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Ulm News, 29.07.2016 15:41

29. Juli 2016 von Ralf Grimminger
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50. Montreux Jazz Festival: Die Magie von Montreux


Das Montreux Jazz Festival feierte in diesem Jahr seinen 50. Geburtstag. Ohne Pomp und Glitzergalas, dafür mit herausragenden Konzerten und Neuerungen. „Es ist der Rolls Royce unter den Festivals weltweit und es wird jedes Jahr noch besser“, lobte Produzenten-Legende Quincy Jones. 95 000 Gäste kamen zu den 49 Konzertabenden, insgesamt 240 000 Besucher zu den über 120 Freikonzerten, Workshops und Club-Abenden am Ufer des Genfersees. 

Charles Lloyd, der 1976 beim ersten Montreux Jazz Festival aufgetreten war, eröffnete 50 Jahre später die Jubiläumsausgabe der Konzertreihe, die der vor drei Jahren verstorbene Gründer Claude Nobs mit Gastfreundschaft, Mut, Leidenschaft, Sturheit, Improvisationen, steten Innovationen und hoher Qualität zu einem der bedeutendsten Festivals, ja zu einer Marke, weltweit machte. Um Kritik kümmerte sich der Festivalchef selten.
So verärgerte er schon mit der zweiten Ausgabe mit der lauten Band „Ten Years After“ Bewohner, Kritiker und Jazzfans. Nobs spielte mit dem Musikmix, ja machte ihn zum Kult. Er ließ alle Konzerte aufnehmen und filmen. Diese einzigartige Archivsammlung vereint mehr als 5000 Stunden Live-Musik und ist heute Teil des Weltdokumentenerbes der UNESCO. Hunderte „Live at Montreux“-Alben der verschiedensten Künstler mehrten den Ruhm des Festivals. Auch heute ist für jeden ambitionierten Künstler ein Auftritt in Montreux von großer Bedeutung.
Die Magie von Montreux, wo Nina Simone, Freddie Mercury und David Bowie zeitweise auch lebten, ist nach wie vor präsent. Das Festival wird gleichermaßen von Besuchern wie Musikern geschätzt, ob der legeren Atmosphäre und der herausragenden Stimmung. Trotz stark steigender Sponsorenkontingente auf den Rängen.
Doch auch in Montreux lief nicht immer alles erfolgreich. Das Festival verlor ab den 1990ern seine Exklusivität, als auch Jazzmusiker von Festival zu Festival in Europa tourten – und so auch immer mehr große Festivals entstanden. Montreux versuchte, mit Las Vegas Shows mit möglichst vielen Stars zu punkten, langweilte damit aber die Fans. Auch der Publikumsgeschmack änderte sich. Die Besucher wollten mehr als Jazz.
Gleichzeitig gibt es heute nur noch wenige Jazzmusiker, die große Säle füllen. Plötzlich war der Jazz beim Montreux Jazz Festival und damit auch viele begeisternde Jamsessions und lange Konzertnächte verschwunden. Doch das Festival, das auch finanziell kriselte, bekam die Kurve mit einem Konzept, das viele andere Jazzfestivals kopieren: Große Namen aus dem Pop in großen Sälen, anspruchsvolle Jazzkonzerte in kleinerem Rahmen, Sessions in Hotelbars, herausragende Tonqualität, gehobenes Ambiente und dazu ein Partyprogramm für die Nachtschwärmer.
In Montreux treten Stadionbands in kleinem Rahmen auf, wie etwa Radiohead, Prince, Lady Gaga, Bowie, REM oder Eric Clapton. In diesem Juli zeigte „Muse“ mit einer donnernden, Energie geladenen Show, warum „Muse“ eine als eine der besten aktuellen Rockbands weltweit gilt. Großartig war der fast dreistündige Auftritt der Woodstock-Legende Neil Young und ein besonderes Erlebnis der Konzertabend mit zwei außergewöhnlichen Frauen der Rockmusik, mit der fast 70-jährigen Patti Smith und der 46 Jahre alten P.J. Harvey. Auch ein optisches Ereignis war das Konzert von Elektronikpionier Jean Michel Jarre. Im Jazzclub begeisterten Dave Holland und Kenny Barron im Duo sowie der israelische Trompeter Avishai Cohen mit Band. Eine Klasse für sich waren die Ex-Musiker von Miles Davis:  Darryl Jones, Bill Evans, Dennis Chambers und Dean Brown.
Begeistert gefeiert wurden auch die Konzerte von Flume, Moderat, Beiru t und Grimes und  Ragn’ Bone Man.
An das runde Jubiläum im 16-tägigen Programm erinnerte lediglich eine vom 83-jährigen Quincy Jones geleitete Gala mit herausragenden Sängern wie Mick Hucknall, Patti Austin, Al Jarreau, Tochter Rashida Jones, den hoch talentierten jungen Pianisten Jakob Collier oder Alfredo Rodriguez und der Pepe Lienhard Big Band.
Vielmehr rollte der Betrieb in den drei Sälen in gewohnt hoher Qualität, ebenso wie – bei freiem Eintritt - auf den Bühnen mit über 120 Konzerten, Musikfilmen, Musikwettbewerben und Workshops, Pool-Partys sowie Clubnächten.
Das Festival ist erfolgreich, weil es sich stetig weiterentwickelt. Die eigenen Webseiten und sämtliche sozialen Medien werden mit großem personellem Aufwand nahezu perfekt bespielt und die Verpflegungsstände gleichen eher einem Streetfoodmarkt. Auch preislich.
In diesem Jahr wurden 66 Konzerte sehr erfolgreich im Internet gestreamt und mit der APP Cuts professionelle Bilder und Konzertvideos aufs Handy gespielt, die sofort und sehr einfach in den sozialen Medien mit Freunden geteilt werden konnten. Die Fans konzentrierten sich so aufs das Geschehen auf der Bühne, es gab keinen störenden Handywald und die Künstler freuten sich über aufmerksame e Zuhörer und hochwertige Mittschnitte. Beide Neuerungen kamen so gut an, dass sie weiter ausgebaut werden sollen.
Krönender Abschluss war der Abend mit Deep Purple und Dweezil Zappa, Sohn von Frank Zappa. Ihre gemeinsame Geschichte ist der Hit “Smoke on the Water” von Deep Purple, der komponiert wurde, als das Casino von Montreux während des Konzerts von Frank Zappa niederbrannte. Das war vor 45 Jahren. Aber das ist eine andere (Pop)Geschichte.
Ralf Grimminger



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