Ulm News, 06.11.2024 16:45
Die USA – das Land hat gewählt, wen denn? Halt den - Tourismus-Woche auf ulm-news
Vor ziemlich genau einem Jahr war der Verfasser dieser Zeilen in den USA. Mit einer Delegationsreise in unserer Schwesternstadt New Ulm/Minnesota. Ja, die Amis sind speziell, in den Metropolen wie auf dem Land. Und Stadt und Land scheinen – auch in der Politik - so gar nichts miteinander zu tun zu haben.
Warum nur kommt einer wie Trump (78 Jahre) überhaupt in den Bereich des Möglichen, dass man so einen wählen kann. Das fragen wir uns als Normalsterbliche und Deutsche immer wieder.
Antwort: Er gibt einfache Antworten auf komplizierte Fragen und stellt Arbeitsplätze und Wohlstand in Aussicht. Zudem wird jeder Einwanderer als kriminell bezeichnet und abgelehnt und alle im Ausland – wo auch immer die einzelnen Staaten liegen mögen (das weiß Trump nämlich nicht so genau) sind die Bösen, weil sie auf Kosten der Amis leben – auch und besonders die Deutschen – vor allem mit ihrer Autoindustrie.
Tja, und Kamala Harris (60 Jahre) ist genau das Gegenteil? In vielem ja, aber mit dem amerikanischen Kapitalismus wird auch sie nicht brechen – das ist für unsere heimische Wirtschaft auch nicht so einfach, aber die meisten Unternehmen, die auf den US-Markt wollen, haben ja längst Dependancen dort – produzieren in den Staaten, schaffen Arbeitsplätze und zahlen (Körperschafts-) Steuer. Harris gilt als überaus seriös, weil sie viele Jahre Staatsanwältin war. Da muss sie ja wohl Recht und Ordnung im Land vertreten haben.
Trump dagegen war und ist windiger Immobilien-Magnat, seit kurzem wegen einiger Vergehen vorbestraft und mit einer Attitude behaftet, den niemand gerne an seinem Essenstisch haben möchte. Kinder würde man wegen derart derber Ausdrücke rüffeln und ohne Nachtisch ins Bett schicken.
Nun ist es aber eben nicht so, dass all die, die Trump-Wähler sind – oder sagen wir es gemäßigter: Wähler*innen der Republikaner sind – genauso derb und latent menschenverachtend sind – ganz und gar nicht. Die Bewohner von New Ulm, die sich uns gegenüber als Republikaner geoutet haben, sind sogar weit davon entfernt. Sie sind herzensgut und dermaßen gastfreundlich - unbeschreiblich.
Ihnen geht es einzig und allein um ein „starkes Land, gut und ausreichende Jobs und die Erhaltung des Wohlstands“. Mit allem Fremdartigen – außer mit der deutschen Kultur ihrer Vorfahren und den Oktoberfest-Feierlichkeiten - möchten sie nicht unbedingt etwas zu tun haben, deshalb sind uns in den 5 Tagen in New Ulm bei einer Parade zum Sister Cities-Weekend oder im Hotel gerade einmal ein Schwarzer Mensch und einer mit indischer Abstammung begegnet, und Ersterer hatte witzigerweise eine deutsche Freundin. Aber das war`s auch schon - für eine Stadt mit rund 15.000 Einwohnern, rund zwei Stunden entfernt von der nächsten Metropole. Schon außergewöhnlich.
Eben dort in Minneapolis und St. Paul – den Twin-Cities – wuselt es natürlich von Menschen aller Hautfarben - in einer Metropolregion von über 3 Millionen Einwohnern logisch. Der Gouverneur ist Demokrat, heißt Tim Walz und ist doch ausgerechnet Harris` Vize-Präsidentschaftskandidat – welch ein Zufall. Bodenständig, kameradschaftlich, fleißig und zupackend – das trifft doch auf fast alle uns bekannten Amerikanern zu – auch und vor allem für die in New Ulm, die übrigens gern mit ihren überdimensionierten Pick-ups durch die Gegend oder auch nur zur Kirche fahren.
Ein Volk von 355.000 Einwohnern (rund 255.000 Mio. Wahlberechtigter, je nachdem, wieviel Migranten einrechnet, die das Staatsrecht haben) ist auch nicht zu einfach zu regieren, oder zu verwalten.
Was die USA da besser machen als wir? Es gibt für Schulen, Straßen und Brücken bis hin zu Verwaltungsgebäuden – ob in New Ulm oder in riesigen New York - Standard-Bauten und Einrichtungen. Da wird kein Architekten-Wettbewerb-Ballyhoo betrieben wie bei uns – da gibt es keine Ausschreibung für 800 mögliche Lichtschalter oder Steckdosen, da ist jeder Bürgersteig in 1,50 mal 1,50 Meter Betonplatten gegossen und aus die Maus. Die bewegen sich die nächsten 50 Jahre nicht mehr – da muss man nichts ausbessern.
In den USA dienen DIN-Vorschriften als Standard zur robusten Einfachheit, dass der Laden in einem riesigen Land einigermaßen läuft und bezahlbar bleibt, und nicht als der Standard zur Selbstverwirklichung von irgendwelchen Regierungsdirektoren. Die Prachtbauten und Skyscraper sind zum allergrößten Teil privatwirtschaftliche Gebäude – und nicht wie bei uns Landratsämter und Arbeitsämter. Mit den großen Hochhäusern machen Leute wie Trump ein Geschäft damit.
Wenn die Wahl so ausgeht wie befürchtet, dann würde uns das normalerweise auch nicht schocken. Die erste Amtszeit dieses Menschen mit überhöhter Hybris haben wir ja auch schon überlebt – und unsere Wirtschaft und unsere Gesellschaft haben das Bestmögliche und Gewinnbringendste daraus gemacht. Nun sind wir aktuell wirtschaftlich und gesellschaftlich aber alles andere als stabil – wir sind verwundbar geworden. Auch die geopolitische Weltlage.
Unsere Fehler sollten wir schleunigst beheben – Reformen und Wirtschaftsprogramme auf die Reihe kriegen. Die Amerikaner haben jedenfalls mit ihrer Form des Kapitalismus ihre Marktform seit vielen Jahrzehnten gefunden – und davon profitieren vor allem sie selbst davon – wie üblich.
Wenn wir den Turnaround schaffen, dann kommen wir mit beiden klar. Auch unter Kamala Harris müssten wir viel mehr Verantwortung übernehmen als bislang (Stichwort: NATO) und einiges mehr in die Sicherheit investieren. Wer nur auf andere schaut und baut, der wird bald verloren sein. Wir müssen unsere Hausaufgaben schon selbst erledigen – ob unter Trump oder Harris. Beiden begegnet man – auch im Sinne Europas – am besten aus einer möglichst starken Position heraus.
Eine Einschätzung von Thomas Kießling, Text und Fotos
Fotos: Welch Kontraste in ein und demselben Land. Das beschauliche New Ulm in Minnesota: mit Hermann the German Denkmal, Impression einer Parade, nicht nur die Polizei fährt doch etwas größere Autos, der Metropole Minneapolis mit dem neuen Football-Stadion (Kosten 1 Mrd. Dollar) und dem riesigen New-York: Wer es hier packt, packt es überall.
Die Tourismus-Woche ist eine Aktion von ulm-news.
Fotos in umgekehrter Reihenfolge wie hier beschrieben.










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