Joan Baez zieht 3500 Zuhörer in ihren Bann - Ausverkauftes Konzert der legendären Sängerin im Wiblinger Klosterhof

Welche Kraft und welches Charisma die 74-jährige Folksängerin auch heute noch ausstrahlt, erlebten die Zuschauer im ausverkauften Klosterhof in Wiblingen. Die legendäre Sängerin zog die Zuschauer vom ersten Ton an in ihren Bann. Im Klosterhof herrschte eine gebannte, fast weihevolle Ruhe, wenn Joan Baez sang, beispielsweise Klassiker  "Me an Bobbie McGee", "The Boxer", "Imagine", und "Wenn unsere Brüder komme" vom deutschen Liedermacher Konstantin Wecker, natürlich auf deutsch gesungen. Dass die Sängerin ihre Zuhörer so fesseln kann, ist verblüffend, schließlich ist es weder eine ausgesprochen außergewöhnliche Sängerin oder Gitarristin. Außerdem hat sie seit Jahrzehnten fast ausschließlich Coversongs, also die Lieder anderer Interpreten, im Repertoire. Doch das funktioniert - dank ihrer Persönlichkeit und Ausstrahlung.  
Joan Baez hat an Ulm gute Erinnerungen, Erinnerungen, die sie sogar in ihrer Biografie über mehrere Seiten erwähnt. Beim legendären Summertime-Festival 1978 in der Friedrichsau mit Genesis, Frank Zappa, Brand X, Ten Years Later,  John McLaughlin  und den Scorpions sang auch die Ikone der Friedensbewegung ihr "We shall overcome", was die Zaungäste auf der Neu-Ulmer Donauseite als Aufforderung auffassten, in die Donau sprangen und aufs Festivalgelände vordringen wollte. Veranstalter Fritz Rau höchstselbst drängte die Fans im DLRG-Boot wieder zurück auf bayerische Seite. Als Joan Baez ihr Konzert beendete hagelte es tausende leere Getränkedosen auf die Bühne, weil die Zuhörer mehr hörten wollten. Dieses Ulmer Ereignis hat sie tatsächlich so beeindruckt, dass sie es in ihrer Biografie ausführlich beschrieb.  

 Es gibt Künstler, die sich selbst treu bleiben, und dennoch weiterentwickeln. Zu diesen Ausnahmeerscheinungen zählt die Ikone des politischen Folksongs Joan Baez, deren Repertoire von Bob Dylan Songs aus den Sechzigern bis hin zu Kompositionen der neuen Singer und Songwriter Generation wie Ryan Adams reichen.
Die Künstlerin aus New York, die im Januar ihren 74. Geburtstag feierte, verfügt über eine mehr als reiche Songsauswahl, die sie für ihre Konzerte mit sehr viel Stil, Feingefühl und Klugheit nutzt. Mit ihren Statements bezieht sie völlig außerparteilich klare politische Positionen.
Erstmalig jedoch unterstützte sie 2008 einen US-Präsidentschaftskandidaten, Senator Barack Obama, den heutigen Präsidenten der Vereinigten Staaten. Ihr Engagement für den Weltfrieden, eine Haltung, die sie nicht nur proklamiert sondern auch lebt, macht Joan Baez zu einer authentischen Persönlichkeit, die durch ihre Aura und mit ihrer unverwechselbaren, klaren Stimme sowie Musik aus mehr als vier Jahrzehnten ihr Publikum begeistert.
 Nach wie vor ist Joan Baez, die einige Jahre auch mit Apple-Gründer Steve Jobs liiert war,  eine musikalische Naturgewalt, ihr Einfluss innerhalb des letzten halben Jahrhunderts ist sehr groß. 
Angefangen von der amerikanischen Bürgerrechtsbewegung, bei der sie an vorderster Front mit Martin Luther King kämpfte, über die Unterstützung von Vaclav Havel in seinem Kampf für eine Tschechische Republik und den Auftritten bei wegweisenden Events, von  Woodstock bis zur ersten Amnesty International Tour. Sie brachte die Redefreiheit in den 60ern in den Mittelpunkt des öffentlichen Interesses, sie unterstützte Cesar Chavez, organisierte den Widerstand gegen den Krieg in Südost Asien und beglückwünschte die Dixie Chicks 40 Jahre später für ihren Mut, gegen den Krieg zu protestieren.
  Joan Baez hat etwas zu sagen. Nach wie vor. Auch wenn sie - wie in Ulm - auf ihren Konzerten nur noch die Lieder sprechen lässt. Die Konzerte werden dennoch zu einem einmaligen, sehr speziellen Abend.
Eben einen solchen magischen Abend erlebten die Zuhörer auch beim ausverkauften Konzert im Wibkinger Klosterhof. Joan Baez trägt dem Alter entsprechend weiße Haare und ihre Stimme ist etwas tiefer, angenehm tiefer, dennoch glasklar. Sie begleitet sich an der Gitarre und wird von dem Multiinstrumentalisten Dirk Powell (Banjo, Gitarre, Bandoneon, Piano) und dem Percussionisten Gabriel Harris unterstützt. Sparsam instrumentiert entwickeln die Klassiker der Folk-und Popgeschichte ihre Spannung und Schönheit.
Das Publikum im Klosterhof in Wiblingen hörte gebannt, ja andächtig, fast wie in einer Messe zu, es kamen noch bei nicht wenigen mit der klaren Stimme von Joan Baez auch die Erinnerungen an bewegte Studenten - und Protestzeiten, Räucherstäbchen und Jasmintee  wieder hoch, etwa bei den Songs  "House of the Rising Sun", "Diamonds and Rust" oder "Its all over now, Baby Blue".
Mit dem zweiten Zugabeblock und den Songs "Sag mir wo die Blumen sind" und "Donna, Donna", die bewegt mitgesungen wurden, ging ein großer Konzertabend mit tosendem Beifall und stehenden Ovationen zu Ende.