Ulm News, 23.12.2011 18:00
Wegfall der Studiengebühren – Die Studenten des Handwerks rechnen jetzt auch mit einer verbesserten Ausbildungsförderung
Im Zusammenhang mit der Diskussion um Studiengebühren macht Dr. Tobias Mehlich, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Ulm, auf eine drohende Benachteiligung der gewerblichen „Meister“ gegenüber dem universitären „Master“ aufmerksam.
„Wenn Studenten an Hochschulen keine Studiengebühren mehr berappen müssen, dann kann man das nur begrüßen, weil Bildung gefördert wird. Wenn aber die „Studenten des Handwerks“ ihre Ausbildung seit Jahrzehnten wie selbstverständlich gemeinsam mit den Betrieben selbst finanzieren, dann werden sich hier viele bald die Gerechtigkeitsfrage stellen“. Die Vollversammlung der Handwerkskammer Ulm sieht im gebührenfreien Hochschulzugang eine Benachteiligung der gewerblichen „Meister“ gegenüber den universitären „Master“. „Wir sind etwas verwirrt, dass der Grundsatz der Eigenbeteiligung bei der studentischen Bildung durch Abschaffung der Studiengebühren nicht mehr gelten soll. Darf das Handwerk die Abschaffung der Studiengebühren denn als Einstieg begreifen, dass Betriebe, Beschäftigte und Kammer in der beruflichen Bildung auch bald keinen Eigenbeitrag mehr erbringen müssen? Das wäre konsequent, uns wurde freilich bislang gesagt, dass dies nicht zu finanzieren sei“ fragt Mehlich. Im Handwerk tragen Betriebe und Meisterkandidaten die finanziellen Lasten ihrer Bildung seit Jahrzehnten selbst. „Wenn wir immer von Gleichwertigkeit der beruflichen und der schulischen Bildung sprechen, dann müssen wir auf diese Frage nach Wegfall der Studienge-bühren eine andere Antwort bekommen“, so Mehlich. Es sei nicht nachvollziehbar, dass universitäre Ausbildungen zur Gänze vom Steuerzahler finanziert werden, während die berufliche Bildung das alles selbst durch Betriebe und Lernende aufbringen müsse. „Hier muß die Landespolitik aufpassen, dass sie keine einseitige Klientelpolitik zugunsten der Studenten macht. Aber da bin ich angesichts der gesell-schaftspolitischen Überzeugungen gerade des kleineren Koalitionspartners eigentlich zuversichtlich. Hier kann die Landesregierung zeigen wie ernst sie es meine mit Facharbeitern und Mittelstand und dann die Förderung der Handwerksstudenten nachziehen“. Bislang mussten Studierende 500 Euro Gebühren jährlich zahlen, wovon den Hochschulen pro Kopf 280 Euro zuflossen. Im Jahr 2010 nahmen die Hochschulen 140 Millionen Euro an Studiengebühren ein. Diesen Betrag ersetzt nun das Land vollständig.
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