Nicht schön, aber glücklich - Knapper Ulmer Sieg nach Verlängerung gegen Oldenburg

Ein Spiel, das von hoher Intensität (32 Ballverluste insgesamt) und einem holprigen Ulmer Start geprägt war, wurde erst in der letzten Sekunde der Verlängerung durch einen vergebenen Dreier von Oldenburgs Ricky Paulding entschieden. „Wir haben uns in der ersten Halbzeit offensiv sehr schwer getan. Da sind wir nur durch viel Einsatz und Kampf um jeden Rebound im Spiel geblieben. Man hat gemerkt, dass wir nach der Pause von 10 Tagen erst wieder unsere Form finden mussten“, erklärte der mit 24 Punkten und 12 Rebounds überragende John Bryant. „Ab dem 3. Viertel lief es für uns besser. Wir haben aus der Distanz getroffen, den Ball gut unter den Korb gebracht und sind als komplettes Team aufgetreten. Die nächsten Spiele dürften ähnlich eng werden, darum sind wir sehr froh, den Heimvorteil geholt zu haben“, so Bryant weiter.
Thorsten Leibenath ergänzt: „Ich denke, dieses Spiel war ein Vorgeschmack auf die restliche Serie. Die Partie war die ganze Zeit hart umkämpft und wenn man erst nach Verlängerung gewinnt, dann kann man sicherlich nicht von einem verdienten Sieg sprechen“, so der Ulmer Head Coach, der unter Strich mit der Leistung seines Teams zufrieden sein konnte.
Die von Leibenath prognostizierte Sturm- und Drangphase der Gastgeber zu Spielbeginn blieb dagegen aus bzw. wurde von seinem Team gut gemeistert: Denn die EWE Baskets lagen nach 7 Minuten nur mit 9:8 in Front. Und das war insofern wichtig, da ratiopharm ulm sich nach der 10-tägigen Spielpause etwas schwer tat, einen offensiven Rhythmus zu finden. Wenngleich der Vizemeister im ersten Viertel einige vermeintlich einfache Optionen liegen ließen (26 % Trefferquote nach dem 1. Viertel, 45 % insgesamt), lagen die Gäste nur mit 10:16 zurück.
Am Ergebnis tat sich auch bis Mitte des zweiten Viertels nicht viel (16:23, 15) – wenngleich der Druck der Oldenburger nun deutlich zunahm. Ohne wirklich ins Spiel gefunden zu haben, hielt der Vizemeister den Rückstand im einstelligen Bereich. Ein Grund dafür: das gute Reboundverhalten der in schwarz gekleideten Ulmer (19:18 zur Halbzeit, 46:41 am Ende). Erst als ratiopharm ulm zwei schnell abgeschlossene Dreipunktwürfe vergab und Julius Jenkins einen Fastbreak per Tip-in abschloss, setzten sich die Oldenburger ein wenig ab (22:32).
Doch die in einer Auszeit von Coach Leibenath angesprochenen Punkte – mehr zum Korb zu gehen und die Punkte über die Freiwurflinie zu erzielen – wurden schnell umgesetzt und der Rückstand zur Halbzeit auf 34:35 verkürzt. Entscheidenden Anteil am Ulmer Schlussspurt hat Günther, der mit einem Dreier aus gut 9 Metern den Schlusspunkt hinter die erste Halbzeit setzte. Zu Beginn der zweiten Halbzeit dann die erste Ulmer Führung (36:35), die allerdings von einer starken Oldenburger Phase gekontert wurde (12:3), die Adam Chubb per Dunking (47:39) krönte. Während es auf Oldenburger Seite nun Ricky Paulding war, der offensiv nicht zu stoppen war, hielten für für ratiopharm ulm insbesondere Daniel Theis per Dreier und John Bryant unter dem Korb dagegen (48:52, 27.).
Nach seinem 11. Rebound erzielte Bryant von der Freiwurflinie das 53:54 (28.). Ein Dreier von Günther hielt das Team weiter im Spiel (56:57). Wirklich „über den Hügel“, also an Oldenburg vorbei, kam der Vizemeister aber lange nicht. Erst als Allan Ray in der Defensive gegen Julius Jenkins mächtig zupackte – der bis dato schon 20 Punkte erzielt hatte – und in der Offensive acht Zähler in Folge einstreute, gelang die erneute Führung (69:68, 34.).
Das Spiel stand auf Messers Schneide und Oldenburg zog wieder davon – durch Dru Joyce auf 77:73. Zu spielen waren da noch 2:26 Minuten. Dann wurde es richtig kurios: zunächst verkürzte Steven Esterkamp per Dreier auf 76:77, dann ließ Jenkins zwei Freiwürfe liegen, und schließlich erzielte Bryant mit 0 Sekunden auf der Uhr aus 9 Metern den Ausgleich (79:79), der zur Verlängerung führte. Bryant war es dann auch, der sein Team in der Extraschicht per Dreier mit 82:81 in Front brachte. Nach seinem 12. Rebound legte der MVP das 84:84 ab.
60 Sekunden vor dem Ende besorgte Per Günther schließlich das 86:84 von der Freiwurflinie. Doch Oldenburg hatte den letzten Angriff – und scheiterte zweimal. Einmal war es Daniel Theis, der Chubb nach einem Offensivrebound mächtig abräumte, dann vergab Ricky Paulding einen Dreier mit der Schlusssirene.
„Am Anfang war es Rumpelbasketball und wir wussten, dass wir dieses Spiel nicht schön gewinnen konnten“, analysierte Günther nach Spielende. „Wir mussten andere Qualitäten finden und mit viel Herz spielen.“ Das ist dem Vizemeister eindrucksvoll gelungen.
Für ratiopharm ulm spielten: Günther (12 Punkte, 5 Ass., 5 Reb.), Theis (9, 7 Reb.), Ray (16, 5 Reb.), Esterkamp (8), Schwethelm (2), Jeter (6, 4 Reb.), Samhan (7), Nankivil (2), Bryant (24, 12 Reb.).