Von der ersten Sekunde an zeichnete sich der erwartbar harte Kampf, welcher zu einem Derby schlichtweg gehört, ab. Die Ludwigsburger pressten wie bereits im Vorfeld thematisiert über das ganze Feld und verhinderten damit eine geordnete Ulmer Offensive in der Anfangsphase. Mitte des zweiten Viertels erlangten die Ulmer besseren Zugriff auf das Spiel, erspielten sich bessere Abschlusssituationen und schraubten die Dreierquote von 17% auf 45% hoch.
In dieser Phase gelangten zudem auch mehrere Stopps und forcierte Ballverluste, was das Team von Head Coach Ty Harrelson zur Halbzeitpause auf drei Punkte heranbrachte. Mit noch mehr Intensität und Energie kamen die Ulmer aus der Kabine, agierten am Defensivende weiterhin konsequent und holten sich früh im dritten Spielabschnitt die erste Führung der Partie.
In der Schlussphase des letzten Viertels entwickelte sich das 79. Schwabenderby zu einem nervenaufreibenden Krimi: ein Freiwurf der Gäste wenige Sekunden vor Spielende entschied über Sieg oder Verlängerung, der Ball ließ das Netz jedoch nicht zappeln, damit bleibt das Team um die Kapitäne Tommy Klepeisz und Philipp Herkenhoff auch im dritten BBL-Ligaspiel ungeschlagen und rücken an die Tabellenspitze vor. Die Ulmer belohnen sich am Ende für einen defensivstarken und kämpferischen Auftritt. Ein zudem wichtiger Faktor für den Derbysieg war die deutliche Hoheit unter den Brettern (Reboundduell: 51:37).
Keymoment: Brachiales Comeback aus der Kabine Es war ein bärenstarkes drittes Viertel, in dem sich die Orangenen in einen Rausch spielten und die ratiopharm arena zum Beben brachte: mit einem schnellen 12:0 Lauf eroberten sich die Ulmer die Poleposition zurück.
Über eine gefestigte Defensive mit schnellen Händen kehrte auch offensiv die spielerische Leichtigkeit zurück: Knapp sechs Minuten erlaubten die Ulmer keine Ludwigsburger Punkte und setzte mit dieser herausragenden Phase den Grundstein des Derbysieges.
Keyplayer: Scoring auf mehreren Schultern verteilt Solch eine leidenschaftlich geführte Partie bedarf in der Regel eine geschlossene Mannschaftsleistung, um das Spiel letztendlich zu entscheiden. Insgesamt jeder Ulmer, der mindestens eine Minute auf dem Parkett stand, kam zu Punkten.
Isaiah Roby knackte als Einziger im Ulmer Dress die zweistellige Marke und war mit 11 Punkten der Topscorer. Zudem holte der US-Amerikaner sieben Rebounds und verwandelte seinen einzigen Wurf von außen, der wohlbemerkt außerordentlich wichtig war. Sein Kollege aus dem Frontcourt Philipp Herkenhoff machte ebenfalls in der Zone auf sich aufmerksam und legte sieben Rebounds auf. Zudem erzielte der Co-Kapitän neun Punkte, traf dabei drei seiner vier Dreipunktewürfe. Spielverlauf In den Anfangsminuten hatten die Uuulmer Probleme mit der aggressiven Defensivpresse der RIESEN, was insgesamt fünf frühe Turnover zur Folge hatte. Darunter litt die Halbfeldoffensive erheblich, dies untermauerten auch lediglich acht Ulmer Abschlüsse in den ersten fünf Minuten – der erste Scoringrun gehörte somit den Gästen (11:4).
Der 17-Jährige Noa Essengue setzte anschließend mit einem Monsterblock ein erstes Statement in der Verteidigung, was das Team sichtbar mitriss. Dennoch blieb der Rückstand nach den ersten zehn Minuten bei diesen sieben Punkten. Während die Ulmer noch nach dem Wurfrhythmus suchten, zeigte sich Ludwigsburg im ersten Spielabschnitt effizient, insbesondere aus dem Dreierbereich (3er Ulm: 1/6 und Lubu: 5/6).
Im Laufe des zweiten Viertels nahm das Team taktische Änderungen vor, damit generierte man mehrere Stopps und auch offensiv ergaben sich bessere Abschlusschancen. Ein tiefer Dreier von Nelson Weidemann eröffnete einen regelrechten Dreiercontest: binnen weniger Sekunden versenkte Philipp Herkenhoff einen Wurf von außen, aber auch hier hatte der Gast die passende Antwort von außen parat und zog erneut auf achte Punkte weg. Die letzten Minuten vor der Halbzeit entwickelte sich zu einem wilden hin und her und erneut mischte Herk enhoff mit einem weiteren Dreier mit. Auch Weidemann (sieben Pkt.) drückte der Partie nach und nach seinen Stempel auf, schaltete nach Ballgewinn immer wieder in den Turbomodus und versenkte aus dem Umschaltspiel den nächsten ansatzlosen Dreipunktewurf (34:37, HZ.).
Zurück aus der Kabine bissen sich die Ulmer weiter in die Begegnung, sinnbildlich dafür: Forward Isaiah Roby setzte sich in der Luft gegen mehrere RIESEN durch, schnappte sich zweimal in Folge den Offensivrebound. Im nächsten Angriff ist es dann Roby selbst, der mit einem Dreier die erste Ulmer Führung des Spiels bescherte.
Der Scoringlauf ging weiter (12:2) und erhöhte den Vorsprung auf acht Punkte. Das einzige Manko, was sich über die gesamte Spieldauer durchzog, waren die Freiwürfe an diesem Tag (7/14) - eine hochprozentigere Trefferquote hätte den Vorsprung wohl etwas komfortabler gestaltet. Die ersten Minuten des Schlussabschnitts zeigten auf, dass das Spiel alles andere als entschieden sei und das der Basketball von Momentum und ständigen Wellen lebt.
Allen voran Ex-Ulmer Justin Simon attackierte ständig mit Tempo den Korb und versuchte Lücken in dem Ulmer Bollwerk aufzureißen. Ein unbeantworteter Lauf der Ludwigsburger sorgte sechs Minuten vor Ende für den Ausgleich. Beide Teams duellierten sich auf Augenhöhe und schritten im Gleichschritt in Richtung Crunchtime voran. Angekommen in der entscheidenden Phase übernahm Youngster Ben Saraf das Geschehen, setzte in absoluter Spielmacher-Manier per Bodenpass den gutpositionieren Marcio Santos, der anschließend leichtes Spiel beim Dunking hatte.
In der nächsten Angriffssequenz zog der Israeli unnachahmlich zum Korb und schloss erfolgreich in Korbnähe ab. Für viele war der Sieg nach dieser Aktion bereits in sicheren Händen, aber die Gäste gaben nicht auf und hatten am Ende an der Freiwurflinie die Chance das Spiel in die Verlängerung zu schicken oder sogar auf den Sieg – ein Ball verfehlte jedoch das Ziel und ließ alle Ulmer jubeln.
Orange Mixed-Zone Head Coach Ty Harrelson: „Zunächst denke ich an unser Vorbereitungsspiel, das wir in Ludwigsburg hatten, das ebenfalls mit nur einem Punkt Differenz entschieden wurde. Coach Patrick macht eine gute Arbeit. Sein Team hat mit viel Intensität gespielt und großen defensiven Druck ausgeübt. Wir hatten heute einige mehr Turnover gegen uns, als wir uns das vorgestellt haben. Zudem haben beide Teams viele Freiwürfe verlegt.
Am Ende des Tages bin ich glücklich über den Sieg. Beide Mannschaften sind jung. Unsere Spieler haben in der Crunchtime noch einmal alles gegeben. Wir sind zwar nicht gut gestartet, haben uns im zweiten Viertel dann aber gefangen. Das dritte Viertel war besonders gut und für mein Empfinden der Schlüssel zum Sieg. Wir stehen nun bei einer 3:0-Bilanz in der BBL – ich freue mich aufs nächste Spiel.“
Topscorer Isaiah Roby: „Was ein Kampf. Wir wussten, dass Ludwigsburg aggressiv spielen und alles auf dem Parkett lassen wird. Ich bin sehr stolz auf mein Team, dass wir 40 Minuten dagegengehalten haben. Es hat zwar nicht alles geklappt, aber wir haben uns nicht unterkriegen lassen und haben gebissen. Ich denke, es war ein intensives und spannendes Spiel. Es hat Spaß gemacht, ein Teil davon gewesen zu sein.“
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