Ulm News, 28.05.2019 10:12
Ulmer Gemeinderat: Jünger, grüner, weiblicher - Zehn grüne Räte im 40-köpfigen Gremium
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Beschreibung: Gut gefüllt war das Foyer im Rathaus bei der Bekanntgabe der Kommunalwahlergebnisse. Freuen konnten sich nur die Grünen.
Fotograf: Ralf Grimminger
Die Stimmen für die Wahl des Ulmer Gemeinderats waren am Montagabend ausgezählt. Dem vorläufigen Ergebnis zufolge werden die Grünen die meisten Sitze am ratstisch erhalten, nämlich zehn Sitze. Dagegen schrumpfte die CDU von zehn auf sechs Sitze, die SPD ist im neuen Gemeinderat nur noch mit fünf Räten vertreten statt wie bisher mit acht Genossen. Die Freien Wähler hielten ihr Ergebnis. Die AfD kam nur auf 1,7 Prozent. Der Frauenanteil mit 18 weiblichen Mitgliedern ist im neuen 40-köpfigen Gremium bei fast 50 Prozent. Die Wahlbeteiligung lag bei 57,8 Prozent und damit um 11,4 Prozent höher als bei der letzten Kommunalwahl.
Die hohe Beteiligung war der Grund, weshalb das Ergebnis erst eine Stunde später als geplant bekanntgegeben wurde. Zahlreiche Kandidatinnen, Kandidaten und Unterstützer mussten daher geduldig warten, bis der Ulmer Oberbürgermeister Gunter Czisch das Ergebnis im Rathausfoyer bekannt geben konnte. Die hohe Wahlbeteiligung sei "ein großer Vertrauensbeweis und ein Zeichen, dass die Bürgerinnen und Bürger den Gemeinderätinnen und Gemeinderäten ein starkes Mandat mitgeben", sagte Oberbürgermeister Gunter Czisch bei der Vorstellung der Ergebnisse am Montagabend gegen 19.30 Uhr. Bei der letzten Kommunalwahl 2014 waren deutlich weniger Ulmer Wahlberechtigte, nämlich 46,4 Prozent, wählen gegangen.
Nach dem Ergebnis der Europawahl erzielten die Grünen auch bei der Kommunalwahl mit 26,7 Prozent ein Topergebnis. Die CDU kam auf 16,5 Prozent, die SPD sackte auf 13,8 Prozent ab. Die AfD kam nur auf 1,7 Prozent.
Die Sitzverteilung im Gemeinderat
CDU: 6; SPD: 5; Grüne: 10; Freie Wähler (FWG, UWS, WWG und UVL): 10; FDP: 2; Die Linke: 2; BLO: 1; Piraten: 1; AfD: 1; UfA: 2
18 Frauen im Gemeinderat
Im 40-köpfigen Gemeinderat sind künftig 18 Frauen vertreten. Statt zehn Listen und Wählergruppierungen gibt es im neuen Gemeinderat 13 Listen. Die stärkste Kraft sind nun die Grünen mit zehn Mitgliedern im Gremium. Es wird spannend, wie sich die Listen verbinden und zusammenarbeiten werden. Insgesamt gibt es im künfigen Gemeinderat elf neue Räte, darunter Anja Hirschel, bei der letzten OB-Wahl Kandidatin der Piraten.
Bekannte Kommunalpolitiker fehlen
Nicht mehr gewählt wurden einige bekannte und verdiente Gemeinderäte, wie der 86-jährige Siegfried Keppler (CDU), Stadtrat seit 1989. Ihm machten die Wähler klar, was ihm seine Partei nicht erklärte; nämlich dass man mit 86 Jahren durchaus auch ins zweite Glied treten darf. Ebenfalls nicht mehr im Gemeinderat vertreten ist Birgit Schäfer-Oelmayer, die im vergangenen Jahr von den Grünen zur CDU gewechselt war. Bei der letzten Kommunalwahl noch Stimmenkönigin aller Räte und OB-Kandidatin für die Grünen reichte Listenplatz 10 nicht mehr für den Einzug in den Ulmer Gemeinderat. Mit Bertram Holz verpasste ein dritter prominenter Bewerber der CDU knapp den Einzug in den Rat. In den Reihen der SPD reichten die Stimmen für Brigitte Dahlbender und Georgios Giannopoulos nicht mehr fürs Gremium.
Aus Respekt und Mitgefühl bejubelten die Ulmer Grünen das Ergebnis nicht so ausgelassen wie am Vortag bei der Europawahl. "Der Gemeinderat verliert groaßartige Kollegen und viel Sachverstand. Mir tut es leid um einige Kollegen", sagte Michael Joukov-Schwelling mitfühlend mit Blick auf die Gemeinderäte, die es nicht mehr geschafft haben.
Attacke auf AfD-Mann Mössle
Die Afd kam in Ulm zwar nur auf 1,7 Prozent , was von den Anwesenden im Rathaus mit Beifall quittiert wurde., die umstritene Partei brachte mit Markus Mössle dennoch einen Kandidaten in den Ulmer Gemeinderat. Als OB Gunter Czisch den Namen des Mannes, der sich selbst als "Ex-Nazi" bezeihnet vorlas, gab es Pfiffe und Buhrufe. Czisch erinnerte an die demokratische Wahl und bat darum, diese Mißfallenskundgebungen einzustellen. Auch dafür gab es Beifall. Wenig später wurde Markus Mössle von einem Unbekannten mit Saft bespritzt. Kurios: Markus Mössle kandidierte zwar auf der Liste der AfD. Als Gemeinderat darf er aber nicht im Namen der AfD sprechen und entscheiden. Das hat ihm der AfD-Landesvorstand verboten.
Gewählte Gemeinderäte und Stimmenzahl
CDU
| Dr. Kienle, Thomas | 22999 |
| Dr. Roth, Hans-Walter | 21117 |
| Münch, Barbara | 17834 |
| Dr. Graf, Karin | 17008 |
| Walter, Winfried | 15501 |
| Schmauder, Wolfgang | 12176 |
SPD
| Rivoir, Martin | 26242 |
| Ansbacher, Martin | 16598 |
| Dr. Engels, Dagmar | 15709 |
| Kühne, Dorothee | 14044 |
| Dr. Süslü, Haydar | 13441 |
Die Grünen
| Schwelling, Lena Christin | 25689 |
| Mies, Julia | 25408 |
| Dr. Böker, Richard | 24757 |
| Teuber, Clarissa | 23956 |
| Weinreich, Annette | 19401 |
| Räkel-Rehner, Sigrid | 18967 |
| Stittrich, Wolfgang | 17289 |
| Joukov-Schwelling, Michael | 16390 |
| Metzger, Ulrich | 15155 |
| Öner, Banu Cengiz | 14476 |
Freie Wählergemeinschaft
| Ried, Timo | 18652 |
| Kriechbaum, Jürgen | 7784 |
| Ried, Brigitte | 5837 |
Wiblinger Wählergemeinschaft
| Malischewski, Helga | 12848 |
| Kuntz, Reinhard | 4995 |
Ulmer Vorortliste Jungingen-Lehr-Mähringen
| Bühler, Gerhard | 7524 |
| Dr. Kochs, Gisela | 5209 |
FDP
| Milde, Ralf | 7242 |
| Wischmann, Erik | 6939 |
Die Linke
| Glathe-Braun, Eva-Maria | 6723 |
| Schiele, Doris | 5924 |
Bündnis für Lebenswerte Ortschaften
| Niggemeier, Denise Elisa | 2232 |
| Hirschel, Anja | 9144 |
AfD
| Mössle, Markus | 8708 |
Ulm für Alle
| Dr. Hartmann, Karin | 7269 |
| Zloch, Günter | 5191 |



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