Ulm News, 03.11.2023 12:21
Sicher queer verreisen
Die Urlaubszeit ist bekanntlich die schönste Zeit des Jahres. Um sich richtig entspannen zu können, gehört es für mehr als vierzig Prozent der Deutschen dazu, sich auf der Reise und am Zielort vollkommen sicher fühlen zu können. Dies gilt insbesondere, wenn die Urlaubenden einer Minderheit angehören, die sich vielfachen Anfeindungen ausgesetzt sieht.
Etwa queere Reisende. Schließlich ist die gesellschaftliche Akzeptanz offenen queeren Lebens noch längst nicht so weit wie hier in Ulm, wo es nicht nur eine queere Parade mit dem „Pride March“ gibt, sondern auch eine schwul-lesbische Kulturwoche und einen queeren Gottesdienst in der Neu-Ulmer Petruskirsche. So etwa verfolgen 69 Länder Homosexualität strafrechtlich, und in elf Staaten droht offen lebenden Queeren sogar die Todesstrafe.
In Deutschland hingegen wird die queere Community immer größer. Sieben Prozent der Bevölkerung – also jeder Vierzehnte – identifizieren sich als LGBTQIA+ (also: homo-, bi-, pan- oder asexuell, transgender oder non-binär), wie eine YouGov-Umfrage aus dem Jahr 2021 ergab. Dieselbe Prozentzahl gilt für Länder wie Großbritannien oder Frankreich. Lediglich in Spanien ist diese Zahl mit zahn Prozent noch höher.
In der weiten Welt
Dennoch unterstützen derselben Umfrage zufolge auch in Europa nur 37 Prozent der Menschen queere Liebesbekundungen in der Öffentlichkeit. Wo also kann die queere Community am besten Urlaub machen, ohne mit schrägen Blicken oder gar rechtlichen Konsequenzen rechnen zu müssen? Das TUI LGBTQIA+ Travel Ranking hat fünfzig europäische Reiseziele - von der Kleinstadt bis zur Großstadt - bewertet. Anhand von zehn Bewertungskriterien, darunter Anti-Diskriminierungsgesetze sowie persönliche Sicherheit, aber auch Lifestyle-Kategorien wie das Angebot im Nachtleben, wurden die Top 40 queeren Reiseziele abgeleitet. Überraschend: Für die Top Eins muss man nicht weit reisen, denn Berlin hat im Ranking die Nase vorn, dicht gefolgt von London. Auch Manchester, Amsterdam, Hamburg und Paris konnten punkten, ebenso Kopenhagen und Stockholm, aber überraschenderweise auch Zagreb in Kroatien. Natürlich darf auch der queere Klassiker Mykonos nicht fehlen, der immerhin den 39. Platz für sich behaupten konnte.
Queeres Nachtleben? Mit Sicherheit!
Kurz: Nicht nur die deutschen Großstädte sind die LGBTQIA+-Hochburgen Europas, sondern auch viele weitere Haupt- und Großstädte Westeuropas – aber auch Meeres-Orte wie Maspalomas auf der kanarischen Insel Gran Canaria, das mit einem besonders sicheren Nachtleben besticht. Hier nämlich finden sich besonders viele Gay-Only-Resorts und entsprechende Discos, Nachtclubs und Bars. Gerade nachts ist das subjektive (und laut Statistiken auch reelle) Bedrohungsgefühl erhöht, weshalb diese Safe Spaces besonders notwendig sind. Deren offene, willkommene und empathische Atmosphäre entdecken auch immer mehr Heterosexuelle für sich, denn hier können sie ganz sie selbst sein und müssen nicht auf das bei Hetero-Partys oftmals geforderte Macho-Gehabe setzen. Will man unter sich bleiben, sollte man auf Unterkünfte mit Prädikaten wie „Gays-only“, „Men-only“ „FLINTA* only“ usw. setzen. Diesen ist gemein, dass Cis-Männer – also heterosexuelle Männer, von denen immer noch ein Löwenanteil der Diskriminierung ausgeht – nicht willkommen sind. Die Konsequenz: Den Urlaubenden wird die Möglichkeit gegeben, über Marginalisierungserfahrungen sprechen zu können, ohne dafür verurteilt zu werden, sie können sich miteinander solidarisieren – und müssen ganz generell keine Furcht vor Diskriminierung haben.
Solche Orte sind nicht nur Schutzräume, sondern auch Orte des Empowerments. Da jüngst immer mehr queere Bars – beispielsweise aufgrund der Zunahme von einschlägigen Dating-Apps oder einem gesellschaftlich generell offeneren Umgang mit dem Thema – schließen, gehen damit auch immer mehr Safe Spaces für die queere Community verloren. Aufgrund der politischen Entwicklungen sind diese aber wichtiger denn je – ob hier oder im Urlaub.








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