Ulm News, 02.06.2020 17:39
Jung, weiblich und extravertierter? Studie identifiziert typische Nutzer von Facebook, Instagram und WhatsApp
Beschreibung: Dr. Davide Marengo, Erstautor der Studie (Foto: privat)
Fotograf: Universität Ulm
Facebook, WhatsApp, Instagram zählen zu den bekanntesten sozialen Medien und gehören alle zum US-amerikanischen Facebook-Konzern. In einer Studie haben Forscherinnen und Forscher rund um Professor Christian Montag von der Universität Ulm nun untersucht, wie die Nutzung dieser Plattformen mit soziodemografischen Merkmalen und den „Big Five“-Persönlichkeitsmerkmalen zusammenhängt.
Dabei konnten sie feststellen, dass Personen, die mindestens auf einer Social-Media-Plattform aktiv waren, im Allgemeinen jünger, häufiger weiblich und etwas extravertierter als Nichtnutzer waren. Veröffentlicht wurde die Studie in der Fachzeitschrift „Frontiers of Psychology“.
Derzeit nutzen 2,7 Milliarden Menschen weltweit mindestens eine der zum Facebook-Konzern gehörenden Social-Media-Plattformen Facebook, WhatsApp oder Instagram. Frühere Untersuchungen der individuellen Unterschiede zwischen Benutzern und Nichtbenutzern von sozialen Medien haben sich in der Regel nur auf eine Plattform konzentriert. Die neue Studie nimmt nun das Zusammenspiel der Facebook-eigenen Plattformen in den Fokus. „Dies entspricht eher der Lebenswirklichkeit der Userinnen und User. Wir konnten zeigen, dass sie oft mehrere Social-Media-Kanäle nutzen, wenn auch in unterschiedlicher Kombination. Bislang gab es noch keine Studie, die dieses Zusammenspiel berücksichtigt“, so der Erstautor Dr. Davide Marengo von der Universität Turin. Zum Zeitpunkt der Studie war Marengo als Gastwissenschaftler Teil der Arbeitsgruppe von Professor Christian Montag, dem Leiter der Abteilung Molekulare Psychologie der Universität Ulm.
Ausgewertet wurden für die Studie Online-Fragebögen von rund 3000 Teilnehmerinnen und Teilnehmern aus Deutschland, die ein Smartphone besitzen. Im Durchschnitt betrug das Alter der Teilnehmenden 35,53 Jahre alt, ein Großteil der Befragten war zwischen 22 und 49 Jahren alt. In der Stichprobe erwies sich der Messenger-Dienst WhatsApp als die am häufigsten verwendete Plattform mit der größten Reichweite (92 %), dahinter folgen Facebook (57,7%) und Instagram (46,3%).
Die Teilnehmenden sind auch nach der kombinierten Nutzung der verschiedenen Plattformen gefragt worden. Dabei zeigte sich, dass die größte Gruppe der Gesamtstichprobe alle Facebook-eigenen Plattformen (33,2%) gleichzeitig nutzte. Andere häufige Kombinationen waren die ausschließliche Nutzung von WhatsApp (24,1 %), eine Kombination aus WhatsApp und Facebook (22,5 %) sowie die Kombination von WhatsApp und Instagram (12,1 %). Keine der Plattformen nutzten 5,8 % der Teilnehmenden.
Bei der Erhebung der Persönlichkeitsmerkmale wurde im Fragebogen das weltweit anerkannte „Big Five Modell“ verwendet. In den entsprechenden Antworten machten die Befragten beispielsweise Angaben über ihre Offenheit für Erfahrungen, Gewissenhaftigkeit oder Verträglichkeit. Zusätzlich sind soziodemographische Angaben der Nutzer erfasst worden, wie Alter oder Bildungsgrad. Aus den statistischen Analysen ergab sich, dass Personen, die mindestens eine Social-Media-Plattform nutzten, im Allgemeinen jünger und häufiger weiblich waren. Nur kleine Unterschiede fanden sich bei den Persönlichkeitsvariablen. So zeigten sich Social-Media-Nutzer etwas extravertierter im Vergleich zu Nichtnutzern. Zusätzlich ergaben sich auch kleine Unterschiede innerhalb der Nutzergruppen in Bezug auf Gewissenhaftigkeit und Neurotizismus.
Beim Vergleich der soziodemografischen Variablen wie Alter, Geschlecht oder Bildungsgrad konnten die Forschenden feststellen, dass das Alter die stärkste Assoziation mit den Social-Media-Präferenzen zeigte. Nicht-Benutzer und WhatsApp-Benutzer bildeten mit 42 – 43 Jahren die älteste Gruppe. Die Befragten, die sowohl WhatsApp als auch Instagram verwendeten, waren die jüngsten (Durchschnittalter rund 26 Jahre). „Insgesamt stützen unsere Ergebnisse die Annahme, dass Instagram vor allem die jüngere Nutzergeneration anzieht“, erklärt Pro
fessor Christian Montag.
Darüber kommt die Studie zu dem Ergebnis, dass Frauen in sozialen Medien stärker vertreten waren – unabhängig davon, welche Kombination von sozialen Plattformen untersucht wurde. Ergänzende Analysen hinsichtlich der „Big-Five“-
Insgesamt unterstreicht die Studie die Rolle von soziodemographischen Variablen, aber auch der Persönlichkeitsmerkmale Neurotizismus und Gewissenhaftigkeit bei der unterschiedlichen Nutzung sozialer Medien. Die Persönlichkeitseigenschaft Extraversion unterscheidet besonders Social-Media-Nutzer und Nicht-Nutzer. „Insoweit stimmen diese Ergebnisse mit früheren Studien über die ,Big Five‘-Persönlichkeitsmerkmale und die Verwendung spezifischer Social-Media-Plattformen überein. Unsere Ergebnisse sind unter anderem für Forscherinnen und Forscher relevant, die in ihren Studien soziale Medien zur Rekrutierung von Probanden untersuchen, da die Stichprobenmerkmale je nach verwendeter Plattform unterschiedlich sein können“, sagt Professor Christian Montag. „Wir sind aber auch davon überzeugt, dass unsere Ergebnisse dabei helfen können, zu verstehen, welche Bevölkerungsgruppen möglicherweise besonders anfällig für die Effekte von Fake-News oder Filterblasen zu sein scheinen, die vor allen Dingen durch Social Media befeuert werden.“
Hinweis auf eine neue Studie: Die Ulmer Forschenden um Professor Christian Montag untersuchen aktuell die Nutzung von WhatsApp und wollen ergründen, ob bestimmte Funktionen wie der „gelesen“-Vermerk Einfluss auf das Wohlbefinden haben. Außerdem wird diskutiert, ob der Aufbau der App dazu anregt, mehr Zeit mit WhatsApp zu verbringen, als eigentlich gewollt. Weitere Informationen und Fragebogen zur anonymisierten Studienteilnahme: www.doppelhaken.info.
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