Ulm News, 24.12.2024 18:15
Hurra, die „Golden Querspangen-Bridges von Oberschwaben“ sind eröffnet – nach 34 Jahren Planung – Befürworter wie Gegner erleben es gerade noch

Die Phalanx der Offiziellen, die das rote Band zur Eröffnung durchgeschnitten haben, war fast so lang wie die Länge des Bauwerks (kleiner Scherz) – die Querspange vor Erbach von der B 311 zur B 30 zwischen Stetten (Ortsteil Achstetten, Kreis Biberach) und Dellmensingen (Ortsteil von Erbach, Alb-Donau-Kreis) ist nun eröffnet worden.
Für 5,9 KM fallen Kosten an von knapp 70 Millionen Euro – davon allein 12 Millionen für den Erwerb der Grundstücke. 14 Brücken mussten gebaut werden. Anschlussstrecken und Rampen – so genannte Auf- und Abfahrten - sind nochmals über 4,2 KM lang. Erstaunlich.
Und echt erstaunlich: In welchen Schleifen und Windungen die Auffahrten von und zu dieser Trasse gebaut wurden. Die A8-Ausfahrt Ulm Mitte ist 150 Meter lang – 150 Meter – nicht Kilometer!. Was da geht, geht knapp 20 Kilometer weiter natürlich nicht, denn da ist ja eine ganz andere Behörde zuständig für Planung, Umsetzung und Bezahlung. Aber das nur nebenbei.
In der offiziellen Mitteilung steht Folgendes:
Die neu gebaute Querverbindung der B 311 zur B 30 verläuft südlich von Erbach und sorgt künftig für eine Bündelung der Verkehre auf der leistungsfähig ausgebauten, vierstreifigen B 30 in Richtung Ulm. Am Freitag haben Berthold Frieß, Ministerialdirektor im Landesverkehrsministerium, und der Tübinger Regierungspräsident Klaus Tappeser den neuen Straßenabschnitt für den Verkehr freigegeben – zusammen mit Landrat Heiner Scheffold, dem Erbacher Bürgermeister Achim Gaus sowie örtlichen Bundes- und Landtagsabgeordneten.
Sören Bartol, Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesminister für Digitales und Verkehr (BMDV), sagte anlässlich der Verkehrsfreigabe: „Eine effiziente und moderne Verkehrsinfrastruktur ist ein wichtiger Standortvorteil für Deutschland. Der Neubau der Querspange Erbach trägt dazu bei, dass die Infrastruktur an der Verknüpfung zwischen den Bundesstraßen B 311 und der B 30 sowie dem Autobahnnetz leistungsfähiger und vor allem sicherer wird. Rund 70 Millionen Euro investiert der Bund in dieses Projekt. Dies ist eine gute und sinnvolle Investition, um die Verkehre außerhalb der Ortsdurchfahrten zu bündeln, um somit die Bürgerinnen und Bürger insbesondere von Erbach und seinen Teilgemeinden vom Durchgangsverkehr zu entlasten und die Verkehrsinfrastruktur im Raum Ulm zu verbessern.“
Bauablauf
Die ersten Planungen haben bereits in den 1990er Jahren begonnen. Der Planfeststellungsbeschluss erlangte seine Bestandskraft am 6. August 2013, der feierliche Spatenstich fand am 3. August 2017 statt. Nach und nach wurden die 14 Brückenbauwerke erstellt, von denen bis zu acht zeitgleich in unterschiedlichen Stadien im Bau waren. Spektakuläre Bilder boten sich hier beispielsweise während der Arbeiten an den beiden Großbrücken über die Donau und den Donaukanal. Parallel zu den ersten Brückenbauwerken waren Leitungen für Gas, Wasser und Abwasser umzuverlegen. Die eigentlichen Straßenbauarbeiten begannen am 20. Juni 2022.
Kosten
Gemäß der letzten Kostenfortschreibung aus dem Jahr 2024 betragen die Baukosten der Gesamtmaßnahme voraussichtlich rund 58 Millionen Euro. Weitere rund 12 Millionen Euro entfallen auf den Grunderwerb, der im Rahmen zweier getrennter Flurbereinigungsverfahren realisiert wurde. Sämtliche Kosten werden vom Bund getragen.
Kommentar von ulm-news:
Eine ganze Beamtengenerationen hat sich an diesem Projekt abgearbeitet – 34 Jahre Planung für das Vorhaben mit Spatenstich 2017, bei laufend gestiegenen Kosten von über 30 auf 70 Millionen Euro, davon 12 Mio. Euro für Grundstückserwerb. Manch Landwirt dürfte auf ewig saniert sein – und am Stammtisch die Faust erheben, dass die neue Trasse nun die restlichen Äcker durchschneidet und er nun mit dem Bulldog Umwege hinnehmen muss, um dort hinzukommen. Geld allein macht eben nicht glücklich.
Elegant wurde bei der Eröffnung auch davon gesprochen, dass die neue Strecke ein gewisses Mehr an Lebensqualität hat. Für die Beamten, die den Bau tatsächlich fertigbekommen haben und nun getrost in Pension gegangen sind. Vor allem aber soll das für die Erbacher gelten – also von der Hauptgemeinde – denn dort fahren nun wohl weit weniger als die rund 15.000 Autos durch. Sie fahren jetzt halt relativ dicht am Ortsteil Dellmensingen vorbei – da klingen die Schwerlaster auch parallel mit den Gläsern der Wohnzimmerschränke. „Das ich das noch erleben darf“, war dazu nicht der richtige Ausspruch – sondern der gehört noch zum Thema Start der Planungen bis zur Fertigstellung: nochmals erwähnt: 34 Jahre.
Bei den Auf- und Abfahrten der Trasse hat man solch einen Flächenfraß noch nicht gesehen – nochmals über 4,2 KM Länge im Vergleich zur gesamten Trassenlänge von 5,9 KM. Erstaunlich, was sich manche Bauingenieure einfallen lassen. Da muss man weit fahren, um ein weiteres Beispiel dafür zu finden: Die A8-Ausfahrt Ulm Mitte hingegen kommt mit 150 Metern! Auffahrt aus. Mehr Platz war halt nicht – geht aber tatsächlich auch – wahrscheinlich besser als an der Querspange. Das Schwarzbuch des Steuerzahlerbundes wird sich damit wahrscheinlich noch beschäftigen.
Auch wahrscheinlich damit: solche Eröffnungen sind immer an Freitagen – mit Bierzelt und großem Brimborium und Buffet. Danach wird noch was geschafft oder gleich ins Wochenende gegangen – da gibt es nur Vermutungen. Allein der Auftritt der Minister*innen und Offiziellen kostet mit Bewirtung kostet rund 150.000 € - für rd. 2 Stunden. Die Zeit am Schreitisch gesessen hätte die Planungszeit des Projekts vielleicht auch entscheidend verkürzt. Ein Pressmitteilung mit zwei g`scheiten Baustellenfotos hätten auch gereicht.
Die „Golden Querspangen-Bridges von Oberschwaben“ sind ein weiteres Beispiel für ein Bau- und Bürokratiemonster in Deutschland. Die KI wird da die nächsten 5 bis 10 Jahre noch einiges richten. Das werde wir nicht mehr erleben, hoffen da manch Bürokraten mit Blick auf die Pension.
Kommentar von ulm-news, Thomas Kießling










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