Ulm News, 13.12.2017 18:00
Fernsehen schadet dem Kinderschlaf


Beschreibung: PD Dr. Jon Genuneit vom Ulmer Institut für Epidemiologie und Medizinische Biometrie
Fotograf: Eberhardt/Uni Ulm

Dreijährige, die bereits elektronische Medien konsumieren, schlafen oft schlechter. Dabei gilt: Je mehr die Kinder fernsehen oder etwa den Computer nutzen, desto geringer ist ihre Schlafqualität. Auf der anderen Seite scheint das Vorlesen oder Anschauen von Büchern die Nachtruhe der Kinder zu verbessern. Diese Zusammenhänge beschreiben Forscher um die Ulmer Epidemiologen PD Dr. Jon Genuneit und Professor Dietrich Rothenbacher in der Fachzeitschrift „Sleep Medicine“.
Die Untersuchung ist Teil der Ulmer SPATZ-Gesundheitsstudie, einer Geburtskohortenstudie mit mehr als 1000 Kindern. Bereits im Alter von drei Jahren steigt die elektronische Mediennutzung von Kleinkindern an. Gleichzeitig beschreiben wissenschaftliche Untersuchungen negative Effekte dieses Konsums auf die Schlafdauer von Kindern. Nun haben Epidemiologen aus Ulm, Bielefeld und Santiago de Chile erstmals die Auswirkungen von elektronischen Medien und Büchern auf die Schlafqualität in einer homogenen Altersgruppe erforscht.
Grundlage ihrer Untersuchung ist die Ulmer SPATZ-Gesundheitsstudie: Regelmäßig werden Gesundheit und Lebensumstände von über 1000 Kindern, die 2012 und 2013 in der Ulmer Universitäts-Frauenklinik zur Welt gekommen sind, erhoben. Für die nun veröffentlichte Studie füllten die teilnehmenden Eltern zusätzlich Fragebögen zum Medienkonsum und zum Schlafverhalten (Children’s Sleep Habits Questionnaire“) ihres Nachwuchses aus. Auf den ersten Blick fällt die Mediennutzung der 530 Dreijährigen, von denen alle benötigten Daten vorlagen, moderat aus.
Rund 58 Prozent konsumieren täglich bis zu einer Stunde beispielsweise Filme und Videos auf unterschiedlichen Endgeräten. Allerdings verbringt jedes siebte Kind mehr als eine Stunde täglich vor einem Bildschirm, was den empfohlenen Grenzwert von 30 Minuten in diesem Alter erheblich überschreitet. „Wir dokumentieren alarmierende Zusammenhänge zwischen der Nutzung elektronischer Medien und der Schlafqualität von Kindern im Alter von drei Jahren. So geht erhöhter Fernsehkonsum mit einer statistisch signifikanten Verschlechterung von beispielsweise schlafbezogenen Ängsten und Tagesschläfrigkeit einher, berichten Jon Genuneit und Dietrich Rothenbacher vom Ulmer Institut für Epidemiologie und Medizinische Biometrie.
Die Beschäftigung mit Büchern – ob vorgelesen oder selbst angeschaut – hatte hingegen keine negativen Auswirkung auf den Schlaf der Kinder. Vielmehr scheint die Buchnutzung die Kinder vor nächtlichem Erwachen zu schützen. Allerdings gaben die befragten Eltern an, dass sich 39 Prozent der Dreijährigen überhaupt nicht mit Büchern beschäftigen. Insgesamt konnten die Wissenschaftler zeigen, dass der Konsum elektronischer Medien und eine geringe Schlafqualität bei Kleinkindern zusammenhängen.
Ob dies zumindest teilweise auf die Nutzung dieser Medien als Einschlafhilfe bei bereits schlecht schlafenden Kindern zurückgeführt werden kann, wollen die Forscher im weiteren Verlauf der Geburtskohortenstudie klären. „Um einer Chronifizierung von Schlafproblemen vorzugreifen, sind präventive Maßnahmen in Bezug auf Mediennutzung offenbar bereits in der frühen Kindheit dringend notwendig“, folgern die Ulmer Mediziner. In der Ulmer SPATZ-Gesundheitsstudie werden unter anderem chronische Erkrankungen im Kindesalter wie Allergien, Asthma und Übergewicht erforscht. Weiterhin geht es um psychosoziale Faktoren sowie um den Schlaf der Kinder und Eltern. Die Langzeiterhebung wird aus Mitteln der Medizinischen Fakultät der Universität Ulm finanziert.


Highlight
Weitere Topevents




Kalendarischer Herbstanfang: Jahreszeiten am Grenzpunkt und Tag-und-Nacht-Gleiche
Am Samstag beginnt kalendarisch der Herbst 2023. Das Wetter pendelt in den kommenden Tagen zunächst noch...weiterlesen

Seit 2021 vermisste junge Frau wieder aufgetaucht
Die im Juli 2021 verschwundene Amani A. aus Rechtenstein befindet sich wieder bei ihrer Familie in...weiterlesen

Streit ums Erbe: Adoptivkinder des Ulmer Drogeriemarkt-Unternehmers Erwin Müller fordern 500 Millionen Euro
Erwin Müller , Chef des gleichnamigen Dorgeriemarkt-Imperiums mit Sitz in Ulm, hält sich normalerweise...weiterlesen

Großer Polizeieinsatz: 37-Jähriger verbarrikadiert sich in Wohnung in Neu-Ulm
Ein großer Polizeieinsatz sorgte am Dienstagvormittag im Neu-Ulmer Stadtteil Ludwigsfeld für Aufsehen. weiterlesen

Im Drogenrausch zugestochen?
Vor dem Ulmer Landgericht hat am Donnerstag der Prozess gegen eine 41-jährige Frau begonnen, die im März...weiterlesen

16-Jähriger nach brutalem Angriff in Ulm schwer verletzt
Nach einem brutalen Angriff mit einem abgebrochenen Flaschenhals auf einen Jugendlichen in Ulm ist der...weiterlesen

Ausgebrochener Nandu erschossen
Am Sonntag, um 18.20 Uhr, ging bei der Polizei Weißenhorn eine Mitteilung über einen freilaufenden...weiterlesen

Mehr Sicherheit in Ulm: An der Schule gibt es jetzt die Schulstraße
Wer bei der Straße an einer Schule an die Schulstraße denkt, hat oft einfach nur den Straßennamen im...weiterlesen