Ulm News, 07.03.2010 10:08
Tag der Mathematik an der Uni - Martin Bossert: „Wir wollen und brauchen die Besten“ -
Spannung bis zum Schluss, und immer gewinnen die Bayern. Diesmal nicht ganz, denn beim Tag der Mathematik 2010 waren im Einzelwettbewerb immerhin vier Schüler aus dem „Ländle“ unter den ersten Zehn.

Die bayerische Dominanz gab es dagegen im Gruppenwettbewerb, wo sich nur zwei Mannschaften aus Baden-Württemberg im vorderen Bereich platzieren konnten.
Angemeldet hatten sich 196 Schüler, darunter fast die Hälfte Mädchen. Doch der plötzliche "Winterrückfall" sorgte dafür, dass nicht alle nach Ulm kommen konnten, letztlich 150. Jedoch folgten Schülergruppen aus Albstadt (obwohl der Wettbewerb zeitgleich auch in Tübingen und Stuttgart durchgeführt wurde), Augsburg, Kempten und sogar aus Ingolstadt dem Ruf der wie immer gut organisierten Ulmer Veranstaltung.
Das Stechen im Einzel dauerte nur 4.48 Minuten, bis sich Valentin Schlattinger vom Allgäu-Gymnasium in Kempten als Sieger feiern lassen konnte, gefolgt von Thomas Hartmann vom Katharinen-Gymnasium in Ingolstadt und Jochen Fähndrich vom Salvatorkolleg in Bad Wurzach. Vierte und damit bestes Mädchen wurde Elke Mauer vom Ulmer Hans- und Sophie-Scholl-Gymnasium, die das Stechen nur um einen halben Punkt verpasst hatte.
Zu den Sachpreise gab es schöne Würfel-Pokale, die die Bildungsakademie der Handwerkskammer Ulm gefertigt und gestiftet hatte. Auf einem gemeinsamen fünften Platz kamen untern andern drei Schülerinnen vom St. Hildegard-Gymnasium in Ulm.
"Ich hätte nicht gedacht, dass ich hier gewinne, aber es lief mir einfach richtig gut“, freute sich Sieger Schlattinger, der sich noch im bayerischen G9-System befindet und damit noch einen richtigen Mathe-Leistungskurs alter Prägung mit fünf Wochenstunden hat.
Darin liegen für Prof. Dr. Martin Bossert die Gründe, warum die Bayern seit drei Jahren immer ganz vorne platziert sind. „Bei uns gibt es in der Oberstufe nur noch Mathe-Mischkurse für alle mit nur vier Stunden. Eins Stunde weniger sind eben gleich 20 Prozent weniger Mathe als in Bayern.“
Bossert ist Direktor des Instituts für Telekommunikationstechnik und angewandte Informationstheorie an der Universität Ulm und Vorsitzender des Vereins für mathematisch begabte Jugendliche Ulm, der die Wettkampfaufgaben entwirft. Dieser Verein organisiert auch einmal pro Monat einen zweitägigen Workshop an der Ulmer Uni für die überregionale Begabtenförderung. Und wenigstens das: Einzelsieger Schlattinger ist ständiger Besucher der Kurse. Der Mathe- und Physik-Leistungskursler (mit 14- sowie 12- Punkte-Schnitt) möchte gerne einmal Elektroingenieur werden. „Ich bin absolut technik- und computerbegeistert“, sagte der 18-Jährige.
Damit wäre auch einer der Sponsoren des Tages zufrieden: „Wenn wir hier die guten Mathematiker sehen, dann wäre es schön, wenn sie später einmal die guten Ingenieure in unseren Betrieben werden“, sagte Götz Anselm Maier, ab April Geschäftsführer von Südwestemetall, dem Arbeitgeberverbands in der Metall- und Elektroindustrie.
Maier unterstrich bei der Siegerehrung die große Leistungsbereitschaft der Schülerinnen und Schüler, sich völlig freiwillig an einem Samstag schwierigen Mathe-Aufgaben zu stellen. „ Wer um halb sechs Uhr aufsteht und von Ingolstadt aus hier her fährt, dem zoll ich besonderen Respekt“, ergänzte Maier.
Im Gruppenwettbewerb mit je vier Teilnehmern pro Team siegte das Gymnasium Königsbrunn bei Augsburg vor gleich vier Teams vom Allgäu-Gymnasium in Kempten. Sechster wurde eine Mannschaft des M&am
p;auml;dchen-Gymnasiums St. Hildegard Ulm.
„Es wäre schön, wenn wir einige von euch später als Studierende hier begrüßen könnten“, sagte Prof. Ulrich Stadtmüller, Vizepräsident Lehre der Uni Ulm und Mathematik-Lehrstuhlinhaber am Institut für Zahlentheorie und Wahrscheinlichkeitstheorie. Der Tag der Mathematik gilt als Beweis für die Beliebtheit der Ulmer Uni und für den tadellosen wie die sympathische Durchführung eines Wettebewerbs auf höchster Ebene. Das Organisationsteam bekam von Schülern wie den begleitenden und engagierten rund 50 Lehrern, die auch bei den Korrekturphasen des Wettbewerbs eingebunden sind, erneut viele Komplimente.
Dennoch läuten bei den Mathe-Lehrern wie den Professoren längst die Alarmglocken, denn das Leistungsniveau der Erstsemester an der Uni verschlechtere sich vehement, sagte Martin Bossert. In ein paar Jahren könnte sich die mangelnde Klasse durchaus auf die Innovationskraft in der Industrie niederschlagen, sagte Alfred Böhm, Mathematik-Lehrer und treibende Kraft des Hochbegabten-Kurses am Gymnasium Ulm/Wiblingen. Da helfe es auch nicht, wenn viele junge Menschen auf die Dualen Hochschulen auswichen (früher Berufsakademien).
„In Verbindung mit den Unternehmen bekommen die Studenten gleich eine Bezahlung, und das wird vor allem von vielen Guten genutzt“, sagte Bossert. Doch wenn dann die „Dreierkandidaten“ für die Unis übrig blieben, schwäche das die Forschung und später die Innovationskraft zusätzlich. „Nur die Guten können promovieren und habilitieren“, sagte Bossert, „wenn das nicht mehr möglich ist, gibt es auch bald keine Professoren mehr für alle Arten von Hochschulen, deshalb wollen und brauchen wir an den Unis die Besten.“








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