ulm-news.de

Sparkasse Neu-Ulm - Illertissen 1
Sie sind hier: ulm-news Startseite  Nachrichten

Ulm News, 06.10.2016 14:28

6. Oktober 2016 von Ralf Grimminger
0 Kommentare

Mit dem Rolli durch Ulm


Nicht alles ist in Ulm Rollstuhlgerecht, stellten die neuen FSJler des ASB Region Ulm fest In der letzten Woche testeten fünfundzwanzig junge Menschen für ein paar Stunden, wie es sich anfühlt, ein Handicap zu haben. Ein Teil des zweitägigen Einweisungsdienstes für die neuen Kolleginnen und Kollegen im Freiwilligen Sozialen Jahr (FSJ) beim ASB in Ulm beinhaltete diese besondere Selbsterfahrung. Ulm ist eine sehenswerte Stadt, das wissen viele Touristen. 

Wie attraktiv es ist, im Rollstuhl nach Ulm zu kommen, konnten die jungen Menschen erfahren, die vier Aufgaben gestellt bekamen: Straßenbahn fahren, beim Bahnhof an Gleis 4 ankommen und danach ein Rückfahrticket lösen, Ulmer Sehenswürdigkeiten bestaunen und einen Einkaufsbummel durch verschiedene Läden machen.
Eine leichte Übung, sollte man meinen. Wenn da nur nicht der Rollstuhl gewesen wäre, den die jungen Menschen dafür nutzen mussten. Mal aus eigener Kraft angetrieben, mal von einer Begleitpersonen im Team angeschoben: Beides in jedem Fall unerwartet anstrengend. Im Rollstuhl ist vieles anders.
„Es braucht so viel mehr Zeit, wenn man dauernd Umwege einplanen muss“, bemerkte eine junge Dame. Rolltreppen werden plötzlich ebenso zu unüberwindbaren Hindernissen, wie die bergige Ulmer Altstadt mit dem Kopfsteinpflaster und Cafés oder Gaststätten, die Stufen haben oder keine behinderten gerechte Toilette. Und sogar Geld abheben wird zu einem Abenteuer. „Die Automaten sind so eingestellt, dass man sitzend gar nicht auf das Display sehen kann.“
Hat man genug Geld dabei, wird das Einkaufen selbst zu einer neuen Bewährungsprobe. „Es gibt wenig Rollstuhl gerechte Kabinen. Wenn die Begleitperson mit in die Kabine muss, wird es noch schwieriger.“ Und auch ohne Kabine sind Hürden zu überwinden. „Wir haben versucht, Schuhe anzuziehen, ohne die Füße zu bewegen“, erzählt eine Gruppe und auch davon, das in vielen Regalen sitzend die meisten Waren gar nicht erreicht werden. Das Personal in den Läden verhielt sich oft hilfsbereit und kooperativ. Aber nicht immer: „Einmal wurden wir mehr oder weniger ignoriert.“ Genauso unterschiedlich war das Verhalten der Menschen, die sie trafen. „Manche fühlten sich durch den Rollstuhl behindert, der einfach viel Platz braucht.“ Beim Einstieg in die Straßenbahn fiel das besonders auf, obwohl dieser Rollstuhl gerecht ist. Eine Erfahrung, die auch die Dozenten Melanie Klein und Tanja Sommerfeld schon oft gemacht haben.
„Busfahrer sind genervt, wenn sie die Rampe ausklappen müssen, da sie bei ihrem engen Zeitplan dadurch zwei Minuten verlieren“, erzählt Tanja Sommerfeld. „Bei manchen Stadtbusen gibt es gar keine Klappen und der Rollstuhlfahrer muss manchmal zwei oder drei Busse abwarten.“ Es empfiehlt sich daher, immer viel Zeit einzuplanen, wenn man kein Fußgänger ist. „Man kann auch nicht einfach mal den nächsten Zug nehmen, da man bei der Bahn Fahrten mit dem Rollstuhl anmelden muss“, bestätigt Melanie Klein. Erstaunt waren die FSJler auch über manche Blicke der Passanten.
„Echt krass, wie man angeschaut wird, wenn man im Rollstuhl sitzt. Als ob man eine ansteckende Krankheit hätte“, berichtet Jakob. Andere waren dagegen sehr hilfsbereit. Selbstreflektierend erkennen viele der jungen Menschen nach dieser eigenen Erfahrung, dass sie vorher selber oft geschaut haben, ohne es böse zu meinen, wenn sie Rollstuhlfahrern begegnet sind. „Einfach mal anlächeln und nicht nur starren“, empfiehlt Melanie Klein für zukünftige Begegnungen. „Es hat schon auch Spaß gemacht, aber eben nur, wenn man nicht wirklich auf den Rollstuhl angewiesen ist“, meinte Ronja. Diese Erkenntnis gilt sicher für alle jungen Menschen, die das Experiment mitgemacht haben. Und eines ist sicher, sie werden für ihre Klienten, die im Rollstuhl sitzen, und auch für andere Rollstuhlfahrer zukünftig viel Verständnis aufbringen.

]] > comments_count


Sparkasse NU

Termine & Kino

weitere Termine
Sparkasse Neu-Ulm - Illertissen 1
Mai 05

SSV-Aufstiegsparty ohne Ende
Etwa 2000 Fans haben die sensationelle Drittliga-Meisterschaft und den Aufstieg in die Zweite Bundesliga...weiterlesen


Mai 06

Jagen, Erben, Streiten: Drei Adoptivkinder gegen Erwin und Anita Müller
Großes Medieninteresse in Ulm: Der Ulmer Drogeriemarkt-Unternehmer Erwin Müller und seine Frau Anita...weiterlesen


Mai 07

Streit in Fußgängerzone: 35-jährige Frau durch Messerstiche schwer verletzt
 Am späten Sonntagabend ist eine Frau bei einer Auseinandersetzung in der Innenstadt von Geislingen...weiterlesen


Apr 30

Angreifer flüchten nach Schlägerei in Ulmer Innenstadt
Am Montag erlitten zwei Männer bei einer Schlägerei in Ulm Verletzungen. weiterlesen


Mai 08

Streit eskaliert: Messer in Straßenbahn gezogen?
 Am Dienstag soll ein 26-Jähriger beim Streit in einer Straßenbahn in Ulm ein Messer gezogen haben.  weiterlesen


Apr 30

Motorradfahrer bei Unfall schwer verletzt
Am Dienstagmorgen sind ein Motorrad und ein Auto nahe Merklingen  zusammengestoßen. Der Motorradfahrer...weiterlesen


Mai 05

Aufstieg perfekt! SSV Ulm 1846 Fußball spielt in der Zweiten Bundesliga
Wahnsinn! Der SSV Ulm 1846 Fußball ist sensationell in die Zweite Bundesliga aufgestiegen. Der 2:0 Sieg...weiterlesen


Mai 07

Adoptivkinder wollen Drogeriemarkt-König Erwin Müller beerben
Der größte Saal im Ulmer Landgericht reichte am Montag gerade so aus, um allen Journalisten und...weiterlesen



Sparkasse Neu-Ulm - Illertissen 1

 
© ulm-news.de, Nachrichten für Ulm und Umgebung   KONTAKT | FAQ | IMPRESSUM | DATENSCHUTZ | Cookie Einstellungen anpassen nach oben