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Ulm News, 01.04.2023 18:34

1. April 2023 von Ralf Grimminger
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Der Ulmer Rettungshubschrauber ist seit 20 Jahren gelb


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Beschreibung: 2021 wurde 50 Jahre Luftrettung in Ulm gefeiert und dieses Jahr werden es am 1. April zwanzig Jahre, dass die ADAC Luftrettung das Fluggerät zur Verfügung stellt.

Fotograf: Thomas Heckmann

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Es ist gerade einmal eineinhalb Jahre her, dass die Ulmer Luftretter ein großes Jubiläum feiern konnten. 2021 wurde 50 Jahre Luftrettung in Ulm gefeiert und dieses Jahr werden es am 1. April zwanzig Jahre, dass die ADAC Luftrettung das Fluggerät zur Verfügung stellt. 
Text/Fotos: Thomas Heckmann

Stationiert ist der Rettungshubschrauber am Ulmer Bundeswehrkrankenhaus (BwK) und ist von täglich sieben Uhr bis Sonnenuntergang einsatzbereit, im Winterhalbjahr neuerdings durch zusätzliche Restlichtverstärkerbrillen bis 20 Uhr, also auch bei winterlicher Dunkelheit. Professor Matthias Helm war bis zu seiner Pensionierung 2021 Leiter der Klinik für Anästhesiologie am BwK und weiß noch sehr genau, wie es zum Engagement des ADAC in Ulm kam. Bis 1993 war es die Luftwaffe der Bundeswehr selbst, die mit einer dunkelgrünen Bell UH1D die Luftrettung durchführte. Die orangene Tür mit dem Schriftzug "SAR" zeigte, dass gleichzeitig noch die Aufgabe bestand, nach vermissten Flugzeugen zu suchen. Die Bell hat nur ein Triebwerk und das war dann für die Luftrettung nicht mehr zulässig. Da die Bundeswehr in dieser Größe keinen anderen Hubschraubertyp besaß, musste eine zivile Organisation diese Aufgabe übernehmen.

Da die ADAC Luftrettung auch in Koblenz mit dem dortigen Bundeswehr-Krankenhäusern zusammenarbeitet, kam es durch eine politische Entscheidung auch in Ulm zur Zusammenarbeit mit dem ADAC. Die ADAC Luftrettung setzte anfangs die BK117 in Ulm ein, später kam der Wechsel zur moderneren EC135, die auch heute noch in Ulm fliegt. Für den neuen Hubschrauber musste am Landeplatz des BwK ein neues Gebäude gebaut werden, um den Hubschrauber vor dem Wetter schützen zu können. Das BwK stellt weiterhin die medizinische Besatzung, neben dem Notarzt ist das der Notfallsanitäter. Dieser Notfallsanitäter hat während des Fluges auch noch die Aufgabe, den Piloten bei der Navigation und dem Funkverkehr zu unterstützen. Die Ulmer engagieren sich seit Jahrzehnten auch in der notfallmedizinischen Forschung. Neue Gerätschaften, neue Untersuchungsmethoden und neue Behandlungsabläufe sind dabei die Hauptgebiete. Die Messung der Sauerstoffsättigung im Blut war früher nur in den Kliniken üblich, schon vor Jahrzehnten führte man in Ulm diese Messung auch auf dem Hubschrauber ein, heutzutage sind die Pulsoxymeter so üblich geworden, dass sie zur Heimanwendung beim Discounter verkauft werden. Die alternative Infusion über das Knochenmark oder die Ultraschalluntersuchung des Bauchraumes schon an der Unfallstelle mit einem Hand-Ultraschallgerät kam im Lauf der Zeit hinzu. Mittlerweile sind auf dem Hubschrauber auch tiefgekühlte Blutprodukte verladen. Auch die Erfahrungen aus den Auslandseinsätzen der Bundeswehr zur Blutstillung wurden in die zivile Luftrettung eingebracht. Wie der Einsatzalltag auf dem Rettungshubschrauber abläuft, haben wir uns hautnah anschauen können. Schon vor sieben Uhr morgens brennt Licht im Hangar, der Pilot Marc Rothenhäusler öffnet eine Abdeckung nach der anderen am Hubschrauber und kontrolliert mit der Taschenlampe, ob zum Beispiel irgendwo Öl austritt und auch ob sonst alles so wie normal aussieht. Die Sicherheit steht bei der Luftrettung ganz oben.

Notarzt Alexander Frank hat bereits tiefgekühltes Blut in einer Kühltasche in der Notaufnahme des BwK abgeholt und überprüft die mitgeführten Medikamente auf ihr Ablaufdatum und die Vollständigkeit. Notfallsanitäter Matthias Heigl checkt in der Zwischenzeit die Geräte und Ausstattung im Hubschrauber. Alles ist vollständig und alles funktioniert. Gegen sieben Uhr gibt es dann im Aufenthaltsraum ein gemeinsames Frühstück, das aber auch eher eine Dienstbesprechung ist. Das Flugwetter spielt eine große Rolle, auf der Alb kann es ganz anders sein als im eher flachen Illertal und überall kann es sich im Lauf des Tages ändern. Zwischenzeitlich ist der Hubschrauber bei der Ulmer rettungsleitstelle einsatzklar gemeldet und es kann jederzeit zu einem Einsatz kommen. Der Einsatzradius beträgt 70 Kilometer und entspricht etwa 20 Minuten Flugzeit, dieser Radius überlappt mit den Nachbarstationen, damit tagsüber flächendeckend Luftrettung gewährleistet werden kann. Marc Rothenhäusler fährt die Landeplattform mit dem Hubschrauber aus dem Hangar heraus vor das Gebäude, damit bei einem Einsatz sofort die beiden Triebwerke angelassen werden können. Fast 1 600 Einsätze gab es im Jahr 2022, doch bei leichtem Sonnenschein bleibt es an diesem Vormittag ruhig. Alle drei Besatzungsmitglieder haben Schreibarbeiten zu erledigen, damit es nicht zur rein sitzenden Tätigkeit wird, nimmt der Pilot die Hand-Kehrmaschine und fegt den Boden der Halle von etwas Dreck, der hereingeweht wurde. Es ist dann für andere schon Mittagszeit als das erste Mal an diesem Tag die Funkmelder in den Taschen der Crew laut einen Einsatz verkünden. Jeder schlüpft in die bereitstehenden Einsatzstiefel und spurtet zum Hubschrauber, die Triebwerke werden angelassen, Helme aufgesetzt, Sicherheitsgurte angelegt, die Türen geschlossen, aus dem Kopfhörer im Helm kommt ein kurzes "Cabin check?" des Piloten Rothenhäusler, das Notarzt Frank mit "Check!" quittiert und Sekunden später hebt der Hubschrauber Richtung Alb ab.

Über Funk erfährt das Team im Hubschrauber, dass es im Nachbarlandkreis einen schweren Motorradunfall gab. Rettungswagen und Notarzt versorgen den Patienten bereits, doch es geht auch um den schonenden Transport in ein geeignetes Krankenhaus. Bei Ankunft an der Unfallstelle fliegt der Hubschrauber eine Runde um den Landeort, um aus allen Blickwinkeln mögliche Gefahrenquellen zu sehen. Der Rettungswagen steht auf einem großen und leeren Parkplatz, das macht die Landung einfach und sicher. Notarzt Frank und Notfallsanitäter schnappen sich EKG-Gerät und zwei Rucksäcke voller Einsatzutensilien und laufen zum Rettungswagen. Im Rettungswagen bekommen sie vom örtlichen Notarzt einen Überblick über die Probleme des Patienten. Das Motorrad war in einer Kurve von der Fahrbahn abgekommen und hat sich in der Böschung überschlagen. Neben mehreren Knochenbrüchen macht den beiden Notärzten der Brustkorb Sorgen. Luft oder Flüssigkeit sind seitlich der Lunge im Pleuraspalt und belasten dadurch Herz und Lunge. Die Entlastung bringt eine Thoraxdrainage, bei der Luft und Flüssigkeit nach außen abgeleitet werden können. Pilot Rothenhäusler, selbst ausgebildeter Rettungsassistent, bringt das vorbereitete Drainageset und die lebensrettende Maßnahme wird im Rettungswagen durchgeführt. Bei der Suche nach einer aufnahmebereiten und geeigneten Klinik werden mehrere Telefonate geführt und die Entscheidung fällt auf das Ulmer Bundeswehrkrankenhaus.

Die Trage wird aus dem Rettungshubschrauber herausgeholt und hergerichtet, der Rettungswagen mit dem Patienten wird rückwärts an den Hubschrauber herangefahren. Alle packen zusammen an, um den Patienten dann von der einen Trage auf die andere Trage umzubetten und den Patienten dann in den Hubschrauber zu schrieben. Die Beatmung wird an die Geräte im Hubschrauber angeschlossen und nochmals der Gesundheitszustand des Patienten überprüft. Triebwerke anlassen, Türen überprüfen, "Cabin check?" - "Check!" und schon steigt der Hubschrauber wieder in die Luft und nimmt den direkten Weg nach Ulm. An der Unfallstelle reinigt die Feuerwehr die Fahrbahn, der Abschleppdienst verlädt das zerstörte Motorrad und die Polizei befragt Zeugen und Ersthelfer, um den Unfallhergang zu ermitteln.

Knapp zehn Minuten später Heigl per Funk der Rettungsleitstelle ein "Auf dem Dachlandeplatz BwK zur Landung". Seit vergangenem Jahr hat das BwK einen Dachlandeplatz über das bestehende Gebäude gebaut bekommen, über einen Aufzug geht es direkt in die Notaufnahme. Das Team im sogenannten Schockraum steht schon bereit und Notarzt Frank erklärt mit fester Stimme strukturiert die gesundheitlichen Probleme des Patienten. Chirurg, Anästhesist, Radiologe, Fachpfleger. Ein gutes halbes Dutzend Fachleute hören zu. Keine Rückfragen, dann wiederholt Schockraum-Teamleader Thorsten Holsträter, selbst Leitender Oberarzt und häufig als Notarzt auf dem Rettungshubschrauber unterwegs, alles, damit er nichts falsch verstanden hat und nichts vergessen hat. Nachdem Frank bestätigt, dass es so stimmt, wird der Patient von der Hubschraubertrage auf den Behandlungstisch umgeladen und die Versorgung beginnt sofort. Während im Computertomografen nach Brüchen und inneren Verletzungen gesucht wird, schreibt der Notarzt Frank sein Einsatzprotokoll und wirft auf einem Kontrollmonitor einen Blick auf die Lunge des Patienten. Die Thoraxdrainage, die er im engen Rettungswagen am Patienten angelegt hat, liegt genau richtig. Draußen im Gang putzen Notfallsanitäter Heigl und Pilot Rothenhäusler die Trage und füllen gleich verbrauchtes Material nach, damit der Rettungshubschrauber wieder einsatzklar ist. Beim Eintrag im Protokoll des Dachlandeplatzes sieht Rothenhäusler gar nicht, dass er die einhundertste Landung auf dem BwK-Dachlandeplatz machen durfte, der Sicherheitsdienst bemerkt das Jubiläum und ruft es noch hinterher. Das Startprozedere wird auch jetzt wieder komplett durchgearbeitet, auch wenn die Flugzeit zum Hangar unter einer Minute liegt. Wie sinnvoll es war, den Hubschrauber noch im BwK wieder einsatzklar aufzurüsten, zeigt sich keine Viertelstunde später. Während die ersten sich ein Brötchen als Mittagessen hergerichtet haben, piepsen wieder die Melder und signalisieren einen Einsatz. Das angebissene Brötchen bleibt auf dem Teller, der Einsatz hat Vorrang. Dieses Mal geht es zu einer Biogasanlage, dort wurde eine Frau verletzt. Der Anrufer konnte, da die Anlage außerhalb des Ortes liegt, der Rettungsleitstelle keine genaue Adresse nennen. Der Rettungshubschrauber ist hier das ideale Hilfsmittel, denn aus der Luft sind die beiden Biogasanlage der Ortschaft schnell überflogen und an der zweiten Anlage winkt tatsächlich jemand dem Hubschrauber zu. Direkt vor der Anlage auf dem Feldweg geht der Hubschrauber zur Landung. Die Patientin ist im Gesicht verletzt, der Notarzt muss die Frau nicht in die Klinik begleiten, das wird von der Besatzung des zwischenzeitlich eingetroffenen Rettungswagen übernommen.

Nachdem Matthias Heigl bei der Rettungsleitstelle angerufen hat, dass der Notarzt wieder verfügbar ist, vergeht keine Minute, bis der Rettungshubschrauber wieder alarmiert wird. In einem Nachbarort ist ein Herzinfarkt gemeldet, nach nicht einmal drei Minuten Flugzeit ist der Rettungshubschrauber auch dieses Mal vor dem Rettungswagen an der Einsatzstelle und kann sich bereits um den Patienten kümmern. Da auch nach der Erstbehandlung Lebensgefahr besteht, begleiten der Notarzt und der Notfallsanitäter den Patienten im Rettungswagen bis in eine Klinik. Pilot Marc Rothenhäusler fliegt mit dem leeren Hubschrauber zurück nach Ulm, Heigl und Frank werden dann vom Rettungswagen wieder zum Hangar gebracht, damit der Hubschrauber wieder einsatzklar ist.

Auch jetzt dauert es keine Viertelstunde, bis die nächste Alarmierung kommt. Schon am Rand des Einsatzgebietes, in einem bayerischen Landkreis, fordert ein Notarzt den fliegenden Notarzt zur Unterstützung an. Langsam dämmert es und vor dem Start holt Matthias Heigl noch für den Piloten und sich zwei Restlichtverstärkerbrillen, um auch nach Einbruch der Dunkelheit sicher wieder nach Hause zu kommen. Während dem Flug kommen weitere Informationen über Funk. Ein Mädchen ist vom Fahrrad gestürzt, war bewusstlos, die Ursache unklar. Da die junge Patientin möglicherweise in eine weiter entfernte Spezialklinik geflogen werden muss, kann es nun spät werden. Vor Ort im Rettungswagen stellt sich dann heraus, dass eine geeignete Klinik auch mit dem Rettungswagen angefahren werden kann und das Ulmer Rettungsteam kann wieder zurückfliegen. Ohne weitere Einsätze bricht langsam die Dunkelheit über dem Hangar auf dem Ulmer Eselsberg herein. Alle drei Besatzungsmitglieder müssen noch einige Schreibarbeiten erledigen, die Einsatzprotokolle sind umfangreich. Als dann klar ist, dass es für einen weiteren Start zu dunkel ist, greift Matthias Heigl zum Akkustaubsauger und saugt den Hubschrauber aus. Durch das Landen auf Feldwegen und Wiesen ist einiges an Dreck in die Maschine gekommen. Mit Reinigungsmitte wird dann auch feucht gereinigt, um den Hubschrauber für den nächsten Morgen einsatzklar zu machen. Notarzt Alexander Frank setzt sich nochmal in das Notarzteinsatzfahrzeug und bringt das heute nicht benötigte Blut zurück in den Gefrierschrank in der BwK-Notaufnahme, damit es immer ausreichend gekühlt ist. Weit nach zwanzig Uhr endet dieser Arbeitstag für die Crew, am nächsten Tag ist Pilot Marc Rothenhäusler wieder mit Christoph 22 unterwegs, Notfallsanitäter und Notarzt wechseln mit Kollegen aus der Notaufnahme, damit jedes Teammitglied seine Erfahrung aus der Luftrettung in den Klinikalltag einbringen kann und mit der Erfahrung aus dem Klinikalltag die Ulmer Luftrettung wieder ein kleines bisschen verbessert werden kann.



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