Ulm News, 17.06.2020 17:02
Free FM feiert: 25 Jahre freies Radio in Ulm
seit 1995 sendet Radio free FM auf 102,6 MHz live und jeden Tag. Von Beginn an finanziert sich der Radiosender durch Mitgliedsbeiträge, Spenden und einer Sockelförderung der Landesmedienanstalt. Knapp 400 Unterstützer zählt Radio free FM bisher, inklusive circa 140 ehrenamtliche Redakteure. Radio Free FM sendet aus der Pflatzgasse 18 mitten aus Ulm.
Heute kann sich das Team über zahlreiche Medienpreise und Förderungen freuen. Interessant ist, dass jeder die Chance hat, Teil des Teams zu werden oder gar eine ganz eigene Sendung zu betreuen. Die Themen erstrecken sich über eine große Bandbreite: von Umweltschützern über Menschenrechtlern bis hin zu Einwanderer, die in ihrer heimischen Sprache moderieren. Sogar Kinder ab dem sechsten Lebensjahr erhalten eine Stimme im Radio und setzten sich somit schon früh mit medienbezogenen Themen auseinander.
Start mit kreativen, innovativen Radioshows
Im Jahr 1995 gab es noch keine elektronische Musik on Air. Mit dem Start der freien Radios änderte sich das: Die „NME Click“ brachte den Drum’n‘Bass nach Ulm und mit dem Echtzeitkochen mit Schnittmeister Merlin war Radio free FM dem Hype der Kochsendungen um Jahre voraus. Auf der 102.6 MHz traf sich die Ulmer Szene: Für „Riskier dein Bier“ wurden Szenelokale zusammengeschalten und die Terminatoren wie der berüchtigte Konne Naumann terminierten die Biere der Verlierer.
Notorischer Geldmangel machte erfinderisch und so war man technisch unerwarteter Weise oft seiner Zeit voraus: Zum Elektro Bunker Open Air aus Köln wurden mit damals neuartiger Bridge-Technologie 15 Sender über das Studio in der Söflinger Strasse synchronisiert, darunter renommierte Namen wie DRS3 und Das Ding.
Auch die Techniker des SWR fragten einst den Medienpädagogen Rudi Arnold, wie das denn mit den MP3 und Internet so funktionieren würde. Die Kindernachrichtensendung Logo berichtete im ZDF über die Kindersendung Mikrowelle, in der die Kleinsten den Politikern mit ihren Fragen zu Wa(h)len zusetzten. Rudi Cerne präsentierte den Spot zur Radiosendung „All Inclusive“ und die Umweltaktivisten berichteten live von den Sitzblockaden der Castor Transporte.
Außergewöhnliche Fanpost aus den Gefängnissen landauf landab bescherte uns die deutsch-türkische Hip-Hop-Sendung von Mo – er brachte die in Berlin neu entstandene integrative Stilrichtung nach Ulm, wo sie von Knast-Insassen auf Cassetten aufgezeichnet und an Kumpels verschickt wurde. Mehr Anekdoten und Geschichten rund um 25 Jahre Radio free FM ertönen in der 25 Jahre-Podcastreihe auf www.freefm.de/25Jahre.
Im Namen “Radio free FM” steckt auch eine Anekdote. “Wir saßen wie jeden Sonntag auf der Couch in der KöWi20 [König Wilhelmstraße 20] und überlegten uns einen passenden Namen. Dann sagte Frank Maier: Nenn’s doch free FM. Dabei wollten wir gar keine Anglizismen”, erinnert sich Sabine Frazke. “Frank erwiderte, dass stehe für F(reie), R(adikale), E(igendynamische) E(ndzeitstimmung).”
Nach 25 Jahren hat sich zwar vieles geändert, eines bleibt aber gleich: Die Leidenschaft für freies Radio, betonen die jetzigen Macher.
Mittlerweile sendet Radio free FM rund um die Uhr, 365 Tage im Jahr auf der 102,6 MHz. Natürlich hat CoVid-19 auch uns einen Strich durch die Rechnung gemacht. Die Feierlichkeiten werden nächstes Jahr nachgeholt. „Dann feiern wir 25+1!“ sagt Radio free FM-Geschäftsführer Timo Freudenreich lässig. „Solange wir nicht draußen mit unseren Hörern und Mitgliedern feiern können, werden wir auf unserer Frequenz feiern. Mit Podcasts, Sondersendungen und Diskussionsrunden, um auch weiterhin die DAB+-Debatte am Laufen zu halten“, ergänzt Freudenreich.
Bisher sind freie Radios nicht auf DAB+ vorgesehen und würden mit der Abschaltung von UKW ihren terrestrischen Verbreitungsweg verlieren.
Für die Zuhörer*innen haben die Radioleute einen Anrufbeantworter eingerichtet, unter diesem man Grußbotschaften an Radio free FM einreichen kann. Unter der Nummer 0731/14 39 13 55 dürfen die Hörer – wie von Radio free FM gewohnt
- zu Wort kommen.
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