Ulm News, 29.11.2019 19:12
Fridays for Future in Ulm: Über 2500 Demonstranten trotzen Kälte und Regen
Beschreibung: Die Demonstranten forderten mit verschiedenen Plakaten einen besseren Klimaschutz.
Fotograf: Ralf Grimminger
Weltweit wurde am Freitag für mehr Umwelt- und Klimaschutz gestreikt. Auch in Ulm. Dort hatten sich am Freitagnachmittag über 2500 jüngere und auch ältere Demonstranten zur Kundgebung auf dem Marktplatz versammelt. Anschließend machten die Demonnstranten in einem immer größer werdenden Protestzug durch die Innenstadt und mit vielen bunten Plakaten auf ihr Anliegen aufmerksam. Phantasievoll waren die Demonstranten auch bei den Sprüchen. So ging die humorvolle und ulmische Aufforderung direkt ans Rathaus: "Herr OB Noerenberg, Herr OB Czisch! Klima schützt, wer Ulmer isch!".
Um 15 Uhr begann die Ulmer Fridays for Future-Kundegebung auf dem Marktplatz, der mit über 2500 Demoteilnehmern von Anfang an gut gefüllt war. Verschiedene Redner forderten weitere, effektivere und schnellere Maßnahmen, um das Klima und die Umwelt zu schützen. Unterstützt wurden sie von Schauspilern der Jungen Ulmer Bühne, die ebenfalls den Klimaschutz thematisierten. Mit den Rufen "Wir sind laut, weil ihr uns die Zukunft klaut" marschierten die Schüler und Studenten, begleitet auch von vielen Erwachsenen anschließend durch die Innenstadt.
“Wir verfolgen keine verrückten, egoistischen Ziele, wir sorgen uns ernsthaft um das Wohl und die Zukunft der Menschheit! Deshalb fordern wir, dass unsere Politiker*innen auf die Warnungen reagieren, die seit über 30 Jahren aus der Wissenschaft kommen. Und diese Warnungen werden immer unmissverständlicher! “, kommentierte Merit Willmer von Fridays for Future die Bewegung. „Hätte man von Anfang an auf die Wissenschaft gehört, wäre die Anpassung einfach gewesen. Aber mit jedem Tag den wir verstreichen lassen, werden die Lösungen weniger und komplizierter. Deswegen demonstrieren wir, dass wir nicht noch mehr Zeit verlieren.“
Die Demo war ein voller Erfolg. Zum Rhythmus von "We will Rock you" klatschten und riefen die Ulmer "Klima Klima schützen" aus vollem Halse. Die teilweise selbst gedichteten Verse "Herr OB Noerenberg, Herr OB Czisch! Klima schützt, wer Ulmer isch!" kamen bei den Leuten offenbar ganz gut an. Ebenso gut traf das Kabarett der Jungen Ulmer Bühne “Kinder sind keine Profis” voll den Humor der Teilnehmenden. Der Demozug, der sich wie gewohnt einmal um die Innenstadt bewegte, konnte bereits im Vorfeld durch Absprachen mit Stadt und SWU gut koordiniert werden, und blockierte diesmal keine Straßenbahnen.
Nicht zuletzt aufgrund des Drucks der internationalen Klimabewegung, hat das Europaparlament am Donnerstag, 28. November 2019, in einer Resolution den Klimanotstand auf Europaebene ausgerufen. "Dieser symolische Akt auf EU-Ebene ist erstmal ein gutes Signal und natürlich freuen wir uns auch darüber, aber wir hoffen, dass bald auch konkrete Handlungen dazu folgen", ist das Fazit von Felix Häußler, dem Versammlungsleiter am Freitag.
Paulina aus dem Orga-Team sieht es nicht ganz so positiv: “Stellen Sie sich vor, Ihr Haus brennt! Die Feuerwehr rennt nur rum und erzählt überall hustend, dass es nicht wirklich brennen würde. Der Klimanotstand wurde in der EU beschlossen und die Feuerwehr schreit jetzt "Achtung es brennt", fängt aber immer noch nicht mit dem Löschen an.”
Die Bemühung lägen auf allen Ebenen weit hinter dem zurück, was notwendig wäre, wurde kritisiert. In Europa stagniert die Emission klimaschädlicher Gase seit fünf Jahren.
Die Stadt Ulm hatte sich eine Emissionssenkung von 20 Prozent zwischen 2010 und 2020 vorgenommen, nachweislich geschafft wurden bisher 4 Prozent, hieß es bei der Demo. Deutschland wiederum hat 32 Prozent Minderung erreicht, das Ziel war aber 40 Prozent weniger Emissionen als 1990. Und viel davon ist auf die Industrie zurückzuführen, die nach der Wende ins Ausland verlagert wurde und seitdem von dort aus dem Klima schadet.
Die Politik sei also gefragt, ebenso aber auch alle anderen Menschen.
Toni von Fridays for Future findet es schade, „dass sich die Leute immer daran aufhängen, was alles nicht geht. Wenn beispielsweise jemand nicht mit dem Bus, sondern unbedingt mit dem Auto fahren will, dann bleiben trotzdem so viele andere Möglichkeiten für Klimaschutz. Die Person kann doch dafür auf Shoppingtouren verzichten, Ökostrom nutzen, ihren Fleischkonsum halbieren, ein ethisches Girokonto eröffnen, oder die alte, klimaschädliche Gasheizung ersetzen. Jeder nach seinen Möglichkeiten. Wir brauchen Bewegung, keine Ausreden!“
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