Ulm News, 15.10.2013 12:24
Eine solide Wirtschaft erfordert solides Wirtschaften
Im Club der Industrie Ulm/Neu-Ulm e.V. haben sich die wirtschaftsstärksten Unternehmen aus Industrie und industrienaher Dienstleistung zusammengeschlossen. Die Mitglieder kamen nunmehr zur alljährlichen Hauptversammlung zusammen, um einen Blick auf das Geleistete zu werfen und sich neue Ziele zu stecken. Im Fokus stand dabei auch die Politik.
„Wir repräsentieren die Interessen von 105 Mitgliedsunternehmen und damit von rund 25.000 Arbeitsplätzen in unserer Region“, betonte der Vorsitzende des Unternehmernetzwerks Thilo Butzbach zu Beginn der Hauptversammlung. Dabei sei hervorzuheben, dass die Unternehmen auf die gegen Ende 2012 schwächelnde Konjunktur nicht mit einem Abbau von Arbeitsplätzen, sondern mit solider Investitionszurückhaltung reagiert hätten. Mit den Statistiken zur weiteren wirtschaftlichen Entwicklung gehe man zurückhaltend um, da diese branchenspezifisch sehr unterschiedlich sei. Während die Bauindustrie, das Handwerk und die Konsumgüterindustrie eine äußerst positive Entwicklung vor sich hätten, sähe es im Maschinenbau und der Investitionsgüterindustrie schlechter aus. Im europäischen Kontext habe sich dabei gezeigt, dass jene Länder mit einem hohen Anteil von Industrie am BIP auch ein höheres Wirtschaftswachstum hätten.
Wie in der Vergangenheit wollen die Mitgliedsunternehmen des Clubs auch in Zukunft solide wirtschaften, um Arbeitsplätze zu halten und auszubauen. Zur Reduzierung der Verschuldung sei die Haushaltsdisziplin in den Kommunen wichtig; diese dürfe trotz der hohen Steuereinnahmen nicht nachlassen. „Wir wollen auch deshalb die Kontakte zur lokalen Politik intensivieren und uns stärker als bisher einbringen und Position beziehen“, kündigte das geschäftsführende Vorstandsmitglied, Rechtsanwalt Michael Mühlbacher, an.
Aus diesem Grund habe man in der jüngsten Vergangenheit bereits Gespräche mit allen Kandidaten zur Landtagswahl gesucht und Themen der Region intensiv diskutiert – nur Grüne und Freie Wähler hätten nicht reagiert. Aktuell habe man überdies die Fraktionsvorsitzenden beider Donauseiten zu einem Austausch über die kommunalpolitischen Weichenstellungen geladen.
„Damit wir weiterhin zu den Spitzenregionen Deutschlands und Europas gehören, braucht es lokal einen Austausch zwischen Wirtschaft und Politik über die anstehenden Entscheidungen“, betonte Thilo Butzbach. So begrüße man den Ausbau der Hochschule Neu-Ulm sowie den Baubeginn bei Glacis-Galerie und das Festhalten am Projekt Sedelhöfe.
Priorität habe die Instandhaltung und der weitere Ausbau der regionalen Infrastruktur, wie dem Ausbau der A 8, der A 7 sowie der städtischen Verkehrsachsen (B10, Europastraße).
Der Containerbahnhof im Ulmer Norden müsse weiter wachsen und brauche daher zeitnah einen Direktanschluss an die Autobahn. Die Entwicklung des Allgäu Airports sei zufriedenstellend, müsse aber zum Angebot von innerdeutschen Flügen weiter entwickelt werden.
Eine weitere Erhöhung der Gewerbesteuer lehne der Club der Industrie klar ab, das dies Arbeitsplätze gefährde. „Solides Wirtschaften bedeutet jetzt die richtigen Prioritäten zu setzen“, so Michael Mühlbacher. Mit Sorge betrachte man auch die langfristige demographische Entwicklung der Region und damit das immer kleiner werdende Angebot an potentiellen Auszubildenden und Fachkräften. Bei Schulabsolventen sei teilweise ein Defizit an sozialen Kompetenzen festzustellen und eine starke Ablenkung durch digitale Medien.
Um den Dialog und Austausch mit der Politik zu verbessern und durchlässiger zu gestalten, veranstaltet der Club der Industrie im Januar 2014 erstmals einen „Parlamentarischen Abend f
ür die Region Ulm/Neu-Ulm“. Hier sollen alle Stadtrats-, Gemeinderats-, Kreistags-, Landtags-, Bundestags- und Europaabgeordneten der Region sowie die Verwaltungsspitzen und Hauptabteilungsleiter beider Donauseiten mit den Vertretern der Unternehmen zusammenkommen. Abschließend konnten Thilo Butzbach und Michael Mühlbacher der Versammlung noch bekannt geben, dass für eine Spendenaktion zugunsten des Projekts „Ulmer Spatz“ stolze 20.000 Euro durch die Mitgliedsunternehmen zusammengekommen sind. Den Scheck übergebe man in den nächsten Wochen.




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