Ulm News, 17.06.2023 12:24
ratiopharm ulm ist erstmals Deutscher Meister und schreibt Bundesliga-Geschichte


Beschreibung: Die Ulmer feiern mit der Meisterschaft einen historischen Erfolg.
Fotograf: easycredit BBL

Die Basketballbundesliga hat einen neuen Meister - und der heißt nicht Berlin, Bamberg oder München. ratiopharm ulm holte sich am Freitagabend den ersten, von 6000 Fans lautstark in der Arena gefeierten Meistertitel der Vereinsgeschichte und ist nach Gründung der Liga zur Saison 1966/67 der 15. Club mit Meistertrophäe im Vitrinenschrank. Und dabei ist das 3-1 in den Finals der Ulmer Korbjäger gegen die Telekom Baskets Bonn mehr als nur geschichtsträchtig. . .
Als Siebter zum Titel: den Ersten, Zweiten und Dritten geschlagen
Erstmals in der 56-jährigen Ligageschichte hat sich eine Mannschaft zum Meister gekürt, die nur als siebtplatziertes Team in die Playoffs gestartet war. Der am tiefsten gesetzte Meister war bislang dreimal ein Hauptrundenfünfter gewesen.
Zudem gelingt es der Mannschaft von Anton Gavel in den Playoffs den Ersten (Bonn im Finale), Zweiten (ALBA BERLIN im Viertelfinale) und Dritten (FC Bayern München im Halbfinale) der Hauptrunde auszuschalten – das war noch keinem Club gelungen. Bei diesem Trio handelt es sich um den diesjährigen Sieger der Champions League, den davor amtierenden BBL-Meister und den amtierenden deutschen Pokalsieger. Kann eine Mannschaft für einen größeren Upset sorgen?
Die Ulmer haben damit eine bewegende eigene Geschichte gekrönt: 1988 als SSV Ulm aufgestiegen in die erste Liga, 1996 als SSV ratiopharm Ulm der sensationelle Pokalsieg der legendären Mannschaft um Jarvis Walker und Mike Knörr, die beide ihre komplette Profikarriere in Ulm verbrachten. Nach dem Abstieg 2001 und der Insolvenz und der Neugründung unter dem Namen ratiopharm ulm folgte 2006 der Wiederaufstieg in die erste Liga. 2009 stand man erstmals wieder in den Playoffs (0:3 im Viertelfinale gegen Bonn), erreichte 2012 und 2016 das Finale gegen Bamberg (es gab allerdings wie bereits 1998 gegen Berlin zwei Mal einen 0:3-Sweep) sowie 2013 und 2014 das Pokalfinale, was jeweils gegen Berlin verloren wurde. Und nun diese einzigartige erste Meisterschaft.
Eine Club-Legende ist Per Günther, und ausgerechnet im ersten Jahr nach dessen Karriereende holen seine #Uuulmer die Meisterschaft... Speedy Günzalez stand in seinen 14 Jahren mit Ulm zwei Mal im Finale um die Meisterschaft (2012, 2016) und zwei Mal im Pokalfinale (2013, 2014), aber ein Titel blieb der Ulmer Klub-Ikone verwehrt. Per feierte natürlich dennoch, und gedachte dabei auch an den vor den Finals verstorbenen Ulmer Teambetreuer Andi „Kutscher“ Klee. „Kutscher, wir sind deutscher Meister“, schrieb Per auf Twitter.
Während die Ulmer ihre erste Meisterschaft feiern, gehen die Telekom Baskets Bonn wieder mal leer aus: Sechs Mal Vize, aber noch nie Meister - dies ist ein einsamer Rekord der Telekom Baskets Bonn. Sie standen neben den drei verlorenen Pokalendspielen (2005, 2009, 2012) sechs Mal im Finale um die Deutsche Meisterschaft (1997, 1999, 2001, 2008, 2009, 2023), aber verloren jedes Mal. Immerhin wird man sich im Rheinland mit dem Titel in der Champions League trösten können – und einer Saison, mit der die Bonner bis in die Finals das beste und dominanteste deutsche Team gewesen sind.
Bonn schlägt zurück: Zweithöchster Playoff-Sieg beschert dem Favorit den Ausgleich
Doch in den Finals trafen die Bonner auf ein Ulmer Team, das zum Saisonhöhepunkt einfach sein höchstes Level erreicht hatte: „Wir haben vor allem in den Playoffs immer an uns geglaubt“, sagte Anton Gavel nach der Meisterschaft bei Magenta Sport. „Die Jungs haben viel Herz, Charakter und dicke Eier gezeigt.“ Hat das aktuelle Team sicherlich vom ehemaligen Spieler Gavel abgeschaut, der in seiner aktiven Karriere fünfmal die Meisterschaft, viermal den Pokal holte und seine Spielerkarriere mit einer Meisterschaft beendete … nur, um seine Trainerkarriere im vierten Jahr sowie im ersten als BBL-Headcoach mit einer Meisterschaft fortzusetzen.
„Eier zeigten“ die Ulmer immer dann, wenn die Bonner im vierten Spiel zurückkamen: Auf einen Ulmer 11:0-Lauf im zweiten Viertel, bei dem Yago dos Santos sein Team antrieb, antworteten die Bonner mit einem 10:0-Lauf. Und als die Hausherren im dritten Viertel den Faden verloren und gegen eine starke Bonner Verteidigung nur acht Punkte zusammenbrachten, stürmten sie aus der Viertelpause mit einem 18:0-Lauf! Auch solche Drangphasen waren eine Ulmer Stärke, man erinnere sich an den 23:0-Lauf im ersten Viertelfinalspiel in Berlin oder an den 16:2-Lauf im ersten Halbfinalspiel in München.
Yago dos Santos (25 PTS, 4/9 3P, 8 AST) erzielte bei diesem furiosen Auftakt die ersten zehn Ulmer Zähler, doch wie sollte es bei diesem Duell der zwei stärksten Point Guards der Liga sein, der Liga-MVP TJ Shorts (19 PTS, 7 REB, 6 AST) führte die Bonner wieder zurück – bis auf 69:72 bei zwei Minuten zu spielen. Doch drehen sollte der Hauptrundenprimus die Partie nicht mehr können, auch wenn Ulm etwas schwankte. Schwanken werden sie nun aber nur bei den gemeinsamen Feierlichkeiten.
Mit Finals-Rekord: Ulm fügt Bonn die höchste Saisonniederlage zu
Die Telekom Baskets Bonn waren in dieser Saison – national wie international – das dominantest deutsche Team. Dann komm ratiopharm ulm, dominiert die Bonner im dritten Finalspiel mit 112:84 und fügt den Baskets deren mit Abstand höchste Saisonniederlage zu. Die Bonner hatten davor sechs Pflichtspiele verloren – mit zusammengerechnet nur 23 Zählern Differenz!
Mit 112 Punkten stellten die Ulmer einen Finals-Rekord seit digitaler Datenerfassung zur Saison 1998/99 auf. Den bisherigen Rekord hatte ALBA BERLIN durch das 108:72 im ersten Finale gegen Bonn von 2001 gehalten. Der Ulmer Sieg von 28 Punkten Differenz war in der Finals-Geschichte seit digitaler Datenerfassung zur Saison 1998/99 der sechsthöchste. Neben dem Bonner Sieg von 29 Zählern Differenz im zweiten Spiel feierten nur Berlin 2001 (+36 vs. Bonn), Bamberg 2017 (+36 vs. Oldenburg), Berlin 2008 (+30 vs. Bonn) und München 2022 (+30 vs. Berlin) höhere Erfolge.
Ein 21:4-Lauf zum Ende des zweiten Viertels brachte den Hausherren eine 53:30-Führung zur Pause ein, in der zweiten Hälfte setzten sie sich auf zeitweise 33 Punkte Differenz ab! 18 ihrer 40 Dreier versenkten die Ulmer, an diese starke Quote von 45,0 Prozent kam Bonn (26,7 3P%) nicht heran. Mit Karim Jallow (24 PTS, 13/14 FT), Brandon Paul (23 PTS, 7/13 3P) und Bruno Caboclo (20 PTS, 4 BLK) legten gleich drei Ulmer mindestens 20 Zähler auf.
Yago dos Santos zum MVP der Play Offs gekürt
Vielleicht ist Yago dos Santos auf dem Parkett das, was Anton Gavel an der Seitenlinie ist: Denn der Ulmer Point Guard absolvierte seine erste Saison fernab seiner Heimat Brasilien, war sozusagen ein Europa-Rookie – und holte neben dem Meistertitel direkt noch die Trophäe des Finals-MVPs! 16,8 Punkte, 4,5 Rebounds und 7,0 Assists erzielte dos Santos in den vier Finalspielen durchschnittlich, dabei traf er 43,3 Prozent seiner Dreier – darunter mehrere vom Parkplatz. Im entscheidenden Spiel zur Meisterschaft avancierte der 24-Jährige zum Topscorer und ging nach der Trophäenübergabe sogar mit „Bruder“ Bruno Caboclo zu Magenta Sport ans Mikro – natürlich mit der brasilianischen Flagge um den Oberkörper.










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