Ulm News, 12.03.2025 22:08
Landtag macht den Weg für Online-Casinos frei: Ein Risiko für das stationäre Geschäft?
In Zukunft soll es ein staatlich zugelassenes Online-Casino für Kunden mit Wohnsitz in Baden-Württemberg geben. Damit möchte man den Befürwortern zufolge eine seriöse Alternative zum wachsenden Schwarzmarkt schaffen und Kunden im Bundesland verantwortungsvolles Glücksspiel ermöglichen - auch in der Region Ulm.
Der hierfür erforderlichen Reform des aktuell gültigen Landesglücksspielgesetzes wurde Mitte Februar 2025 im Stuttgarter Landtag mehrheitlich zugestimmt. Somit stehen die meisten Abgeordneten ebenso wie Innenminister Thomas Strobl dem Vorhaben optimistisch gegenüber. Zudem hat man sich bereits darauf geeinigt, die Plattform im Netz von niemand Geringerem als der Staatlichen Toto-Lotto GmbH betreiben zu lassen.
Was genau hinter diesem Schritt steckt und ob damit auch Risiken verbunden sein können, klären wir hier.
Gibt es nicht schon genug Casino-Angebote im Internet?
Die Schlagzeilen über einen neuen Gesetzesentwurf für Baden-Württemberg werfen wohl unweigerlich die Frage auf, warum ein weiteres Online-Casino überhaupt vonnöten ist, da der Markt schließlich schon genügend Optionen bereithält. Tatsächlich können Nutzer durch die rasant vorangeschrittene Digitalisierung inzwischen auf eine Vielzahl von Plattformen im Internet zugreifen, die allerhand Glücksspielvarianten in virtueller Form abbilden.
Legale Online-Portale erfreuen sich sehr großer Nachfrage, da sie im Vergleich zu ihrer stationären Konkurrenz mit deutlich besseren Auszahlungsquoten aufwarten, lukrative Extras wie beispielsweise einen Bonus ohne Einzahlung offerieren und dazu über eine immense Spielvielfalt verfügen, die jeden Geschmack abdeckt.
Allerdings sind viele dieser Seiten für Spieler aus Deutschland gar nicht zugelassen, da sie die strengen Voraussetzungen für den legalen Betrieb nicht erfüllen und somit keine Lizenz besitzen. Folglich stellen sie eine Gefahr für Nutzer dar, da weder faire Spielbedingungen, noch die Einhaltung des Jugendschutzes gewährleistet sind und nicht wenige Spieler ihre vermeintlichen Gewinne tragischerweise niemals ausgezahlt bekommen.
Unter welchen Umständen ist Glücksspiel in Deutschland legal?
Tatsächlich wächst die Anzahl dieser unseriösen Betreiber immer weiter an, sodass auf dem Schwarzmarkt inzwischen gewaltige Umsatzsummen erzielt werden. Das hängt nicht zuletzt damit zusammen, dass legale Plattformen für Kunden aufgrund zahlreicher Einschränkungen weniger attraktiv erscheinen.
Wer sich als Unternehmen nämlich dazu entscheidet, sein Angebot für Deutschland lizenzieren zu lassen, muss hierfür eine Reihe von Verpflichtungen in Kauf nehmen, die auf dem 2021 in Kraft getretenen Glücksspielstaatsvertrag beruhen.
Er sieht vor, dass legale Plattformen sich entweder auf virtuelle Automatenspiele, Sportwetten oder Online-Poker festzulegen haben und damit kein vollumfängliches Casinoangebot darstellen dürfen, das beispielsweise auch digitales Roulette und Blackjack umfasst. Darüber hinaus müssen für den Erhalt einer offiziellen Lizenz die Bücher offengelegt, in Deutschland Steuern abgeführt und strenge Spielerschutzstandards umgesetzt werden.
Zu diesen zählt unter anderem, monatliche Einzahlungslimits zu befolgen, automatische Spielpausen einzurichten und Identitätsprüfungen im Anmeldeprozess durchzuführen. Damit die Gefahr von Spielsucht eingedämmt werden kann, erfolgt zudem der Anschluss an die Spielersperrdatei OASIS.
Wurden alle Bedingungen erfüllt und das sehr kostenintensive Prüfverfahren erfolgreich durchlaufen, vergibt die zuständige Gemeinsame Glücksspielbehörde der Länder (GGL) eine Lizenz, die damit auch als Qualitätssiegel dient. Alle Glücksspielwebseiten ohne diese Lizenz agieren illegal und deren Nutzung ist für Spieler strafbar.
Wie wird das illegale Geschäft bekämpft?
Es ist ebenfalls Aufgabe der GGL, gegen illegale Anbieter vorzugehen. Während man das beispielsweise in der Schweiz ganz praktisch versucht, indem deren Webseiten blockiert werden, beschränken sich die deutschen Behörden jedoch auf juristische Strafverfahren. Da die meisten illegalen Plattformen im Ausland ansässig sind, ist die Sachlage jedoch schwierig und große Erfolge wurden noch nicht erzielt.
Stattdessen tauchen immer wieder neue Angebote am Markt auf, die damit werben, sich eben nicht an die Beschränkungen des Glücksspielstaatsvertrags zu halten und hiermit leider bei vielen Nutzern auf offene Ohren stoßen. Folglich ist die Idee entstanden, besser selbst ein legales Gegengewicht zum Schwarzmarkt zu schaffen, indem man einige offizielle Online-Casinos von staatlicher Seite betreibt und Verbrauchern damit eine sichere Alternative bietet.
Hierfür ist erforderlich, die Glücksspielgesetze auf Landesebene entsprechend anzupassen, was nun im hiesigen Landtag kürzlich durch den Mehrheitsbeschluss besiegelt wurde.
Wie sehen die Pläne für ein baden-württembergisches Online-Casino aus?
Ganz konkret soll es eine umfängliche Glücksspielplattform geben, die neben virtuellen Automaten auch das klassische große Spiel abbildet und damit der Vielfalt eines illegalen Online-Casinos in nichts nachsteht. Dennoch werden selbstverständlich sehr hohe Standards eingehalten und entsprechende Sicherheitsvorkehrungen gegen Spielsucht getroffen. Die Seite darf zudem nur von Spielern genutzt werden, die ihren Wohnsitz innerhalb Baden-Württembergs haben.
Als verantwortlichen Betreiber der Seite hat man die Staatliche Toto-Lotto GmbH bestimmt, wodurch sich nicht nur ein Monopol ergibt, sondern der Staat auch aktiv am Glücksspielboom mitverdient. Dieser Umstand wird von Gegnern öffentlich angeprangert, außerdem trägt er nicht dazu bei, private Unternehmen zu unterstützen und damit die lokale Wirtschaft zu fördern.
Wie handhaben andere Bundesländer die Problematik?
Tatsächlich konnte sich Baden-Württemberg in diesem Kontext an den Beispielen anderer Bundesländer orientieren, die hier eine gewisse Vorreiterrolle einnehmen. So existieren in Schleswig-Holstein gleich vier zugelassene Online-Casinos, die jedoch von privaten Anbietern geführt werden. Bayern hat im April 2024 seine eigene Plattform gelauncht, die von der dortigen Staatlichen Lotterie- und Spielbankverwaltung betrieben wird.
Sachsen ist währenddessen bereits Anfang 2023 aktiv in den Online-Markt eingestiegen, beschränkt sich jedoch auf eine reine Online-Spielothek unter dem Dach der Sächsischen Spielbanken GmbH & Co. KG, die lediglich über virtuelle Slots verfügt. Eine ähnliche Vorgehensweise wie hier in Baden-Württemberg wird aktuell offenbar auch schon in Hessen diskutiert, sodass künftig noch mehr Länder auf den Zug aufspringen könnten.
Ob sich legale Online-Casinos weiter durchsetzen und für sie vielleicht sogar eine bundesweite Spielerlaubnis eingeführt wird, muss wohl 2028 im Rahmen der Neuverhandlungen des Glücksspielstaatsvertrags geklärt werden.
Bedroht das geplante Online-Casino die lokale Glücksspielbranche?
Es ist zunächst einmal abzuwarten, wie gut das legale Casinoangebot von Verbrauchern überhaupt angenommen wird. Im besten Fall bewahrt es so manchen Spieler davor, auf unseriösen Portalen am Schwarzmarkt zu landen. Dass Kunden komplett von stationären Betrieben auf diese Alternative ausweichen, halten Experten für unwahrscheinlich.
Vor allem die drei konzessionierten Spielbanken in Stuttgart, Baden-Baden und Konstanz brauchen sich um ihre Umsätze keine Sorgen zu machen, da sie eine andere Zielgruppe ansprechen. Spielhallen hingegen könnten einen leichten Umsatzrückgang zu spüren bekommen.










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