Ulm News, 08.09.2025 14:00
Brückenbauer - tonnenschwer und millimetergenau: erste Teile in Adenauerbrücke B10 Ulm eingesetzt
Am späten Freitagabend waren viele Urlaubsrückkehrer auf der Bundesstraße 28 von Hittistetten Richtung Ulm unterwegs und standen vor der Adenauerbrücke im Stau. In den beiden Nächten von Freitag bis Sonntag wurden für den Neubau die ersten Brückenträger eingebaut.
Es folgt noch eine spektakuläre Foto-Galerie.
Zwei der drei Brückenfahrspuren waren gesperrt, um einen Stellplatz für den Schwertransport mit dem großen Stahlteil zu haben. In Schrittgeschwindigkeit fuhr der Lastwagen auf die alte Brücke, um keine unnötigen Schwingungen durch die hohe Last zu verursachen. 28 Meter lang und rund 85 Tonnen schwer ist der Stahlträger.
Am Fahrbahnrand war schon der Punkt markiert, an dem angehalten werden muss. Ein weiteres Indiz für eine lange und akribische Vorbereitung. Drei nebeneinander liegende Stahlträger überspannen am Ulmer Donauufer die Bahnlinie von Ulm nach Erbach und weiter nach Friedrichshafen. Für die Montage der Stahlträger muss die Bahnstrecke gesperrt werden, die unter 15 000 Volt Spannung stehende Fahrleitung abgeschaltet werden.
Für die Fahrgäste muss ein Ersatzverkehr mit Bussen organisiert werden. Solch eine Sperrpause muss bei der Bahn schon zwei Jahre vorher beantragt werden, auf die Stunde genau. Und auch die Pfeiler für die Brücke sind vorbereitet. Es sind Konstruktionen aus Stahlträgern, die für die nächsten drei Jahre die Donaubrücke tragen. Dann wird die Brücke als letzter großer Akt seitwärts in ihre endgültige Position verschoben. Das gehört zu einem ausgeklügelten Plan, wie die Adenauerbrücke ersetzt wird, ohne den Verkehr auf den Bundesstraßen 10 und 28 monatelang zu unterbrechen. Im Bauamt Krumbach ist dieser Plan entstanden, den Jürgen Gleixner skizziert. Die bisherige Adenauerbrücke bestehet aus zwei separaten Brücken, für jede Fahrtrichtung eine.
Zuerst wird die Richtung Ulm führende Brücke rechts neben der bisherigen Brücke komplett neu gebaut, dann wird der Verkehr Richtung Ulm auf diese neue Brücke verschwenkt. Gleichzeitig wird der Verkehr Richtung Neu-Ulm auf die nun frei gewordene alte Brücke geführt. Die westliche Brücke kann nun abgerissen und neu gebaut werden, der Verkehr Richtung Neu-Ulm kommt dann wieder an den angestammten Platz. Nun wird die mittlere Brücke abgebrochen und an den frei gewordenen Platz wird mit hydraulischen Pressen die gerade im Bau befindliche Brücke geschoben.
Zwei riesige Mobilkräne mit jeweils acht Achsen stehen auf Ulmer Seite unten am Donauufer und oben neben der Adenauerbrücke. Der obere Kran hat eine Hublast von 700 Tonnen, der untere Kran von 500 Tonnen. Diese Kraft wird hier nicht benötigt, doch die große Hubhöhe von über 90 Metern und die Auslegeweite von über 50 Metern sind hier in Ulm notwendig. Mit nur vier Schäkeln und hindurchgezogenen Stahlseilen wird das 28 Meter lange Stahlteil mit den beiden Kränen verbunden. Mit einem sogenannten Tandemhub heben beide Kräne vorsichtig das Brückenteil gleichzeitig an. Da der Träger durch die Befestigung an zwei Kränen kaum schwingen kann, läuft der Straßenverkehr wenige Meter entfernt ungestört weiter. Für Zuschauer sind die Sichtverhältnisse schlecht, denn vom Neu-Ulmer Ufer aus sieht man wenig.
In den Ehinger Anlagen auf der Westseite der Adenauerbrücke steht auch nur eine Handvoll Zuschauer in der Dunkelheit. Und dann dauert es gerade einmal fünfzehn Minuten, in denen der Brückenträger vom Schwertransporter bis hinein in das vorbereitete Traggerüst schwebt. Sowohl am Brückenwiderlager am Ulmer Ufer als auch auf dem Traggerüst zwischen Bahnlinie und Donau steht eine zweistellige Anzahl Bauarbeiter bereit, um den Stahlkoloss zu positionieren. Hydraulische Stempel können die tonnenschwere Last millimeterweise verschieben. Zwischen den Bahngleisen stehen zwei Vermesser mit ihren Gerätschaften und funken ihre Messergebnis zur Brücke, damit sie genau am vorgegebenen Punkt sitzt. Schweißer befestigen den Stahlträger sofort an einem Querriegel. Währenddessen macht sich von einem Autobahnparkplatz der bereitgestellte zweite Stahlträger auf den Weg zur Baustelle, damit sich mitten in der Nacht zum Samstag die Präzisionsarbeit wiederholen kann.
Der dritte Brückenträger wird dann in der Nacht zum Sonntag eingebaut und damit ist die Bahnstrecke komplett mit der ersten Hälfte der neuen Adenauerbrücke überspannt. Auch wenn es für Bauleiter Niklas Rall nach seinen Worten „Alltagsgeschäft“ ist, freut er sich, dass die ersten Brückenträger liegen. Die Arbeiten sind derzeit im Zeitplan. Insgesamt müssen in den nächsten Monaten noch 30 weitere Stahlträger montiert werden, bis die Donau komplett überspannt ist. Ende 2028 soll dann alles fertig sein.
Text/Fotos: Thomas Heckmann




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