Ulm News, 08.02.2024 11:03
Prozess vor Ulmer Landgericht: 43-jähriger soll fast 90 000 Euro als falscher Polizist abgeholt haben
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Beschreibung: er 43-jährige Kai H. ist nicht unbedingt eine auffällige Person, soll aber als Geldabholer Bargeld, Schmuck und Gold im Wert von fast 90 000 Euro für türkische Hintermänner eingesammelt haben.
Fotograf: Thomas Heckmann
Der 43-jährige Kai H. ist nicht unbedingt eine auffällige Person, soll aber als Geldabholer Bargeld, Schmuck und Gold im Wert von fast 90 000 Euro für türkische Hintermänner eingesammelt haben. Vor dem Ulmer Landgericht wird ihm der Prozess für fünf Fälle gemacht.
Text/Fotos für ulm-news: Thomas Heckmann
In ihrer Anklageschrift nennt Staatsanwältin Svenja Haußmann den "modus operandi falscher Polizeibeamter", unter dem das trickreiche Ergaunern der Wertgegenstände zusammengefasst wird. Rund 84 000 Euro Bargeld sowie Gold und Schmuck im Wert von etwa 5 000 Euro soll der Ulmer von Januar bis Juni vergangenen Jahres abgeholt haben und an Hintermänner weitergereicht haben. Zehn Prozent Provision soll er dafür erhalten haben, doch nun verlangt die Staatsanwaltschaft, dass er allen Geschädigten ihren Schaden ersetzt. Für gewerbs- und bandenmäßigen Betrug drohen ihm außerdem bis zu zehn Jahre Haft.
Am ersten Prozesstag machte der Angeklagte, der von Alfred Nübling vertreten wird, keinerlei Angaben, daher konnte sich die 2. Große Strafkammer ausführlich der Aussage eines Opfers widmen.
Die 76-jährige Barbara Z. aus dem Landkreis Augsburg wurde Mitte Januar 2023 von einem angeblichen Polizisten angerufen. Er machte der Witwe weiß, dass in der Nachbarschaft Einbrecher unterwegs waren. Vor Ort wurde angeblich ein Notizbuch gefunden, in dem Z. Name und Adresse steht. Ihr droht also der nächste Einbruch. Durch lange Gespräche wurde die Frau dazu gebracht, 33 500 Euro von ihrer Bank abzuheben und einem "Polizisten" zur Sicherstellung zu übergeben. Die Bankmitarbeiterin schöpfte Verdacht, doch der falsche Polizist hörte am Handy mit und hatte schon vorher die Frau aufgefordert, zu lügen. Nachmittags kam dann ein Geldabholer daheim vorbei und nahm das Geld mit. Nach weiteren Anrufen am Wochenende ging der Betrug in der Folgewoche weiter. 28 000 Euro wurden so auf einem Discounter-Parkplatz in Ulm übergeben. Anschließend sollte die Frau noch 16 000 Euro überweisen, doch das flog dann dank aufmerksamer Bankmitarbeiter auf.
"Ich bin eine alte Rentnerin" und "Das ist viel Geld für mich" bekannte Barbara Z. auf die Rückfragen des beisitzenden Richters Martin Goeth. Auch die psychischen Folgen waren dem Richter wichtig: "Es hat mich schon einige schlaflose Nächte gekostet." Das Opfer bekannte auch, dass sie sich schämt, weil sie ja "so blöd ist".
Doch es sind noch mehr Menschen auf die Betrüger reingefallen, in der Anklageschrift werden Mutter und Tochter aus München erwähnt. Ein weiterer Fall betrifft eine dreiköpfige Familie aus Oberschwaben.
Bis Mitte März folgen voraussichtlich vier Verhandlungstage, an denen noch zwölf Zeugen zu Wort kommen, darunter nicht nur die ermittelnden Polizisten, sondern auch weitere Opfer des Geldabholers.




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