Ulm News, 03.07.2014 12:50
„Hätten sich die Eltern an das Regierungspräsidium gewendet, hätten wir eventuell unterstützend einwirken können“
Beim diesjährigen Abitur sind 12 von 120 Schülerinnen und Schülern des Albert-Einstein Gymnasiums (AEG), das sind immerhin 10 Prozent, durchs Abi gerasselt. „Das ist eine auffällige, aber keinesfalls singuläre Größe“, kommentierte Dr. Stefan Meißner, Pressereferent beim Regierungspräsidium Tübingen, Abteilung Schule und Bildung, das Ergebnis. Auch das Kultusministerium in Stuttgart bezeichnet diese Quote im diesjährigen Abitursjahrgang an dem Wiblinger Gymnasium, das gerne mit seiner speziellen Hochbegabtenförderung im Vordergrund steht, als „ungewöhnlich hoch“.
Wie passt die Hochbegabtenförderung einerseits mit der hohen Rate an Schülern, die das Abi nicht bestanden haben, zusammen? Die Suche nach Ursachen geriet einseitig, da das Regierungspräsidium Tübingen detailierte Antworten - reichlich ungewöhnlich für eine Pressestelle - schuldig blieb.
ulm-news übermittelte Dr. Stefan Meißner, Pressereferent beim Regierungspräsidium Tübingen, Abteilung Schule und Bildung, einige Fragen über Fehlstunden, Ersatzsstunden und Lehrer am Albert Einstein Gymnasium in Wiblingen. Diese leitete er an AEG-Schulleiter Bernhard Nagl, der im Juli in vorzeitig in den Ruhestand wechselt, weiter. Wegen der Pfingstferien erbat sich das Regierungspräsidum etwas Zeit. „Am Montag, 23.6. startet wieder der Schulbetrieb und Herr Nagl kann die Daten erheben und die Anstrengungen der Schule dokumentieren lassen. Angesichts der Tatsache, dass in der Schulwoche nach den vierzehntägigen Pfingstferien von den Schulleitungen ausgesprochen viele Aufgaben erledigt werden müssen, halte ich einen Zeitraum von einer Woche zur Beantwortung meiner Anfrage durch die Schule für sinnvoll und nachvollziehbar. Damit landen wir dann schon beim 30.6./1.7", so die Auskunft aus Tübingen.
Doch die Fragen wurden auch nach drei Wochen nicht beantwortet. Das Angebot eines Wortlautinterviews, in dem die Wiblinger Schulleitung klar Stellung beziehen hätte können, wurde nicht angenommen.
Zu Information nachfolgend die Fragen an Oberstudiendirektor Bernhard Nagl und Pressesprecher Dr. Stefan Meißner - allerdings ohne Antworten.
Eltern berichten von ungewöhnlich hohen Krankheitsausfällen im Kurs Englisch in einer Abitursklasse, in der gleich sechs Schüler durchs Abi rasselten (In Englisch haben alle bestanden)
Dr. Meißner / Bernhard Nagl: Keine Antwort
Wie hoch waren die krankheitsbedingten Ausfälle im Fach Englisch übers Jahr? Ein Viertel, ein Drittel oder die Hälfte der Stunden?
Dr. Meißner / Bernhard Nagl: Keine Antwort
Bewegen sich die Ausfälle im üblichen Rahmen?
Dr. Meißner / Bernhard Nagl: Keine Antwort
Gab es für die Stundenausfälle einen Ersatz oder fielen die Englischstunden im gesamten Schuljahr ersatzlos aus?
Dr. Meißner / Bernhard Nagl: Keine Antwort
Gab es Englischuntericht vor dem Abitur bzw. vor der KP oder fielen auch diese Stunden vor den Prüfungen aus?
Dr. Meißner / Bernhard Nagl: Keine Antwort
War es nicht möglich, die krankheitsbedingten Stundenausfälle in diesem Abiturfach durch andere Lehrkräfte zu kompensieren?
Dr. Meißner / Bernhard Nagl: Keine Antwort
Oberstudienrat Nagl erklärte, die Lehrkraft könne bei plötzlicher Erkrankung die Schüler bzw die Schulleitung nicht rechtzeitig informieren. Grund: Die Lehrkraft habe weder ein funktionierendes Handy noch ein funktionierendes Internet zu Hause?
Dr. Meißner / Bernhard Nagl: Keine Antwort
Im Januar ließ Schulleiter Nagl den Lehrplan und die Lernfortschritte im Kurs Englisch im Januar durch seinen Stellvertreter Schneider prüfen. Alles im Plan, hieß es danach. Eine Lehrerin, die (auf Initiative der Schüler) die letzte Stunde vor dem Abitur - die letzten Doppelstunden vor dem Abitur fielen ebenfalls aus - die Klasse unterrichtete, berichtete das Gegenteil. Wie sind zwei so unterschiedliche Einschätzungen möglich?
Dr. Meißner / Bernhard Nagl: Keine Antwort
Gab es für die Schulleitung keine Möglichkeit zu Handeln. Warum wird eine seit Jahren krankheitsanfällige Lehrkraft in der Oberstufe eingesetzt?
Dr. Meißner / Bernhard Nagl: Keine Antwort
Soweit das halbe Interview. Dr. Stefan Meißner, Pressereferent beim Regierungspräsidum Tübingen, antwortete nicht detailliert auf die gestellten Fragen, räumte schließlich doch noch Mängel und Fehlstunden ein: „Unsere Nachfrage beim Albert-Einstein-Gymnasium Ulm hat den beobachteten ungewöhnlich hohen Unterrichtsausfall in den Jahrgangsstufenklassen eines Englischkurses zum Abitur 2014 bestätigt.“
Im Rahmen ihrer Möglichkeiten habe sich die Schulleitung, also Oberstudiendirektor Bernhard Nagl, „in personell angespannter Situation um Vertretungen bemüht.“
Das Angebot einer zusätzlichen Englischstunde am Freitagnachmittag im Wochenrhythmus sei von den betroffenen Schülerinnen und Schülern im November 2013 nicht angenommen worden.
Das Regierungspräsidium Tübingen habe im Übrigen erst am 13. Juni 2014 ( Nachfrage von ulm-news) von der Situation erfahren. „Wir bitten um Verständnis, dass wir – nachdem der Englischkurs zwischenzeitlich beendet ist – keine Möglichkeit mehr haben, auf die Situation einzuwirken. Hätten sich die Eltern in der aktuellen Situation an das Regierungspräsidium gewendet, hätten wir eventuell unterstützend einwirken können“, erklärte Dr. Meißner vom Regierungspräsidum Tübingen abschließend.









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