Ulm News, 25.02.2025 22:56
Vom Mythos der Unverwundbarkeit: Wie Männer sich vor mentalen Belastungen verstecken

„Stark sein“ – diesen Leitspruch verinnerlichen viele Männer bereits in jungen Jahren. Doch was bedeutet es eigentlich, stark zu sein? In unserer Gesellschaft hat sich hartnäckig der Mythos etabliert, Männer seien unverwundbar und immer belastbar. Ob beruflicher Druck, familiäre Verpflichtungen oder eine ernsthafte Erkrankung: Viele Männer neigen dazu, ihre Sorgen und Ängste im Verborgenen zu halten, weil sie nicht als „schwach“ gelten wollen - auch in der Region Ulm.
Dabei zeigen Studien (beispielsweise eine Erhebung der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde, DGPPN), dass auch Männer zunehmend von Stress, Depressionen und Burnout betroffen sind
Der Mythos der Unverwundbarkeit
Die Vorstellung, Männer seien automatisch weniger emotional und deshalb robuster gegenüber psychischen Belastungen, hat tiefe kulturelle Wurzeln. In vielen Gesellschaften gilt nach wie vor das traditionelle Rollenbild: Männer müssen jederzeit stark, erfolgreich und souverän auftreten. Doch diese Erwartungshaltung kann gerade das Gegenteil bewirken – sie übt enormen Druck aus.
- Soziale Prägung: Von Kindheit an hören Jungen Sätze wie „Ein Junge weint nicht!“ oder „Das schaffst du schon allein!“. Solche Aussagen verfestigen das Selbstbild, keine Schwäche zeigen zu dürfen.
- Mangelnde Gesprächskultur: Während Frauen häufiger emotionale Unterstützung bei Freundinnen, Familie oder in Selbsthilfegruppen finden, scheuen Männer oft davor zurück, über persönliche Gefühle oder Ängste zu sprechen.
- Angst vor Stigmatisierung: Oft herrscht in Gesellschaft und Beruf die Annahme, ein „echter Kerl“ müsse Probleme selbst lösen und leide nicht an psychischen Schwierigkeiten.
Folgen des Verdrängens
Das Verdrängen oder Ignorieren psychischer Herausforderungen kann zu schwerwiegenden Konsequenzen führen. Wer nie über seine Sorgen spricht, riskiert nicht nur eine Verschlimmerung bestehender Probleme, sondern auch körperliche Folgeschäden.
- Depressive Verstimmungen und Burnout: Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) gehört Depression weltweit zu den häufigsten Krankheiten. Männer, die ihre Symptome ignorieren, bemerken oft erst spät, dass sie an einer ernstzunehmenden psychischen Erkrankung leiden.
- Erektionsstörungen: Psychischer Stress kann Erektionsprobleme auslösen oder verstärken. Viele Betroffene zögern jedoch, darüber zu sprechen oder sich Hilfe zu suchen. Dabei existieren medizinische Lösungswege und Medikamente. Ein möglicher Ansatz ist die Einnahme von PDE-5-Hemmern. Bevor man PDE-5-Hemmer kauft, sollte man sich allerdings ärztlich beraten lassen.
- Suchttendenzen: Manche Männer greifen zu Alkohol, Nikotin oder Medikamenten, um den Druck zu mildern und die Fassade der Unverwundbarkeit aufrechtzuerhalten. Dies kann in eine Abwärtsspirale führen, die den gesundheitlichen Zustand zusätzlich verschlechtert.
Wege aus der Isolation
Obwohl die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen nicht immer günstig sind, gibt es verschiedene Ansätze, um dem „Mythos der Unverwundbarkeit“ entgegenzuwirken und neue, gesunde Verhaltensmuster zu etablieren.
- Offener Austausch
- Das bewusste Gespräch mit Freunden, der Familie oder einem Therapeuten kann regelrechte „Aha-Erlebnisse“ auslösen. Oft stellt man fest, dass sich mehr Menschen in einer ähnlichen Lage befinden, als man glaubt.
- Selbsthilfegruppen sind ebenfalls eine effektive Möglichkeit, sich mit Gleichgesinnten auszutauschen und von deren Erfahrungen zu profitieren.
- Frühe Prävention
- Wer frühzeitig lernt, Warnsignale wie Schlaflosigkeit, Reizbarkeit oder Antriebslosigkeit zu erkennen, kann schneller gegensteuern.
- Regelmäßige sportliche Betätigung und Entspannungstechniken wie Yoga oder Meditation fördern die psychische Stabilität.
- Aufklärung und Enttabuisierung
- Gesellschaftlich braucht es mehr Aufklärung und Akzeptanz für psychische Erkrankungen, damit die Hemmschwelle zum Arztbesuch sinkt.
- Medien und Institutionen können helfen, Vorurteile abzubauen und ein Umfeld zu schaffen, in dem Männer sich mit ihren Problemen angenommen fühlen.
- Gesunde Männlichkeit neu definieren
- „Stärke“ kann man auch als Fähigkeit interpretieren, sich mit eigenen Schwächen auseinanderzusetzen und offen darüber zu sprechen.
- Das Vorleben moderner, empathischer Rollenbilder, beispielsweise in Sportvereinen oder Unternehmen, kann dazu beitragen, den Druck der alten Männlichkeitsnormen zu verringern.
Tabuthemen enttabuisieren
Die Enttabuisierung psychischer Belastungen unter Männern ist im Wandel begriffen, jedoch noch lange nicht am Ziel. Experten erwarten, dass mit zunehmender Sensibilisierung und moderneren Rollenbildern mehr Männer den Mut finden, sich frühzeitig Hilfe zu holen. In Zukunft wird es entscheidend sein, dass Arbeitgeber, Gesundheitsinstitutionen und Gesellschaft an einem Strang ziehen, um ein Umfeld zu schaffen, in dem Offenheit und Fürsorge nicht als Schwäche, sondern als Zeichen von Selbstbewusstsein gelten. Nur so kann der Mythos der Unverwundbarkeit durch ein gesünderes Verständnis von Männlichkeit ersetzt werden – eines, das Raum für Gefühle, Verletzlichkeit und echte Stärke lässt.









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