Ulm News, 03.06.2020 12:21
Arbeitsmarkt in Ulm weiter unter Druck
„Corona und die Folgen setzen den Arbeitsmarkt in der Region weiter unter Druck“, sagt Mathias Auch, Vorsitzender der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Ulm. Im Bezirk der Agentur für Arbeit Ulm stieg die Arbeitslosigkeit im Mai um 935 Personen oder 10,1 Prozent auf insgesamt 10 232 Frauen und Männer an. Zum Vorjahresmonat wuchs die Arbeitslosigkeit um 3 251 Personen oder 46,6 Prozent an.
„Im Mai ist die Arbeitslosigkeit entgegen der üblichen saisonalen Entwicklung deutlich gestiegen, wenn auch weniger ausgeprägt als noch im Vormonat“, fährt Auch fort. Die Arbeitslosenquote kletterte auf 3,3 Prozent. Das sind 0,2 Prozentpunkte mehr als im April 2020 und 1,0 Prozentpunkte mehr als im Mai des letzten Jahres.
Der Stellenbestand ging weiter zurück. Im Mai sank die Zahl der offenen Arbeitsstellen auf 3 677 Angebote. Das sind 455 weniger als im April und 2 385 weniger als im Mai 2019. Im Stellenzugang zeigte sich mit 788 neuen Offerten ein leichtes Plus zum Vormonat.
„Die Betriebe in der Region setzen weiterhin auf Kurzarbeit als Krisenüberbrückungsinstrument“, berichtet Auch. Bis zum 27. Mai gingen 422 Kurzarbeitsanzeigen für bis zu 20 407 Beschäftigte ein. „Eine zügige Antragsbearbeitung und schnelle Auszahlung des Kurzarbeitergeldes haben für uns absolute Priorität“, betont Auch.
Arbeitslosigkeit
Im aktuellen Berichtsmonat nahm die Arbeitslosigkeit über beide Rechtskreise hinweg sowohl im Vormonats- als auch im Vorjahresvergleich zu. Alle Personengruppen waren von diesem Verlauf betroffen. Im Bereich der Arbeitslosenversicherung (Arbeitsagentur) waren im Mai 6 227 Männer und Frauen arbeitslos gemeldet, 554 oder 9,8 Prozent mehr als im April und 2 691 oder 76,1 Prozent mehr als vor einem Jahr. Im Bereich der Grundsicherung (Jobcenter) waren 4 005 Menschen arbeitslos, 381 oder 10,5 Prozent mehr als im Vormonat und 560 Personen oder 16,3 Prozent mehr als im Vorjahr. In einem Mai gab es zuletzt vor zehn Jahren mehr Arbeitslose, damals waren es 10 675 arbeitslose Menschen.
Der Anstieg der Arbeitslosigkeit in der Corona-Krise lässt sich im Wesentlichen auf zwei Faktoren zurückführen. Zum einen meldeten sich aufgrund Entlassung oder Aufgabe ihrer selbständigen Tätigkeit mehr Menschen arbeitslos, während gleichzeitig die Nachfrage nach Arbeitskräften stark abnahm. Zum anderen sank die Zahl der Abgänge aus Arbeitslosigkeit in arbeitsmarktpolitische Maßnahmen, zum Beispiel Weiterbildungen, da viele Schulungsmaßnahmen seit Mitte März ausgesetzt oder nur eingeschränkt verfügbar waren. Diese laufen seit Mitte Mai nach und nach wieder an. Worauf es Mathias Auch jetzt ankommt: „Der Arbeitsmarkt ist momentan nur wenig aufnahmefähig. Arbeitsagentur und Jobcenter setzen in dieser Situation auf Weiterbildung für die Menschen, die ihre Arbeitsstelle verloren haben. Strategisch steht dabei Qualifizierung im Kontext der Digitalisierung im Mittelpunkt.“
Kurzarbeit
Die Daten zu Anzeigen auf Kurzarbeit liegen für die Kalendermonate März und April inzwischen vollständig vor. Im Bezirk der Agentur für Arbeit Ulm zeigten in diesem Zeitraum 4 843 Betriebe Kurzarbeit für maximal 85 463 Beschäftigte an. Im Vergleich zur Finanzkrise 2009, in der hauptsächlich die Industrie betroffen war, wird Kurzarbeit derzeit in nahezu allen Branchen genutzt. Hinsichtlich der Anzahl an Personen für die Kurzarbeit angezeigt wurde, waren folgende Branchen besonders betroffen: Die Metall- und Elektroindustrie (31 648 Beschäftigte, 602 Betriebe); der Handel (12 155 Beschäftigte, 883 Betriebe); das Gastgewerbe (6 240 Beschäftigte, 671 Betriebe); der Bereich Lager und Logistik (4 979 Beschäftigte, 223 Betriebe); das Baugewerbe (4 453 Beschäftigte, 415 Betriebe) und das Gesundheitswesen (4 041 Beschäftigte, 449 Betriebe). Aussagen zum Umfang tatsächlich in Anspruch genommener Kurzarbeit sind auf Basis dieser Daten nicht möglich. Hintergrund: Die Leistung Kurzarbeitergeld kann frühestens nach dem Monat abgerechnet werden, in dem kurzgearbeitet wurde. Im Folgenden können Unternehmen Abrechnungen bis zu drei Monate im Nachhinein geltend machen und erst dann kann ausgewertet werden, ob und in welchem Umfang Kurzarbeit realisiert wurde.
Für den Kalendermonat Mai liegen vorläufige Daten über geprüfte Anzeigen bis zum 27. des Monats vor. Demnach zeigten in diesem Zeitraum 422 Betriebe für bis zu 20 407 Beschäftigte Kurzarbeit an. „Im langjährigen Vergleich ist das ein sehr hoher Monatswert. Mit Blick auf die beiden Vormonate zeigt sich, dass die Welle an neuen Kurzarbeitsanzeigen abgeebbt ist“, sagt Mathias Auch.
Der Agenturbezirk im Landesvergleich
Im Bezirk der Agentur für Arbeit Ulm stieg die Arbeitslosigkeit um 10,1 Prozent, die Arbeitslosenquote kletterte um 0,2 Prozentpunkte auf 3,3 Prozent. Das ist auch unter den veränderten Rahmenbedingungen dieser Tage der niedrigste Wert im Land. Der Anstieg zum Vorjahr beträgt 1,0 Prozentpunkte. In Baden-Württemberg legte die Arbeitslosigkeit um 8,0 Prozent zu, die Arbeitslosenquote kletterte um 0,3 Prozentpunkte auf 4,3 Prozent. Zum Vorjahr stieg die Arbeitslosenquote um 1,2 Prozentpunkte.
Zu den Kreisen im Agenturbezirk
Alb-Donau-Kreis. 3 771 Menschen waren arbeitslos und über die Agentur für Arbeit (2 380) oder das Jobcenter (1 391) auf der Suche nach einer neuen Arbeitsstelle. Das sind 353 oder 10,3 Prozent mehr Menschen als vor vier Wochen. Die Arbeitslosenquote kletterte um 0,2 Prozentpunkte auf 3,2 Prozent. Im Vorjahr lag die Quote bei 2,2 Prozent. Im März und April zeigten im Alb-Donau-Kreis 1 565 Betriebe für 19 510 Beschäftigte Kurzarbeit an. Im Mai waren es 162 Betriebe für 1 836 Beschäftigte.
Im Stadtgebiet Ulm waren 3 233 arbeitslose Menschen über die Arbeitsagentur (1 750) und das Jobcenter (1 483) auf der Suche nach einer neuen Arbeitsstelle. Somit stieg die Arbeitslosigkeit zum Vormonat um 252 Personen oder um 8,5 Prozent an. Die Arbeitslosenquote stieg um 0,2 Prozentpunkte auf 4,4 Prozent. Vor einem Jahr lag die Quote bei 3,2 Prozent. Im März und April zeigten im Stadtkreis Ulm 1 644 Betriebe für 27 291 Beschäftigte Kurzarbeit an. Im Mai waren es 135 Betriebe für 13 537 Beschäftigte.
Im Landkreis Biberach stieg die Arbeitslosenquote auf 2,7 Prozent. Es ist der einzige Kreis in Baden-Württemberg unter der Drei-Prozent-Marke. Zum Vormonat sind das 0,4 Prozentpunkte mehr, zum Vorjahr 0,9. Mit 3 228 Frauen und Männern waren 330 oder 11,4 Prozent mehr Menschen arbeitslos als vor vier Wochen. Die Agentur für Arbeit in Biberach betreute 2 097 Menschen (plus 183), das Jobcenter des Landkreises Biberach 1 131 Frauen und Männer (plus 147). Im März und April zeigten im Landkreis Biberach 1 634 Betriebe für 38 662 Beschäftigte Kurzarbeit an. Im Mai waren es 125 Betriebe für 5 034 Beschäftigte.






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