Ulm News, 15.10.2024 17:04
Tumult in Flüchtlingsunterkunft der Berufsschule Neu-Ulm - 100 Personen betroffen

Gegen halb elf Uhr getern Abend kam es in der Sporthalle an der Berufsschule Neu-Ulm zu einer Streiterei, die zu einem Großeinsatz führte und die Halle vorerst unbenutzbar machte. In der Sporthalle sind rund einhundert ukrainische Flüchtlinge untergebracht.
Ein 36-jähriger Mann, der an einem anderen Ort im Stadtgebiet Neu-Ulm wohnt, geriet mit Sicherheitspersonal in Streit, aus dem anfangs verbalen Streit wurde eine Rangelei.
Im Rahmen der körperlichen Auseinandersetzung hielt der Mann plötzlich eine Kapsel mit unbekanntem Inhalt in der Hand und drohte damit, diese zu verteilen. Kurz darauf bemerkten die ersten Bewohner einen stechenden schwefelartigen Geruch in der Halle.
Die vom Landratsamt betrieben Unterkunft wurde durch das örtliche Sicherheitspersonal und die Einsatzkräfte von Polizei, Feuerwehr und Rettungsdienst sofort geräumt. Drei Rettungswagenbesatzungen, ein Notarzt, ein Leitender Notarzt und ein Einsatzleiter Rettungsdienst untersuchten mehrere Bewohner, die über Atemwegsreizungen und Hautrötungen klagten.
Auch drei Polizisten, ein Feuerwehrmann und zwei Security-Mitarbeiter hatten solche Symptome, mussten aber nicht in ein Krankenhaus gebracht werden. Aufgrund seines auffälligen und aggressiven Verhalten wurde der 36-jährige Mann, der am ursprünglichen Streit beteiligt war, in einem Fachkrankenhaus zur weiteren Untersuchung untergebracht.
Über 25 Feuerwehrleute, unter ihnen Fachleute für Gefahr- und Giftstoffe, wurden alarmiert, um die Ursache des Geruchs zu finden. Mit Schutzanzügen und unter Atemschutz gingen sie in die Sporthalle und nahmen Proben von der Raumluft. Polizisten stellten mehrere Pillen und Pulver sicher, bei denen überprüft werden muss, ob es sich um gewöhnliche Medikamente oder Gefahrstoffe handelt.
Auch ein Spürhund der Polizei wurde dabei eingesetzt. Die genommenen Proben konnten vor Ort nicht zuverlässig auf ihre Zusammensetzung überprüft werden, daher wurden die Stoffe und Prüfröhrchen mit Raumluftproben nach München gebracht, um im Labor des Bayerischen Landeskriminalamtes analysiert zu werden.
Bis zu eindeutigen Ergebnissen bleibt die Halle aus Sicherheitsgründen gesperrt. Die Kriminalpolizeiinspektion Neu-Ulm hat die Ermittlungen übernommen, die wird dabei von weiteren Dienststellen unterstützt. Die rund einhundert Bewohner wurden in zwei Gelenkbussen der Stadtwerke untergebracht, damit sie sich abseits der Einsatzstelle geschützt und im Warmen. Nachdem sich die Hoffnung zerschlagen hatte, dass die Bewohner noch in der Nacht in ihre Unterkunft zurückkehren können, musste eine Einsatzunterkunft gefunden werden.
Das Ordnungsamt der Stadt Neu-Ulm ist für plötzlich obdachlos gewordene Menschen zuständig und konnte auf eine vorbereitete Halle zurückgreifen, die als Reserve für solche Notfälle dient. Binnen weniger Stunden war die Halle betriebsbereit und der Großteil der Bewohner konnte dort ein Übergangsquartier beziehen.
Weitere Bewohner kamen in Nersingen unter. Der Montag war für die Feuerwehr Neu-Ulm ein extrem ereignisreicher Tag, hauptamtliche und ehrenamtliche Kräfte waren gemeinsam stark gefordert. Im vergangenen Jahr waren es durchschnittlich knapp drei Einsätze pro Tag von der Kleintierrettung über den Verkehrsunfall und die Hochwasserhilfe bis hin zum Großbrand. Am Montag waren es gleich acht Einsätze, also nahezu das dreifache normale Einsatzaufkommen.
Am Morgen ging es mit einem Gefahrguteinsatz bei einer Spedition los, kaum war dieser Einsatz beendet, folgte ein Verkehrsunfall. Einmal waren die Feuerwehrleute als Ersthelfer gefragt, dann ging es nachmittags zu einem Verkehrsunfall, bei dem ein Autofahrer starb. Von dort ging es direkt weiter zu einem Unfall am Bahnübergang, bei dem ein Radfahrer sein Leben verlor.
Am Abend ein weiterer Verkehrsunfall, eine ausgelöste Brandmeldeanlage und schließlich der stundenlange Einsatz an der Berufsschule. Die letzten Einsatzkräfte der Feuerwehr haben die Einsatzstelle um vier Uhr morgens verlassen. Auch die ehrenamtlichen Helfer des Bayerischen Roten Kreuzes waren gefordert. In der akuten Phase des Einsatzes stellten sie das Team der medizinischen Einsatzleitung.
Als klar war, dass die Bewohner in der Nacht nicht mehr in ihre Unterkunft zurückkehren können, unterstützten sie die Stadt Neu-Ulm bei der Betreuung der Flüchtlinge, stellten Getränke und Decken zur Verfügung. Die letzten der rund 20 Helfer kehrten gegen sechs Uhr morgens in die Unterkunft zurück.
Text/Fotos: Thomas Heckmann









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