Ulm News, 13.05.2024 12:22
Spurensuche im Wald: Infotafel erinnert an Flugzeugwerk im Zweiten Weltkrieg

Die Überreste des ehemaligen Waldwerks bei Leipheim sind ab sofort noch besser sichtbar. Eine Infotafel informiert über die Fertigung der ME 262 – zusätzlich wird über historische Hügelgräber informiert.
Schon immer war die Schneise im Wald hinter dem Landgasthof „Waldvogel” ein beeindruckender Ort der Geschichte. Denn dort wurde ab dem Jahr 1944 das erste in Serie gebaute Strahlflugzeug, die ME 262, gebaut. Viele Mythen und Gerüchte ranken sich rund um diesen Ort im Wald und Stefan Dudas, 1. Vorsitzender des Fliegerhorstmuseums Leipheim brachte es bei der Enthüllung der neuen Infotafeln auf den Punkt: „Wir wollten endlich mit den vielen Gerüchten aufräumen, die sich rund um diesen Ort gebildet haben und über die Fakten und die Geschichte informieren“.
Mehrere Jahre, durch Corona unterbrochen, arbeiteten die ehrenamtlichen Mitarbeiter des Museums an der Recherche und schließlich der Erstellung von Infotafeln. Denn die Dokumente zu dieser geheimen Endmontage-Stelle sind weit verstreut und auch recht spärlich. Trotzdem können Besucher erstmals vor Ort Informationen zu diesem Industriedenkmal erhalten.
Das Waldwerk in Leipheim wurde notwendig, da mit der zunehmenden Bombardierung von Rüstungs-Ferti- gungsstätten durch die Alliierten in den Jahren 1943/1944 neuer Werke errichtet werden mussten. Die dezentralisierte Fertigung der Flugzeuge sollte die ununterbrochene Produktion garantieren. Ab August 1944 erfolgte in Leipheim in einem Zelt die Endmontage der ME 262. Das Flugzeug wurde dabei auf einem Montagewagen zusammengebaut und auf einem Gleis von Arbeitstakt zu Arbeitstakt geschoben. Danach wurde es an den Schießstand gebracht und schließlich zur Einfliegerei auf der anderen Seite der Autobahn.
Bei Kriegsende war das Werk in Leipheim zu 60 Prozent fertig gestellt. Ca. 700 ME 262 wurden bis Ende April 1945 zuerst auf dem Fliegerhorst und dann im geheimen Waldwerk hergestellt, 350 Mitarbeiter, unter ihnen deutsche Messerschmitt-Angestellte sowie ukrainische Zwangsarbeiter, waren damit beschäftigt. Und das vollkommen unbemerkt – die Alliierten entdeckten das Werk nicht und so wurde es auch bis zum Schluss nicht bombardiert. Die Tarnung im Wald war perfekt – und auf dem Papier sorgten mehrere Tarnbezeichnungen wie z.B. „Gerätebau Leipheim” dafür, dass die Endmontage der ME 262 in Leipheim nicht bekannt wurde.
Zu sehen ist vom Waldwerk nur noch die ehemalige Bodenplatte des Montagezeltes. Die zum Werk gehörenden Baracken und Gebäude waren bereits kurz nach Kriegsende verschwunden. Die neue Infotafel macht die Spuren der Fertigung wieder sichtbar und hat eine weitere wichtige Funktion, wie Dr. Sabine Mayer vom Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege, Sachgebiet Ehrenamt, das durch eine Förderung das Projekt ermöglichte, betont: „Das ist ein Kulturgut, das der Allgemeinheit gehört. Durch die Infotafel schützen wir die Überreste auch vor Missbrauch und Zerstörung, indem wir die Menschen darüber aufklären, was hier wirklich passiert ist.“
Auch für Bürgermeister Konrad ist die Tafel am ehemaligen Waldwerk ein wichtiger Beitrag zur Stadtgeschichte, für die er dem Fliegerhorstmuseum dankte. Sie sei eine sinnvolle Ergänzung zur Ausstellung im Museum selbst. Der Wald Justing erzählt aber noch eine ganz andere Geschichte – eine, die sogar sichtbare Spuren hinterlassen hat, die bei genauem Hinsehen auch zu entdecken sind. „Einen recht beachtlichen Friedhof“ nannte Dr. Sabine Mayer vom Denkmalamt das Gebiet, auf dem sich das ehemalige Waldwerk von 1944 bis 1945 befand. 3500 - 2500 Jahre bevor hier Flugzeuge montierten, wurden auf dem Gelände Menschen bestattet. 150 Grabhügel aus der mittleren Bronze-, der Urnenfelder und der Hallstattzeit finden sich hier. Archäologische Ausgrabungen gab es an diesem Ort bereits im 19. Jahrhundert, Informationen dazu liefert erst jetzt eine zusätzliche Infotafel, die über Gräber und Bestattungsriten informiert.
Die Tafeln sind ab sofort am Grünen Weg, Leipheim zu besichtigen.
Das Fliegerhorstmuseum Leipheim hat das Projekt, finanziell gefördert durch das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege, Sachgebiet Ehrenamt, und mit Unterstützung der Stadt Leipheim durchgeführt.







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