erlebnispark, -bad, Wohnerlebnis) entstehen, auch die Erlebnispädagogik nimmt in starkem Maße zu, und selbst das Fernsehen bietet größtenteils nur noch Infotainment. Ihre Steigerung erfährt die Erlebnisgesellschaft in der Spaßgesellschaft. Spaß zu haben, immer gut drauf zu sein, lautet ihr Motto. Derartige Multioptionalität ist konsumorientiert. Ihre Werte sind Genusssteigerung und Vermehrung der Daseinsfreude. Hervorzuheben ist das milieuspezifische Erleben in Großgruppen: Mit Ritualen und Inszenierungen wird eine Art rauschhaftes, Gemeinschaft stiftendes Erleben geschaffen, was sich bei Massenevents zeigt. Geht aber das einzelne Individuum in diesem Zwang nach Glück nicht verloren, oder ist es angesichts der Vielfalt an Wahlmöglichkeiten nicht überfordert? Ist die Jagd nach dem Glück nicht eher ein Indiz dafür, dass wir auf der Suche nach dem Sinn sind? „Die Erlebnisgesellschaft hat sich längst in eine Sinngesellschaft gewandelt, und gerade sie wird die Gesellschaft des 21. Jahrhunderts sein“, so die Trend- und Tourismusforscherin Felicitas Romeiß-Stracke. Der Ruf nach Bescheidenheit, Konsumverzicht und einer neuen Lebensqualität mit Spiritualität ist bereits heute zu hören. Eine Reaktivierung der alten Tugendethik mit „Mesotes“ als Maß und Mitte zum Nutzen der Verantwortung für sich und die Gesellschaft scheint Auswege anzubieten.
Das Programm:
Mittwoch, 12. März 2014
Film:
"Alles was wir geben mussten"
Von Mark Romanek (USA, 2010)
Xinedome, Am Lederhof 1
Information: 0731/ 14020-0
Eintritt frei.
Die "Stiftung Gänseblümchen" freut sich über eine Spende
Eröffnungstag, Donnerstag, 13. März 2014
Beginn: 19.30 h
Ort: Ulmer Stadthaus
Begrüßung:
Prof. Dr. Annette Schavan, MdB
Schirmherrin der Denkanstöße
Ivo Gönner,
Oberbürgermeister der Stadt Ulm
Martin Hettich
Vorstandsvorsitzender Sparda-Bank Baden-Württemberg eG,
Sparda-Bank
Prof. Dr. Karl Joachim Ebeling
Präsident der Universität Ulm
Einführung:
Prof. Dr. Dr. h.c. Renate Breuninger
Geschäftsführerin des Humboldt-Studienzentrums, Universität Ulm
Im Anschluss Eröffnungsvortrag / Festvortrag:
Prof. Dr. Julian Nida-Rümelin
Ordinarius für Philosophie, LMU München, Kulturstaatsminister a. D.
„Zur Rehabilitierung der Tugendethik. Glück – Spaß – gelungenes Leben“
Musikalische Umrahmung
mit Miriam Ruf (Harfe), Bundespreisträgerin "Jugend musiziert", 2013
Anmeldung zum Eröffnungsabend wird erbeten unter 0731/50-23461
Freitag, 14. März 2014
Schwerpunktthema: „Der Zwang zum Glück in der Masse“
14.30 Uhr:
Begrüßung: Prof. Dr. Renate Breuninger; Geschäftsführerin des Humboldt-Studienzentrums, Universität Ulm
Impulsreferate und Diskussionsrunde
Prof. Dr. Annemarie Pieper
Ordinaria für Philosophie, Jaspers-Lehrstuhl, Universität Basel
„Wieviel Glück braucht der Mensch?“
Dipl.-Psych. Brigitte Veiz
München
„Wiesnwahnsinn – Das Oktoberfest zwischen Masse, Rausch und Ritual“
Prof. Dr. Wolfram Pyta
Ordinarius für Neuere Geschichte, Universität Stuttgart
„Fußball als Kultur- und Medienphänomen – Überlegungen zur atemberaubenden Karriere der Fußball-Bundesliga“
Moderation: Hans-Ulrich Thierer
Südwestpresse, Leiter Lokalredaktion Ulm/Neu-Ulm, Mitglied der Chefredaktion
Abendvortrag 17:00 Uhr
Dr. Hellmuth Karasek
Journalist, Buchautor und Literaturkritiker
„Soll das ein Witz sein? Humor ist, wenn man trotzdem lacht“
Kabarett 20:00 Uhr
Stadthaus Ulm, Münsterplatz
Hans Holzbecher
„Risiko Leben“
Mit gefühlter Schallgeschwindigkeit rast er ohne Gurte und Airbags ungebremst in die Suche nach dem wahren Glück, wird von einem Taxifahrer gerammt, der ihm die göttliche Ordnung erklärt, kämpft mit der Quantenphysik, mit sich selbst, der Philosophie, und nicht zuletzt um seine Frau.
Information: 0731/161-4701
Eintritt: 12 €/9 € erm., nur Abendkasse.
Die Einnahmen kommen der Einrichtung "Stiftung Gänseblümchen" zugute.
Samstag, 15. März 2014
Schwerpunktthema: „Events – Struktur und Funktion“
13:30 Uhr:
Impulsreferate und Diskussionsrunde
Prof. Dr. Felizitas Romeiß-Stracke
Trend- und Tourismusforscherin, München
„Abschied von der Spaßgesellschaft. Freizeit und Tourismus im 21. Jahrhundert“
Dr. Christoph Köck
Direktor Hessischer Volkshochschulverband
„Sehnsucht Abenteuer. Auf den Spuren der Erlebnisgesellschaft“
Wolf Lotter
dt.-österr. Journalist und Autor, Berlin
„Warum wir Verschwendung in der Gesellschaft und Wirtschaft brauchen“
Moderation: Thorsten Blümke, SWR-Studio Ulm
16:00 Uhr
Verabschiedung und Überreichung des Schecks:
Iris Mann
Bürgermeisterin der Stadt Ulm, Fachbereiche Kultur, Bildung und Soziales
Abschlussvortrag
Joey Kelly
Musiker und Extremsportler
„NO LIMITS – Wie schaffe ich mein Ziel
Die Kulturbuchhandlung Jastram hält an allen Tagen einen Büchertisch bereit.






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