Ulm News, 22.04.2025 20:24
Digitale Infrastruktur in Deutschland: Zwischen Anspruch und Realität
Deutschland plant den digitalen Aufbruch seit Jahren. Doch der Glasfaserausbau kommt nur schleppend voran. Laut Bundesnetzagentur waren Ende 2023 nur rund 32 Prozent der Haushalte ans Glasfasernetz angeschlossen - im EU-Vergleich ein hinterer Platz. Viele Projekte verzögern sich, weil Genehmigungen dauern oder Tiefbau-Kapazitäten fehlen - auch in der Region Ulm. In ländlichen Regionen bleibt die Lage besonders angespannt. Zwar laufen Förderprogramme, doch oft vergehen Jahre, bis ein Anschluss betriebsbereit ist. Die Folge: Betriebe und Schulen bleiben offline, wo andere längst mit Gigabit-Geschwindigkeit arbeiten.
Der Wille zur Digitalisierung ist da, ebenso wie die Konzepte. Doch es fehlt an Koordination, an Tempo und oft schlicht an Umsetzungswillen. Solange Infrastruktur, Know-how und politischer Rückenwind nicht gleichzeitig vorhanden sind, bleibt Deutschland digital im Mittelfeld.
Die Digitalisierung von Verwaltungen
Auch in öffentlichen Einrichtungen sieht die Bilanz dürftig aus. Das Online-Zugangsgesetz (OZG) verpflichtet Bund und Länder, ihre Verwaltungsleistungen bis 2022 digital verfügbar zu machen. Die Realität: Nur rund 100 der insgesamt 575 vorgesehenen Leistungen waren Anfang 2024 bundesweit einheitlich online nutzbar. Viele Kommunen kämpfen mit veralteter Software, begrenztem Know-how und Datenschutzvorgaben, die die technische Umsetzung erschweren. Gleichzeitig fehlt es oft an Personal, das digitale Prozesse langfristig betreuen kann.
Unternehmen setzen auf externe Lösungen
Für Unternehmen, insbesondere im Mittelstand, ist funktionierende digitale Infrastruktur essenziell. Doch nicht jedes Unternehmen kann sich eigene IT-Abteilungen leisten. Deshalb steigt die Nachfrage nach externen IT-Dienstleistungen. Cloud-basierte Lösungen, Fernwartung, IT-Sicherheitskonzepte: Ausgelagert, aber professionell betreut. Gerade spezialisierte Partner aus dem Mittelstand können passgenaue Angebote liefern, die flexibel skalierbar sind - ein Vorteil gegenüber großen IT-Konzernen mit starren Strukturen.
Cybersicherheit bleibt Schwachstelle
Mit dem Anstieg digitaler Prozesse wächst auch das Risiko für Angriffe. 2023 meldeten laut Bitkom über 70 Prozent der befragten Unternehmen einen Cyberangriff. Besonders betroffen: Gesundheitswesen, Industrie und Energieversorger. Schwachstellen finden sich oft in schlecht gewarteten Systemen oder fehlenden Schutzmechanismen. Viele Kommunen verfügen nicht über aktuelle Firewalls oder Zugriffsprotokolle. Sicherheitslücken bleiben monatelang unentdeckt. Gerade hier braucht es gezielte Investitionen, nicht nur in Technik, sondern auch in Fortbildungen für Mitarbeitende.
Digitale Bildung braucht mehr als Geräteverteilung
Ein weiterer kritischer Punkt ist die digitale Bildung. Zwar wurden in den letzten Jahren Millionen für Tablets und Smartboards ausgegeben. Doch Infrastruktur allein reicht nicht. Ohne flächendeckendes WLAN, IT-Fachkräfte an Schulen und pädagogische Konzepte bleibt das Potenzial ungenutzt. Der Digitalpakt Schule sollte hier helfen, doch auch er leidet unter langsamer Umsetzung und bürokratischen Hürden. Viele Schulen rufen die Mittel gar nicht ab, weil sie überfordert sind mit der Antragstellung oder keinen Dienstleister für die Umsetzung finden.
Smart City nur punktuell realisiert
Zahlreiche Städte in Deutschland planen Projekte unter dem Schlagwort “Smart City”. Sensoren zur Verkehrssteuerung, digitale Bürgerbeteiligung, intelligente Beleuchtung - die Ansätze sind da, aber oft nur als Pilotprojekte. Ein echter Durchbruch bleibt aus, solange die Basistechnologie fehlt. Zwar entstehen neue Rechenzentren, und der Einsatz von Edge Computing wird diskutiert, doch flächendeckende Lösungen sind rar. Die Abhängigkeit von zentralen Systemen macht viele Städte anfällig für Störungen und überfordert bei der technischen Wartung. Außerdem sind viele Kommunen von einzelnen Anbietern abhängig und verlieren dadurch technische Souveränität. Ohne einheitliche Standards droht zudem ein Flickenteppich an Lösungen, der langfristig schwer wartbar ist.








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