ratiopharm ulm gewinnt in Hagen knapp mit 96:98 Punkten

 Tim Ohlbrecht brachte die Ulmer Mannschaft in den ersten zehn Minuten auf Siegkurs und versenkte Sekunden vor Spielende den entscheidenden Korb zum 96:98. Stark spielte auch Deonte Burton (12 Punkte), der als Back Up von Per Günther seine persönliche Bestleistung in Deutschland erzielte. Nicht so recht zufrieden war Per Günther mit seiner Leistung in seiner Heimatstadt. "Ich treffe hier kein Scheunentor, aber solange wir gewinnen, werf ich auch 1:50!“.  Seine 10 Punkte, 4 Rebounds und 8 Assists trugen allerdings auch viel zum knappen Sieg bei. Auch Issaiah Philmore (10 Punkte/ 7 Rebounds) zeigte in Hagen eine gute Leistung. Die Ulmer hatten in der ersten Hälfte schon deutlich mit 16 Punkten geführt, auch weil den Hagenern in eigener Halle so gut wie gar nichts gelang. In der zweiten Hälfte wurden die Ulmer aber etwas nachlässiger in der Verteidigung und ließen den Hagener zweite Würfe zu. so dass diese gegen Mitte des drietten Viertels plötzlich mit 71:70 führten. Nun trafen die Feuervögel auch aus der Distanz und es entwickelte sich ein spannender Kampf. Es blieb dramatisch, doch die Gäste hatten mit Tim Ohlbrecht einen coolen Vollstrecker. Sekunden vor Spielende stopfte er den Ball zum entscheidenden 96:98-Sieg durch den Ring. Der letzte Angriff der Hagener blieb in der nun wieder sicheren Abwehr des Tabellenfünften aus Ulm  hängen. 

 Wenn ein Team 47 Rebounds abgreift, so liegt die Annahme nahe, dass diese der Schlüssel zum Sieg war. Doch dass Hagen das Duell unter den Körben gar noch mit 49:47 für sich entschied, zeigte gerade deren Dominanz bei den Offensivabprallern: Derer 21 sammelte das „Small Ball“-Team ein, wodurch es sich eine Menge zweiter Chancen erarbeiten konnte (insgesamt 92 Wurf-Versuche aus dem Feld) und das Spiel eng hielt. Der entscheidende Unterschied lag jedoch in der Trefferquote, wo ratiopharm ulm  mit 47,9 Prozent (Hagen 41,3) die Oberhand behielt.   Auf beiden Seiten gab es je einen Spieler, der sein Team durch die Partie trug.

Tim Ohlbrecht war mit den letzten erzielten Punkten nicht nur Matchwinner, sondern dominierte über die meiste Zeit das Inside Game gegen die kleiner gewachsenen Hagener Big Men. Sein viertes und insgesamt stärkstes Double-Double der Saison (35 Effektivitäts-Punkte) – gepaart mit vier Blocks – ist Ausdruck seiner herausragenden Leistung. Diese brachte ohne Zweifel auch Todd Brown. Trotz dreier wackliger Zähne (Ellbogen-Check im Bayreuth-Spiel) zeigte der Shooting Guard, zu was er imstande ist – als Scorer, aber trotz nur 1,96 Meter Körpergröße auch als Rebounder (22 Pkt / 10 Reb).

1.  Viertel (22:27): Beide Mannschaften starteten in bekannter Formation in die Partie: Die Gastgeber mit Small Ball-Aufstellung und 2,05 Meter-Center Keith Ramsey; Ulm mit Günther, Klobucar, Clyburn, Leunen und Ohlbrecht. Und wie so oft war es der Ulmer Center, der einen guten Start erlebte und die ersten Punkte des Spiels erzielte. Doch Hagen kam mit gewohnt viel Schnelligkeit, die Niklas Geske beim 17:16 zu nutzen wusste. Erst als „Joker“ Deonte Burton das Spielfeld betrat, kam ratiopharm ulm besser ins Rollen: Mit fünf Punkten in Folge sorgte das ehemalige Teammitglied der Sacramento Kings für die bislang höchste Führung (8 Punkte). Dass diese zur Viertelpause nicht noch höher ausfiel, lag einerseits an vergebenen Chancen an der Freiwurf-Linie (6/11) und andererseits an Hagens Dominanz im Offensivrebounding, welche Ulm im Laufe des Spiels noch einige Probleme bereiten sollte.

2. Viertel (23:26): Die Feuervögel kamen anschließend besser ins Spiel. Vier Hagener Punkten standen drei Fehlwürfe von ratiopharm ulm gegenüber; die Gastgeber waren bis auf einen Punkt an Ulm herangerückt (26:27). Dann war es Deonte Burton, der mit seinem Korbleger über links einen herausragenden 5:18-Lauf seines Teams initiierte und die Spielmacher-Rolle wieder an Per Günther übergab. Und Günther knüpfte nahtlos an Burtons starkes Auftreten an: Erst mit fünf eigenen Punkten zur ersten zweistelligen Ulmer Führung (31:41), dann im Zusammenspiel mit Tim Ohlbrecht. Der 2,10 Meter-Big Man wusste seine Größenvorteile weiterhin optimal zu nutzen – was sowohl in 12 Punkten als auch 8 Rebounds bis zur Halbzeit sichtbar wurde. Als der Center bei einem Günther-Fehlwurf abstaubte, war der Abstand auf die Gastgeber vier Minuten vor der Halbzeit auf 16 Punkte (31:47) angewachsen. Auch dank einer kompromisslosen Verteidigung, welche Hagen in drei punktlosen Minuten nicht erlaubte, sein schnelles Spiel aufzuziehen. Vier verworfene Ulmer Distanzwürfe zum Ende des Viertels ließen den Abstand zu den Westfalen mit dem Halbzeit-Buzzer dann aber wieder in den einstelligen Bereich sinken (45:53).  

3. Viertel (25:21): Nach 180 Sekunden und insgesamt sieben Fehlwürfen auf beiden Seiten war es Maarty Leunen, der seine Mannschaft von Downtown erlöste (45:56). Als Will Clyburn Hagen den Ball für einfache Fastbreak-Punkte klaute und sich Isaiah Philmore in der Zone durchsetzen konnte, war der Abstand kurzzeitig wieder auf e lf Punkte angewachsen. Doch dieser restliche Spielabschnitt gehörte Hagens Todd Brown. Der Shooting Guard verzeichnete erst einen Steal, der Phoenix im Fastbreak auf 67:70 heranbrachte, bevor er nach der von Thorsten Leibenath einberufenen Auszeit mit seinem insgesamt vierten Dreier gar zum 70:70 ausgleichen konnte. Mit seinem unsportlichen  Foul (4.) gegen CJ Harris, welcher verletzt auf der Bank Platz nehmen musste, brachte sich Brown dann selbst um eine Fortsetzung seines Laufs.

4. Viertel (26:24): So setzte zu Beginn der zehn Schlussminuten ein anderer ein Ausrufezeichen: Tim Ohlbrecht machte mit seinen Rebounds zehn & elf bereits sein Double-Double perfekt und sorgte mit seinem vierten Block und einem scheppernden Dunking nach Alley-Oop-Anspiel von Per Günther 75:82 selbst bei den Hagener Fans für Staunen. Nicht allerdings bei den Hagener Spielern auf dem Feld, die Ulm fortan mit Ganzfeld-Pressing aus dem Konzept bringen wollten. Kurzfristig schien der Plan von Coach Ingo Freyer aufzugehen: Ulm verpasste es dreimal in Folge zu punkten, während Phoenix mithilfe eines 7:0-Runs plötzlich nur noch drei Punkte (84:87) im Hintertreffen lag. Als Keith Ramseys überraschender Distanzwurf durch die Reuse fiel, war beim Stand von 94:94 1:50 Minuten vor Schluss wieder alles offen. Doch gegen Tim Ohlbrecht war an diesem Abend kein Kraut gewachsen: Erst schnappte er sich den wichtigen Defensivrebound gegen Bell, bevor der Topscorer neun Sekunden vor dem Ende selbst zum 96:98 vollendete.
Thorsten Leibenath (Head Coach ratiopharm ulm) sagte nach dem Spiel: „Wir sind sehr glücklich über den Sieg. Wir haben das Spiel über die meiste Zeit dominiert. Dann haben wir zu viele Offensivrebounds zugelassen, dadurch ist Hagen wieder ins Spiel gekommen. Unsere kämpferische Leistung war hervorragend. Offensiv haben wir viel richtig gemacht.“
Ingo Freyer (Head Coach Phoenix Hagen) ärgerte sich: „Ulm ist wie eine Spitzenmannschaft aufgetreten. Kompliment an mein Team, dass wir die Partie bis zum Ende offengehalten haben. Ulm hatte mehr Freiwürfe, David Bell bekommt eine Minute vor dem Ende den Pfiff nicht, das wäre das fünfte Foul von Ohlbrecht gewesen und zwei Freiwürfe für uns. Es sind halt immer Kleinigkeiten, die so ein Spiel entscheiden. Natürlich sind wir jetzt enttäuscht.“