Ulm News, 12.12.2013 10:59
Fotoausstellung im Stadthaus Ulm: Rola El-Halabi hautnah und intensiv
23 Bilder von Rola El-Halabi präsentiert Andreas Reiner vom 10. Dezember bis 19. Januar im Stadthaus Ulm. Er ist der Fotograf der Boxweltmeisterin und begleitete sie durch die wohl schwerste Zeit ihres Lebens. Das Attentat von 2011, als ihr Stiefvater sie mit vier Schüssen verletzte, beherrscht die Ausstellung ohne dass die Bilder es gewichtend thematisieren.
Mit ausschließlich schwarz-weißen Fotos wird der Besucher durch die Galerie geführt. Sie sind in Holz eingerahmt und zeigen in harten Nahaufnahmen die, wie es scheint, ungeschminkte Wahrheit als Begleiter von Rola El-Halabi (28). Nur ein Bild zeigt das, was wohl jeder Besucher erwartet, wenn er die Ausstellung besucht: Die rechte Hand der Boxerin verziert mit einer großen Narbe, die an die vier Schüsse erinnert, die ihr Stiefvater Roy El-Halabi 2011 auf sie abfeuerte. „Das Attentat erschütterte das System ihres Teams so stark, dass viele berufliche Beziehungen zerbrachen. Andreas Reiner blieb an ihrer Seite“, heißt es in der Einführung. Grund für die Gewalttat des Stiefvaters war Kosta Papastergiou, Rola El-Halabis jetziger Ehemann, der zu diesem Zeitpunkt noch mit einer anderen Frau verheiratet war. So beginnt auch die Ausstellung. Mit einem Bild von der glücklichen Braut, wie sie versucht, mit ihrem Hochzeitskleid in ein Auto zu steigen. Ein sehr persönlicher Einblick und wohl der Einzige, der, in Hinblick auf die folgenden Bilder, ein positives Gefühl beim Betrachter hervorruft. Denn was der Besucher des Stadthauses Ulm weiter zu sehen bekommt, sind beklemmende Momente, die Sportlerin in konzentrierten Posen vor und nach ihren Kämpfen, in sich gekehrt und stets emotional und hart in schwarz-weiß von Andreas Reiner festgehalten. Die Bilder sind von 2008 bis 2013 wild durcheinander gewürfelt und lassen kaum Struktur erkennen. Immer wieder finden sich darunter Fotos von oft gesehenen Kampfposen, verlorenen und gewonnenen Kämpfen und die Boxerin im Blitzlichtgewitter, umringt von unzähligen Journalisten und Fotografen. Das Ende der Ausstellung beschließt ein Bild von Rola El-Halabi und ihrem Stiefvater 2008 vor dem Brandenburger Tor in Berlin. Eng umschlungen grinsen sie in die Kamera und die Boxerin deutet mit ihrem Handschuh einen Kinnhaken an. Die Arbeit von Andreas Reiner dreht sich fast ausschließlich um Menschen mit Behinderung oder am Rande der Gesellschaft. Seine Bilder wirken hart, kalt und scheinen nichts als die nackte Wahrheit darstellen zu wollen. Bei seiner Bilderreihe über Rola El-Halabi bleibt er dieser Linie treu. Insgesamt zeigt die Ausstellung eine selbstbewusste, aber auch melancholische Frau, die wegen eines schicksalhaften Ereignisses Stärke zeigt. Gleichzeitig wecken die Fotos ein bedrückendes Gefühl von Mitleid. Das unterstreicht ein Kommentar einer Besucherin, zufällig in der Ausstellung aufgeschnappt: „Das ist richtig schlimm, wenn man so angeschossen wird. In Hand, Bein und Knie. Furchtbar!“ Das Attentat rückt in den Mittelpunkt der Ausstellung ohne dass es ein überwiegender oder ausschlaggebender Teil davon ist. Was bleibt ist eine Zwiespältigkeit zwischen Werbung und Ausstellung. Wird das Schicksal Rola El-Halabi auch als Lockmittel benutzt, thematisieren die Bilder dieses nicht als Schwerpunkt, sondern lässt es in einer beklemmenden Weise über der Ausstellung schweben.
Franziska Salzer






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