Ulm News, 08.02.2016 13:01
Höchste Sicherheit für Herzpatienten - Kardiologie der Klinik für Innere Medizin II am Universitätsklinikum Ulm
Wichtiger Erfolg der Klinik für Innere Medizin II am Universitätsklinikum Ulm: Als erste Einrichtung in Baden-Württemberg ist sie jetzt von der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie als „TAVI-Zentrum“ zertifiziert worden. TAVI steht für „transvaskuläre Aortenklappenimplantation“. Hinter dieser Umschreibung verbirgt sich ein kathetergestützter Eingriff am Herzen, bei dem eine biologische Aortenklappenprothese eingesetzt wird.
Im Gegensatz zum offen-chirurgischen Verfahren bedeutet TAVI eine insgesamt geringere Belastung, von der vor allem betagte Patientinnen und Patienten, die einem erhöhten Operationsrisiko unterliegen, profitieren. Denn je kleiner der Zugangsweg ist, umso rascher können sich die Betroffenen erholen. „Wichtige Grundvoraussetzungen für die TAVI- Zertifizierung waren die Anerkennung als universitäre Ausbildungsstätte für Interventionelle Kardiologie und die Fertigstellung unserer vier hochmodernen Hybrid-Herzkatheterlabore, in denen wir nicht nur unter OP-Raumluftbedingungen minimal-invasive Eingriffe vornehmen können, sondern auch von einer höchstmöglichen Bildqualität bei der Darstellung des Herzens profitieren und so maximale Patientensicherheit gewährleisten können“, erläutert Prof. Dr. Wolfgang Rottbauer, Ärztlicher Direktor der Klinik für Innere Medizin II.
Im internationalen Vergleich weisen deutsche Mediziner die größte Erfahrung mit TAVI auf. Insbesondere die Ulmer Universitätsmedizin gehört hier zu den Vorreitern. Seit 2007 wurden auf dem Oberen Eselsberg bereits mehr als 2.000 Herzklappen über einen Herzkatheter eingesetzt. Die Grundlage für die TAVI- Zertifizierung wurde bereits Anfang 2015 mit der Anerkennung als Ausbildungsstätte für Interventionelle Kardiologie gelegt.
Nun ist der Kardiologie der Ulmer Universitätsmedizin von den Gutachtern im Bereich Herzklappenersatz höchste Patientensicherheit, eine exzellente Ausstattung mit vier Hybrid- Herzkatheterlaboren sowie eine außerordentlich gut strukturierte Zusammenarbeit mit der Kardio-Anästhesie und Herzchirurgie bescheinigt worden.
Eine tückische Erkrankung
Wann kann ein derartiger Eingriff am Herzen medizinisch notwendig werden? „Viele Herzpatientinnen und - patienten leiden unter einer verengten Aortenklappe, einer sogenannten Stenose“, erläutert Prof. Dr. Jochen Wöhrle, Leitender Oberarzt und Leiter der Forschungsgruppe Interventionelle Kardiologie am Universitätsklinikum Ulm. „Mit zunehmendem Alter steigt die Wahrscheinlichkeit für eine solche Erkrankung. Tückisch daran ist, dass sich die Stenose über mehrere Jahre entwickelt und zunächst keine Beschwerden verursacht, bis es plötzlich zu einer kritischen Verengung kommt“, so Wöhrle. In der Folge kann es zu plötzlicher Bewusstlosigkeit und/oder zu erheblicher Luftnot unter Belastung oder im schlimmsten Fall sogar in Ruhe kommen. Die Herzgesundheit und somit das Leben sind ernsthaft gefährdet.
Präsident der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie gratuliert
„Ich gratuliere Wolfgang Rottbauer und seinem Team zur Zertifizierung“, sagt Professor Karl-Heinz Kuck, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie. „Die Ulmer Kardiologie leistet mit dem Angebot innovativer Therapieverfahren und ihren Investitionen in modernste Medizintechnik sowie bauliche ist das erste zertifizierte „TAVI-Zentrum“ in Baden-Württemberg Infrastruktur einen wesentlichen Beitrag zur Patientensicherheit für die Behandlung schwerstkranker Herzpatienten im interdisziplinären Heartteam“, so Kuck weiter. Stichwort Patientensicherheit – zu den Innovationen auf dem Oberen Eselsberg gehört auch der Einsatz eines speziellen Blutfiltersystems: Während des Eingriffs kann es passieren, dass Gewebepartikel weggeschwemmt werden.
Ein Vorgang, den auch der erfahrenste interventionelle Kardiologe nicht grundsätzlich verhindern kann. In seltenen Fällen können sich diese Partikel schicksalhaft im Bereich der Gefäße zum Kopf festsetzen und somit die Gefahr eines Schlaganfalls erhöhen. Die eingesetzten Filter können dieses Risiko weiter minimieren.
„Betrachtet man alle Schutzfaktoren zusammen und bezieht außerdem mit ein, dass nur die im Umgang mit Herzkathetern erfahrensten Herzspezialisten die Eingriffe vornehmen, so lässt sich bilanzieren, dass beim TAVI-Verfahren die Risiken in aller Regel geringer sind als bei herkömmlichen Operationen am offenen Herzen“, so Professor Rottbauer. Auch Prof. Dr. Udo X. Kaisers, Leitender Ärztlicher Direktor und Vorstandsvorsitzender des Universitätsklinikums Ulm, gratuliert zu dieser aktuell von der Kardiologie initiierten QM-Maßnahme zur TAVI und betont, dass von der künftig am Universitätsklinikum obligat interdisziplinären Leistungserbringung gemeinsam mit der Kardiochirurgie weitere Verbesserungen der Sicherheit und Qualität in der Krankenversorgung dieser komplexen Patienten erwarten werden können.
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