Mary J Blige mit Soul - D'Angelo ohne Seele

Mary  J. Blige ist ein Weltstar, der bereits 50 Millionen Platten in zwei Jahrzehnten Karriere weltweit verkauft hat. Die 44 Jahre alte R'n'B-Queen Sängerin präsentierte den Fans in Montreux eine große, energiegeladene Show zu Beginn mit älteren Hits, später dann Songs des aktuellen Albums „The London Sessions“. Gleich mit „Just fine“ riss Mary J. Blige vor allem die Frauen im Publikum mit, denn diesen, den starken Frauen, widmete sie den Abend. Sie erteilte eine Lektion in Sachen Liebe. "Mit diesem Wort spiele ich nicht", sagte sie, bevor sie einige ruhigere Nummern sang. Nach einer Stunde sang sie Lieder des neuen Albums wie „Therapy“ und „“Doubt“. Eine volle Ladung Frauenpower.  "Believe the best of yourself", so die schwarze Sängerin. Glaube an dich. Lieder wie „Real Love“, „The One“, „No more Drama“ oder das trotzige „My Life“  wurden lautstark mitgesungen und von den Fans gefeiert.  Die R'n'B-Queen setzte bei der Show auf eine aufwendige Lichtsshow, allerdings ohne große Lichteffekte. Die Dame mit Hut gönnte sich nur einen kurzen Garderobenwechsel, bei dem der Hosenanzug von schwarz in rot gewechselt. Zum Finale begeisterte Blige mit "One", den sie 2005 mit U2 aufgenommen hatte. Zum krönenden Abschluss gab es den Hit "Family Affair" aus dem Jahr 2001. Mary J Blige hat nicht nur musikalisch etwas zu sagen, sie zeigt Haltung und Seele. Auch in Montreux, wo sie den Konzertsaal in ein Tollhaus verwandelte.
Das gelang dem hoch gelobten „D`Angelo“ in keinster Weise. D’Angelo wird schon seit Jahren in die Nähe von Prince gerückt, ohne dort nur in die Nähe  hinzukommen. Prince schafft mit einem Augenaufschlag mehr Ekstase als D’Angelo mit seinem muskulösen Oberkörper im Muscleshirt.
In Montreux wurde er auch um Längen von der vor ihm auftretenden Mary j Blige abgehängt. Der Soulstar, der in einem komischen  Kampfanzug das Konzert eröffnete, verärgerte die Fans, indem er 45 Minuten zu spät auf die Bühne kam. Dann pumpte und arbeitete D’Angelo auf der Bühne unterstützt von einer großen Band. Doch alle blieb seltsam seelenlos. Zudem war der Sound laut und breiig. Soulmusik mit wenig Seele, keine Haltung, keine Aussage. So war es jedenfalls beim Konzert beim Montreux Jazz Festival. Soulmusik, die nicht berührt, ist keine gute Soulmusik. Dazu passte, dass D’Angelo das Konzert in Montreux bereits nach einer Stunde in einen etwas peinlichen Zugabeteil überführte, bei dem die Musiker einzeln und mit inniger Umarmung des Chefs  von der Bühne verabschiedet wurden.
Ralf Grimminger