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Ulm News, 30.03.2020 17:13

30. März 2020 von Ralf Grimminger
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Führungsgruppe Katastrophenschutz: Seit zwei Wochen die Schaltzentrale des Landkreises Neu-Ulm


Jeden Tag, elf Uhr in der Aula des Lessing-Gymnasium in Neu-Ulm: Die große Lagebesprechung der erweiterten Führungsgruppe Katastrophenschutz (FüGK). Seit vor zwei Wochen der bayerische Ministerpräsident Markus Söder den Katastrophenfall erklärt hat, läuft vor allem in der Verwaltungsstruktur von Freistaat bis Kommune einiges anders.
Text/Foto: Thomas Heckmann

 Die FüGK muss den Überblick behalten über alles, was direkt oder indirekt mit dem Katastrophenereignis zu tun hat. Knapp zwei Dutzend Mitarbeiter von Landratsamt, Schulamt, Kommune, Polizei, Feuerwehr und Bundeswehr erstatten dem Landrat Thorsten Freudenberger Bericht, Probleme werden angesprochen und dann Arbeitsaufträge verteilt.
Geradezu militärisch knapp werden die einzelnen Berichte gehalten, zur Eröffnung kommen vom Gesundheitsamt die tagesaktuellen Zahlen der Corona-Infizierten und der bekannten Kontaktpersonen. Ergänzt wird das von der Geschäftsführung der Kreiskliniken mit den aktuellen Zahlen der Corona-Kranken in den Kliniken und der Belegungssituation auf den Intensivstationen.
Am Montag ist es noch sehr beherrschbar mit 26 Erkrankten in den Kliniken, von denen vier intensivmedizinisch betreut werden müssen. Im weiteren Verlauf geht es dann zum Beispiel um die Kinderbetreuung der Einsatzkräfte, die Verteilung von Desinfektionsmittel und Schutzausrüstung oder die Verfügbarkeit von Notunterkünften und deren Ausstattung. Mit den Arbeitsaufträgen geht es dann zurück an die normalen Arbeitsplätze oder für Kreisbrandrat Dr. Bernhard Schmitt in seine örtliche Einsatzleitung. Taktisch-operativ muss er sich um die Ausführung aller Aufgaben kümmern und ist dabei weisungsbefugt gegenüber allen eingesetzten Kräften, ihm unterstehen damit nicht nur, wie im Normalfall, die Feuerwehren des Landkreises, sondern auch die Schnelleinsatzgruppen des bayerischen Roten Kreuzes, das Technische Hilfswerk und weitere Organisationen.
Gesteuert wurden die Einsatzkräfte in den vergangenen zwei Wochen aus dem ehemaligen Bunker unter dem Landratsamt. Fachbereichsleiter Wolfgang Höppler führt in den Keller, vorbei an dicken Stahltüren mit mächtigen Verschlusshebeln. Beim Bau des Landratsamtes in den 1970er Jahren war der Bunker für den Schutz der Mintarbeiter und als Führungsstelle für Kriegs- und Krisenfälle mit eingebaut worden. In den 2000er Jahren wurde der Bunker aufgegeben und in den vergangenen Jahren dann wieder für die Führungsgruppe ertüchtigt.
Große Bildschirme an allen vier Wänden des Lageraumes geben jedem Mitarbeiter einen schnellen Überblick über die Situation im Landkreis. Die Arbeitsplätze sind mit Computern ausgestattet, aber ohne Telefone. Hier werden die Lagemeldungen am Bildschirm empfangen und Aufträge per E-Mail und Datenübertragung verteilt. Für konzentriertes Arbeiten braucht es Ruhe, so Höppler. In den Nebenräumen haben die Fachberater ihre Arbeitsplätze, hier kann die Polizei oder die Feuerwehr dann telefonieren und funken und die Aufträge in Befehle für die Einheiten vor Ort umsetzen oder Informationen sammeln.
In der praktischen Arbeit der letzten Tage erwies sich der Raum aber als zu klein, um die durch die Pandemie erforderlichen Mindestabstände von eineinhalb Metern zwischen den Mitarbeitern einzuhalten. Hier zeigte sich, wie gut es war, alles modular und teilmobil aufzubauen. Über das Wochenende wurde ein Teil der Bildschirme in den Sitzungssaal gebracht. Die Funkanlagen, Festnetz-, Mobil- und Satellitentelefone werden über das Netzwerk des Landratsamtes durch die tragbaren Bedienpulte fernbedient. In riesigen Datenbanken werden alle nötigen Informationen gesammelt und ständig aktualisiert.
Zahlreiche Turnhallen im Landkreis sind exakt katalogisiert, in Listen ist nicht nur die Größe erfasst, sondern auch zum Beispiel die Anzahl der Duschen und Toiletten nach Geschlechtern getrennt. Diese Online-Datenbank wird immer wieder vor Ort gesichert, damit man auch bei einem Internet-Ausfall weiterarbeiten kann. Fallen die Computer im Landratsamt aus, so arbeitet man mit den vorhandenen Papierausdrucken weiter.
In einem anderen Raum des Landratsamtes laufen die fünf Telefonleitungen des Bürgertelefones auf. Täglich von acht bis 17 Uhr werden hier unter der Rufnummer 0731/7040-5050 die Fragen der Landkreis-Einwohner bearbeitet. Teilweise kommen hier täglich bis zu 500 Anrufe an, die auf allerlei Fragen und Unsicherheiten klare Antworten bekommen wollen. Viele können die Mitarbeiter am Telefon mittlerweile auswendig beantworten, manchmal wird aber auch das Problem notiert, geklärt und dann der Anrufer zurückgerufen. Dabei geht es auch immer wieder um ganz praktische Fragen zum Beispiel wie viele Helfer man beim Umzug haben darf.
Da haushaltsfremde Personen wie Freunde nicht helfen dürfen, wird das schwierig. Aber ein beauftragtes gewerbliches Umzugsunternehmen darf mit der notwendigen Anzahl an Mitarbeitern arbeiten. Auch wollte ein Mann sein neues Jacuzzi abholen. Gemeinsam mit drei Freunden als Helfern leider derzeit verboten. Eine Spedition darf aber mit vier Mann anliefern. Der ärztliche Leiter FüGK, der Notarzt Marc-Michael Ventzke, koordiniert die Kapazitätserweiterung der Klinken durch den Aufbau von zusätzlichen Betten und muss auch die Verteilung der Corona-Patienten auf die Kliniken steuern. Er ist dabei für die vier Landkreise und Stadtgebiete Günzburg, Unterallgäu, Memmingen und Neu-Ulm zuständig.
Gleichzeitig ist er auch im ständigen Dialog mit den Ulmer Kliniken, um sich gegenseitig helfen zu können. Das Technische Hilfswerk fährt mehrfach in der Woche nach München, um in einem Zentrallager der Staatsregierung Desinfektionsmittel, Mundschutz und Schutzausrüstungen aus Zentralbeschaffungen zu holen. Mit diesem Material wurden vergangene Woche Alten- und Pflegeheime versorgt, diese Woche werden Hausarztpraxen versorgt. Nachdem die Bedarfsmeldungen durch die FüGK abgefragt wurden, packen die Feuerwehrleute die Großpackungen um in die jeweils zugeteilten Mengen und kümmern sich um die Verteilung, dabei sind mehrere Hundert Orte im gesamten Landkreis anzufahren.
Landrat Freudenberger lobt die sehr kollegiale Zusammenarbeit aller Organisationen in der Führungsgruppe und auch vor Ort, dankt dabei aber auch den ehrenamtlichen Helfern genauso wie Verkäuferinnen und Landwirten, die alle gemeinsam die Versorgung der Bevölkerung sicherstellen. Er sieht den Landkreis gut vorbereitet auf die wachsende Zahl von Patienten. Text/Foto: Thomas Heckmann



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