Ulm News, 19.10.2018 16:51
Erste Straßenbahn fährt zur Universität
Beschreibung: Passanten zücken ihre Smartphones, Autofahrer bleiben stehen und staunen, denn am Freitagvormittag fuhr die erste Straßenbahn den Eselsberg hinauf zur Universität.
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Fotograf: Thomas Heckmann
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Passanten zücken ihre Smartphones, Autofahrer bleiben stehen und staunen, denn am Freitagvormittag fuhr die erste Straßenbahn den Eselsberg hinauf zur Universität. Diese erste Testfahrt zeigt, dass die Verkehrsbetriebe auf der Zielgeraden sind und der fahrplanmäßige Betrieb am 9. Dezember starten soll.
Text/Fotos: Thomas Heckmann
Menschen in Warnwesten laufen vor und neben der ersten Straßenbahn auf dem Eselsberg her und die Szenerie erinnert ein bisschen an England im 19. Jahrhundert. Im „Red Flag Act“ war von 1865 bis 1896 vorgeschrieben, dass vor jedem Auto ein Warnposten mit roter Flagge laufen muss. Im Schritttempo geht es vom Theater über die Kienlesbergbrücke den Mähringer Weg hinauf zur Universität bis zur Wendeschleife Botanischer Garten und wieder zurück in die Stadt.
Rund drei Stunden dauerte die Fahrt auf der viereinhalb Kilometer langen Strecke, bei der jeder Randstein unterwegs kritisch begutachtet wurde, ob er auch richtig positioniert ist. An den Haltestellen werden die Türen geöffnet und mit Meterstäben nachgemessen, ob alle Toleranzen eingehalten sind. Der Übergang in die Straßenbahn soll nicht zu hoch sein und auch kein zu großer Spalt zwischen Bahnsteig und Fahrzeug sein. Trotzdem dürfen die nach außen schwenkenden Türen nicht auf der Haltestelle aufsetzen.
In Ulm hat man die Barrierefreiheit gut geplant und ordentlich gebaut: Überall passt die Straßenbahn durch, nicht wie aktuell in Duisburg. Satiresendungen amüsieren sich gerade über einen neuen Straßenbahn-Typ aus Düsseldorf, der auch in Duisburg fahren soll. An den niedrigeren Duisburger Bahnsteigen fehlen allerdings sechs Zentimeter Platz, die man bei der Konstruktion der Straßenbahn nicht beachtet hatte.
Hier und da stehen noch Absperrgitter, die an der freien Fahrt hindern, doch verschwinden diese noch im Zuge der Bauarbeiten.
Zwei Fahrzeuge mit Hubarbeitsbühnen sind vor und hinter der Straßenbahn unterwegs, jeder Meter der Fahrleitung wird kritisch begutachtet. Der Fahrdraht darf nicht zu hoch und nicht zu tief für den Stromabnehmer hängen. Außerdem muss diese Stromleitung im Zickzack verlegt sein, damit sich der Fahrdraht nicht in den Stromabnehmer hineinfräst, sondern die Schleiffläche gleichmäßig abnutzt. Zweimal muss gestoppt werden, weil Tragseile der Fahrleitung zu tief hängen, doch diese Unaufmerksamkeiten beim Bau sind binnen Minuten beseitigt.
Fahrer bei der ersten Fahrt ist Ralf Gummersbach, Gesamtprojektleiter für die Linie 2. In seinem Gesicht ist eine Mischung zwischen Anspannung und Freude zu sehen, die er auf der Kienlesbergbrücke auch ausdrückt: „Nach so vielen Jahren der Anstrengung endlich mal darüber fahren“. Nur das Wetter passt nicht ganz zur Freude der SWU-Mitarbeiter, denn durch den Ulmer Nebel ist der Blick aus der Straßenbahn auf das Ulmer Münster getrübt.
Die nächsten Wochen werden noch weitere Bauarbeiten an der Strecke laufen, gleichzeitig wird aber auch der Probebetrieb auf der Linie 2 starten, denn die Straßenbahnfahrer müssen auf die neue Strecke geschult werden. Sie können sich zwar nicht verfahren, da die Gleise den Weg vorgeben, aber gerade auf den Gefällstrecken müssen die Fahrer ein Gefühl entwickeln, wann sie beginnen zu bremsen, damit der Straßenbahnwagen passend an der Haltestelle steht und die Fahrgäste nicht durch zu harte Bremsungen durchgeschüttelt werden.
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