Ulm News, 24.07.2014 09:01
Prominenz oder Provinz
Das Live-Musik-Programm auf dem Münsterplatz, als Rettung für den Schwörmontag nimmermüde hergeschrieben, geriet zum Zuhörerdebakel. Denn es interessierten sich – Regen hin, Kälte her - für die regionalen Bands nicht einmal einige hundert Zuhörer. Um den Münsterplatz zu füllen, bedarf es eines attraktiven Programms mit bekannten Bands und Namen.
Zum internationalen Star-DJ Antoine aus der Schweiz kamen im vergangenen Jahr 10 000 Fans. Die Probleme bei diesem Auftritt waren von den 10 000 Zuhörern noch von dem DJ oder seiner Musik verursacht worden, sondern waren handwerkliche Fehler der Securityfirma, des Veranstalters und der Stadt, die organisatorische Änderungen ohne Not genehmigte. Wenn am jüngsten Schwörmontag DJ Hemmerle aus Weißenhorn Bum-Bum-Musik gemacht hätte, wären eben so wenig Partygäste auf den Münsterplatz gekommen, wie jetzt zu den selbst in der Region nicht sehr bekannten regionalen Bands, die Donau 3FM engagiert hatte. Den großen Platz füllen nur bekannte Acts – egal ob Band oder DJ. Auch bei Starkregen, als besipielseise Reamonn vor einigen Jahren 8000 Zuhörer begeisterten.
Doch dazu braucht es Geld. Geld, das in den vergangenen Jahren die Veranstalter riskiert haben. Sie brachten – auch mit großer finanzieller Unterstützung von Caterer Christian Becker, für den es sich auch nur lohnt, wenn viele Zuhörer auf dem Platz sind, - Bands wie Rea Garvey und Reamonn, Boney M., Weather Girls oder gar Cool & the Gang nach Ulm und damit Glanz mitten in die Stadt. Umsonst. Das machte den Schwörmontag auch für Gäste aus Memmingen, Heidenheim, Günzburg oder Oberschwaben interessant. Die neuen Gäste erfreuten sich an einem Gratis-Programm, das selbst Großstädte nicht boten, und feierten zusammen mit den Ulmern grandiose Schwörmontage. Die Ulmer ihrerseits waren und sind stolz darauf darauf, dass in ihrer Stadt ein so herausragendes großstädtisches Programm mit bekannten Popgrößen geboten wurde. Der Münsterplatz machte Ulm großstädtisch und liess den Schwörmontag weit herausragen über alle Heimatfeste in der weiten Umgebung. Die Stadt nahm diese Werbung gerne mit. Kost ja nix. Dabei geraten die Veranstalter Jahr um Jahr mehr in Probleme, da die Gagenforderungen der Stars und Aufwand für ein solches Konzert am Sonntag auf dem Münsterplatz immer höher werden. Es sollte aber ein Überschuss erwirtschaftet werden, um – so ist die Verabredung mit der Stadt Ulm – das Gratis-Konzert am Schwörmontag zu finanzieren. Das wurde immer schwieriger und ging in diesem Jahr schief. Das Neil Young-Konzert hinterließ ein – schon Wochen vorher absehbares – Defizit bei den Veranstaltern in sechsstelliger Höhe. Nur verständlich, dass dann nicht noch Geld für ein kostenloses Programm am Montag hinterhergeworfen wurde. Stattdessen wurden regionale Bands auf die dann viel zu große Bühne und für die Bands viel zu großen Platz engagiert und dies unter großem Jubel zum neuen Sicherheitskonzept erklärt. Gleichzeitig wurde geschrieben, der Schwörmontag solle wieder den Ulmern gehören und das auswärtige Partyvolk brauche man sowieso nicht.
Im gerne großstädtischen, so weltoffenen Ulm wird vorgeschrieben, wer kommen darf und wer wo und wie feiern soll? In der Tat. Bei Musikgruppen, die – das hat überhaupt nichts mit ihrer Qualität zu tun – am Montag jederzeit auf einer der anderen Bühnen in der Stadt gepasst hätten, kommen keine auswärtigen Gäste mehr nach Ulm. Wenn das so gewünscht ist, sollt man dieses Downsizen auch klar benennen. Dann braucht es am Montag keine große und teure Bühne mehr. Diese Zweitnutzung entfällt. Dann entfällt wohl auch der Münsterplatz als Veranstaltungsort am Schw&
; ;oum l;rmontag. Wer will denn dort feiern auf einer kleinen Bühne auf dem riesigen Platz.
Setzt man am Schwörmontag auf dem Münsterplatz aber weiterhin etwas auf einen Star –hier tut sich Radio 7 etwas leichter als Donau 3fm - , kombiniert mit einer regionalen Band und einem DJ zum Abschluss dann kommt man wohl nicht mehr um eine Sicherheitsgebühr herum, die dann aber garantiert für das Gratis-Programm verwendet werden muss und nicht um das Minus vom Bezahlkonzert am Sonntag auszugleichen. Sinnvoll wäre die Gebühr auch für die Gäste von außerhalb, die so mit einer Art Eintrittskarte ausgestattet - garantiert auf den Platz gelangen. Doch auch dies ist keine einfache Lösung. Was ist, wenn auch der Veranstalter am Marktplatz eine kleine Gebühr verlangen will? Schießlich kann auch dieser mit hohen Kosten argumentieren. Die Frage lautet daher nicht arg reduziert Live-Band oder DJ? Sondern Prominenz oder Provinz? Stadtfest oder Heimatfest?





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