Ein Sieg der tiefen Bank - Ersatzgeschwächtes Ulmer Basketballteam überzeugt gegen Zagreb

Das 83:68 ist umso bemerkenswerter, da es ohne die verletzten John Bryant, Per Günther (beide Sprunggelenk) und Allan Ray (Adduktoren) zustande kam. Head Coach Thorsten Leibenath spricht deshalb auch vom „beeindrucktesten Erfolg der bisherigen Saison“. Leibenath lobte insbesondere die Verteidigung, die bis auf die ersten Minuten kompromisslos und leidenschaftlich zupackte. So sah eine gut gefüllte ratiopharm arena „37 Minuten sehr schönen Basketball“, wie der Trainer des Jahres 2012 stolz zusammenfasste. Und auch Gästetrainer Veljko Mrsic machte einen Unterschied „am größeren Ulmer Willen“ aus. Der erste Ulmer Heimauftritt auf europäischem Parkett seit 13 Jahren begann allerdings mit einer bösen Überraschung: Denn Head Coach Thorsten Leibenath musste in seiner gewohnten Startformation nicht nur auf Allan Ray, sondern auch auf die beiden All Stars Per Günther und John Bryant verzichten. Beide hatten sich am Montag im Training am Sprunggelenk verletzt. „Sie wollten spielen aber es wäre für den Heilungsprozess nicht gut gewesen“, erklärt der Trainer. Ersetzt wurden die beiden durch Lance Jeter und Dane Watts. Und Watts war es auch, der mit acht Punkten in den ersten Minuten sein Team in Führung brachte (13:12). Und Leibenaths Strategie, das Spiel schnell zu machen, ging auch ohne die etatmäßigen Go-to-Guys auf. In der 7. Minute hatte Watts die 10 Punkte vollgemacht und das 17:13 erzielt. Das erste Viertel ging mit 28:19 an Ulm. Die auffälligsten statistischen Merkmale: kaum Fehler (2 Ballverluste) und eine starke Trefferquote (66 % 2er). Dass Nachwuchsspieler Till-Joscha Jönke schon zu diesem Zeitpunkt knapp 2 Minuten auf dem Eurocup-Parkett gestanden hatte, war gar nicht aufgefallen. Und das muss für den 20-Jährigen auf diesem Niveau als Kompliment verstanden werden. Sehr wohl aufgefallen ist dagegen Jönkes Pass, den der Guard in der 12. Minute auf den heranfliegenden Keaton Nankivil spielte und den dieser spektakulär zum 30:21 durch den Ring donnerte. Im weiteren Verlauf des zweiten Durchgangs war es dann aber wieder Watts, der in der Zone nicht zu stoppen war: Das 38:25 (14.) markierte er per Dreipunktspiel von der Freiwurflinie (15. Punkt). Was Leibenath allerdings Sorgen machte, war die Foulanfälligkeit seiner Verteidigung und die damit verbundene hohe Anzahl an Freiwürfen (6/7). So brachte Darryl Strawberry sein Team von der Linie auf 40:29 (17.) heran. Doch so wie Jönke auf der Eins seine Reifeprüfung absolvierte, so war es der 20-jährige Daniel Theis, der in der Zone seinen Mann stand und mit vier Punkten in Folge in der 17. Minute zum 44:29 erhöhte. In die Halbzeit gingen beide Teams beim Stand von 50:34. Die zweiten 20 Minuten begannen mit einer deutlich aggressiveren Verteidigung der Gäste. Und: einem 4:0-Lauf des Heimteams, der den Vorsprung erstmals auf 20 Punkte schraubte (54:34, 22.). Doch drei schnelle Dreier der Kroaten und Zagreb war wieder mitten im Spiel (54:43, 14.). Was in der ersten Halbzeit scheinbar spielerisch leicht fiel, wollte jetzt nicht mehr klappen: Die fast drei Minuten ohne Ulmer Punkt beendete der bärenstarke Philipp Schwethelm in der 25. Minute per Dreier zum 57:43. Doch das Spiel hatte nun deutlich an Intensität gewonnen und Cibona machte Boden gut (59:49, 27.). Mit seinem vierten Dreier verkürzte Strawberry gar auf 60:52 (28.). ratiopharm ulm überstand die Sturm- und Drangphase der Gäste und setze ein starkes Finish dagegen: 6 Punkte – inklusive eines krachenden Dunkings – von Lance Jeter eröffneten den finalen Durchgang beim Stand von 66:52. Aber die Partie war weit davon entfernt, entschieden zu sein. Daran änderte auch der atemberaubende Tip-Dunk von Theis zum Beginn des Schlussviertels nichts. Mit ihrem 9. Dreier (bei 17 Versuchen) kam der kroatische Serienmeister in der 33. Minute durch Davor Kus auf 70:60 heran. Und der routinierte Kus war es auch, der (wieder aus der Distanz) zum 73:66 (36.) traf. Doch ratiopharm ulm hielt in beeindruckender Weise dagegen: Erst klinkte Nankivil ein, dann traf Schwethelm zum 77:66. Den Steal mit anschließendem Dunk von Lance Jeter (79:66) konnten die Kroaten dann nicht mehr kontern. Nach dem 69:60-Erfolg St. Petersburgs gegen Cholet Basket kommt es nun am kommenden Mittwoch (17 Uhr MEZ) in Russland zum direkten Aufeinandertreffen der bisher ungeschlagenen Teams. Zu sehen ist das Spiel dank der Unterstützung von Liqui Moly und Husqvarna live und kostenlos auf www.beko-bbl.tv. Für ratiopharm ulm spielten: Betz (3), Gausa, Jönke (2 Assists), Theis (13, 7 Rebounds), Heberlein, Esterkamp (5, 4 Rebounds), Watts (17, 7 Rebounds), Schwethelm (22), Jeter (10), Nankivil (13).