Harter Kampf wird nicht belohnt - ratiopharm ulm verliert mit 87:92 gegen ALBA Berlin

 Wenngleich die Enttäuschung in den Gesichtern der Fans überwiegte, war allen klar, dass ratiopharm ulm alles in die Wagschale gelegt hatte, um die Berliner Siegesserie (jetzt: 17 Erfolge) zu brechen. Erst nach einem verschlafenen zweiten Viertel (14:26), das auch Coach Leibenath als Knackpunkt des Abends betrachtete („Die mangelnde Bereitschaft zu rebounden und zu verteidigen hat da den Unterschied gemacht.“), waren die Ulmer aufgewacht und zeigten Herz. Nachdem ratiopharm ulm zum 62:62 ausgeglichen hatte, brachten zwei Dreier in Folge von David Logan (24 Pkt.) die Albatrosse wieder in Front. Ein bitterer Turnover von Will Clyburn beendete beim Stand von 87:88 die Ulmer Hoffnungen auf ein gelungenes Comeback. „Das war schade für Will, doch er gehört zusammen mit Daniel zu den besten Spielern des Abends“, kommentierte Leibenath. Attacke, das war die Devise, die Leibenath seinem Team gegen die zuletzt stark beanspruchten Berliner in den Gameplan geschrieben hatte.
So attackierten die Guards (Günther, Long) mit Highspeed die Bretter und gingen auch in der Verteidigung giftig zur Sache. Was das Team von ratiopharm ulm sich gegen die zurzeit „beste Mannschaft der Beko BBL“ (Leibenath) vorgenommen hatte, zeigte sich exemplarisch in der 5. Minute, als zuerst in der Defense der Ball erobert wurde, den dann Daniel Theis mit Foul und verwandeltem Bonusfreiwurf zum 5:5 durch den Ring donnerte. Und umkämpft ging es weiter: Während ALBA offensiv von David Logan getragen wurde (6 Punkte im ersten Viertel), eroberten sich die Gastgeber (3 Steals im 1. Viertel / 6 Berliner Turnovers) die Bälle und gingen beim Stand von 17:18 in die erste Pause. Mit einer etwas besseren Trefferquote (36 %) wäre noch mehr drin gewesen. Zu Beginn des 2. Viertels (19:24) konnte sich die Hauptstadt zunehmend absetzen. Der arg dezimierte Ulmer Kader (ohne Schwethelm und Nankivil) ließ zu viele Chancen liegen und hatte im Reboundduell deutlich das Nachsehen. Und dann leistete sich ratiopharm ulm eine Schwächephase, die die Berliner eiskalt ausnutzten: Einen Ballverlust an der Mittellinie verwandelte Logan locker und für den 7. Ulmer Turnover bedankte sich Leon Radosevic per Layup zum 24:34 (15.).
Der Schwung der Anfangsphase war nun merklich abgeebbt und die Berliner 31:44-Führung zur Halbzeit die logische Konsequenz. Dass ALBA Berlin sich mittlerweile sehr gut auf das Ulmer Angriffsspiel eingestellt hatte, ließ sich auch an der bescheidenen Anzahl Ulmer Assists zur Pause ablesen (4 / Berlin 12).
Halbzeit zwei begann ratiopharm ulm dann wieder mit mehr Selbstbewusstsein und einem Steal von Long gegen Logan. Die Probleme, den Berliner Defensivriegel zu knacken, blieben allerdings. Während Radosevic einen Dunk zum 33:47 im Korb unterbrachte, rollten die Ulmer Versuche regelmäßig vom Ring und in die Hände der Berliner Verteidiger.
Ein Dreier von Daniel Theis (39:49, 25.) war daher dringend notwendig und entsprechend umjubelt. Als Will Clyburn im Anschluss an einen Steal an Reggie Redding einen furiosen Dunk abschloss, hatte sich die ratiopharm arena endgültig in ein Tollhaus verwandelt. In der 27. Minute (45:54) platzte Thorsten Leibenath dann der Kragen. Sein gestenreicher Kommentar an der Leistung der Schiedsrichter wurde mit einem Technischen Foul bestraft. Von der Berliner Härte unbeeindruckt blieb dagegen Daniel Theis, der von der Freiwurfline seinen 16. Punkt erzielte (47:56, 28.). Während die OrangeZone „ohne Schiri habt ihr keine Chance“ skandierte, versenkte ALBA den 12. Freiwurf. In die Viertelpause schickte Samba Sosa das Spiel mit dem Buzzer beim Stand von 55:61.
Doch dieser Schwergewichtskampf war noch nicht ausgefochten. Daran hatten Clyburn (3er zum 58:61), Long (60:62) und Theis (62:62, 33.) etwas auszusetzen. Fünf schnelle Berliner Punkte stoppten den Run allerdings (64:69, 34.). Als David Logan dann zwei irre Dreier versenkte (68:75, 36.) war dies ein harter Punch, den ratiopharm ulm erst einmal verdauen musste. Am schnellsten gelang dies Cam Long, der ebenfalls mit zwei Dreiern zum 74:80 (36.) verkürzte.
Der Glaube an das zweite Comeback war jetzt wieder da und erhielt durch einen Nahdistanztreffer von Theis zum 80:84 (38.) neue Nahrung. Die nervliche Belastung war nun auch bei Gästecoach Obradovic angekommen, der in der 40. Minute (86:88) ein Technisches Foul kassierte.
Doch ratiopharm ulm konnte den Vorteil nicht nutzen. Zwar verkürzte Clyburn von der Linie auf 87:88, spielte dann aber einen fatalen Fehlpass, den Logan zum 87:90 verwandelte. Die verbliebenen 13,7 Sekunden waren nicht genug, um diesen Fehler auszubügeln.
Für ratiopharm ulm spielten: Günther (9), Theis (23, 5 Rebounds), Sosa (6), Maier, Hess (1), Long (15), Clyburn (18, 6 reb), Howard (7, 4 Reb.), Hummer, Plaisted (8, 6 reb).