Wut, Leidenschaft und harter Gitarrensound mit "New Model Army" im ausverkauften Ulmer Zelt

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Kommentar

Beschreibung: Die Band "New Model Army" mit Sänger Justin Sullivan begeisterte im ausverkauften Ulmer Zelt.

Fotograf: ulm-news

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 Justin Sullivan, Sänger und Gitarrist, und seit Beginn der Kopf der Band und in der aktuellen Besetzung das letzte Gründungsmitglied, begann das Konzert am Mittwoch im durch die Sommerhitze gut warmen Ulmer Zelt solo und mit dem Song „Better than Them“. Beim folgenden „Stranger“ wurde er von Gitarrist Dean White unterstützt, mit dem er auch weltweit Duo-Konzerte spielt. Danach ging es mit Vollbesetzung und Vollgas auf der Bühne richtig los. Das neuere „Echo November“ gab eine erste Gelegenheit für die Fans zum Mitsingen und mit „Here comes the war“ spielte die Band einen Anti-Kriegs-Song („Hier kommt der Krieg – löscht das Licht im Zeitalter der Vernunft aus“) aus den 1990ern, passend zur aktuellen Weltlage. Der Song, der auch über 30 Jahre nach seinem Erscheinen nichts an Relevanz eingebüßt hat. Das Publikum skandierte jede Zeile, als wolle es die Welt draußen daran erinnern, dass Musik noch immer ein Akt des Widerstands sein kann. Die Independentband gründete sich zu Beginn der ersten Regierung von Margaret Thatcher. Der Name New Model Army sollte auch Programm sein: Eine Armee, die gegen die britische Regierung revoltiert. 1986 erschien das dritte Studioalbum The Ghost of Cain. Mit dem auf diesem Album enthaltenen Song „51st State“ gelang der Band der Durchbruch. Mit dem Coversong protestierte die Band gegen die pro-amerikanische Politik von Margaret Thatcher, was der Independent-Gruppe kurzzeitig ein Tourverbot in den USA bescherte.

Die Briten ließen sich nicht unterkriegen, auch nicht durch zahlreiche Umbesetzungen nach tragischen Todesfällen, Feuer im Studio oder Diebstähle aller Gitarren oder dem Nahtod von Sänger Justine Sullivan, der nach einem elektrischen Schlag bei einem Konzert in der Schweiz wiederbelebt werden musste. Die Band erwies sich als widerstandsfähig und unkaputtbar. New Model Army marschierte immer weiter, wechselte musikalisch vom rohen Punk zum eher melodischen Folkrock, dann wieder zurück zum aktuellen rohen, bass- und gitarrenlastigen Rocksound mit wenigen Hooklines oder gar Mitsing- oder Mitklatsch-Passagen.

Markant für die Songs der Band ist auch die kraft- und gefühlvolle Stimme des Sängers Justin Sullivan. Er singt seit 45 Jahren über Zorn, Traurigkeit, Liebe zum Leben, Politik und soziale Ungerechtigkeit. 16 Alben hat New Model Army inzwischen veröffentlicht. Viel Auswahl also für ein Konzert. 15 Songs sang Justin Sullivan an diesem Abend im Ulmer Zelt mit starker Stimme und voller Inbrunst, so auch „Before I get old“, bei dem der 69 Jahre alte, gut durchtrainiert wirkende Sänger daran erinnerte, dass Rock’n’Roll jung hält und der 75-jährige Bruce Springsteen immer noch dreistündige, begeisternde Stadionkonzerte ohne Pause absolviert.

Mit „Get me out“ und „225“ ging es in Richtung Zugabeteil und mit dem Bekenntnis „I love the world“ von 1989, einem hymnischer Abgesang und zugleich Liebeserklärung an eine zerrissene, wunderschöne und widersprüchliche Welt, beendete die Band das Konzert im Ulmer Zelt nach hundert Minuten und nicht nach drei Stunden wie Bruce Springsteen zeitgleich im Frankfurter Stadion.

New Model Army rockte im Ulmer Zelt und damit an nahezu gleicher Stelle, an der die Briten vor 35 Jahren beim großen Open Air-Festival auf dem Volksfestplatz mit David Bowie und Mitnight Oil im Vorprogramm aufgetreten waren.

Ein Lied fehlte diesmal im Programm, nämlich „51 States of America“, der einzige Hit der Briten. „It sucks“ deutete Sullivan schon während des Konzerts den Wunsch nach dem Lied an. „51 States“ fehlte nicht nur in Ulm, sondern auch im Programm der bisherigen Europa-Konzerte, wurde aber bei den Gastsp ielen im Mai in Australien gespielt. Der Song passt womöglich inhaltlich aktuell nicht so recht in die politische Landschaft. Aber „New Model Army“ ändert ohnehin die Setlist von Konzert zu Konzert - das hält auch wach und jung. 

"Manfred Mann's Earthband" am Samstag im Ulmer Zelt

Im Ulmer Zelt ist mit "Manfred Mann's Earthband" schon am kommenden Samstag die nächste legendäre Band zu erleben. Auch dieses Konzert ist ausverkauft, der große Biergarten bietet aber bei diesen Sommertemperaturen eine Topgelegenheit von Außen zum Mithören der Hits von "For you", "Blinded by the Light",  "Father of Day", "Mighty Quinn" oder "Spirits in the Night".