Ulm News, 09.08.2023 17:16
Ultras auf die Übungswiese!
Die Mannschaft des SSV Ulm 1846 Fußball ist am Sonntag sehr schnell, nach zwei Minuten auf dem Platz, im Profifußball angekommen. Nicht so einige Ultrafans, die im Interesse des Vereins durchaus noch einige Übungseinheiten einlegen können.
„Diese Schriftart hat, anders als nun in einem unseriösen Internet-Artikel behauptet, nichts mit irgendwelchen SS-Runen zu tun!“. Empört reagierten Fußballfans aus dem D-Block einen Tag später, am Montag, auf Irritationen, die ein Banner der Ultragruppe „Broken Society Ultras“ (BSU) hervorgerufen hatte. Diese Gruppe gilt als links gesinnt, hat aber am Sonntag nicht um die Ecke gedacht.
Mit dem Banner „Fussball gehört den Fans“ hatten sie auf den Rängen ihre Solidarität mit einem Fußballclub aus Zwickau ausgedrückt und dann gleich auch versucht, die Schrift der Aktion aus Ostdeutschland zu kopieren. Dabei erinnerte das zackige Doppel SS im Wort Fußball stark an die Symbolik der nationalsozialistischen SS. War nicht so gemeint? Oder gut gemeint, schlecht gemacht? Man könnte es dabei belassen. Im Stadion gab es aber tausende Gelegenheitsfans und Familien auf der Gegentribüne, die im besten Fall verwundert auf das reagierten, was sie aus dem Fanblock zu hören, zu sehen oder zu lesen bekamen. Zehntausende Fernsehzuschauer bei der Übertragung aus dem Donaustadion starrten möglicherweise auch irritiert auf die Schreibweise mit dem Doppel-S. Ebenso empört wie ein Fußballfan aus dem D-Block, der gleich Anzeige erstattet hat. Ein verheerendes Bild.
Wie sollen Gelegenheitsfans oder TV-Zuschauer die Gedankengänge oder Zusammenhänge erkennen, wenn schon Insider daran scheitern? Sie lesen nicht, was Journalisten einen Tag später dazu recherchiert haben oder informieren sich auch nicht auf einer Internetseite der Ultras, die hierzu überdies noch einige Fragen offenlassen. Was hängenbleibt ist das Banner im Stadion.
Offen bleibt, warum die NS-runenähnliche Schreibweise bzw. Schriftart eines ostdeutschen Ultraclubs (dessen Grafiker ursprünglich vielleicht noch ganz andere Absichten verfolgte) bei einer Solidaritätsaktion in einem süddeutschen Stadion in Ulm übernommen wurde. Warum kann man in Ulm ein S nicht normal und rund schreiben, sondern malt es so, dass sogar einem noch so geschichtsfremden Beobachter Assoziationen zur Nazi-Symbolik in den Sinn kommen.
Die normale Schreibweise hätte der Soldiaritästaktion nicht geschadet und es hätte keine Diskussionen gegeben. Schließlich war auch bekannt, dass die Schrift und Schreibweise aus dem ostdeutschen Zwickau bereits zwei Mal von Gerichten überprüft werden musste.
So jedenfalls haben die Ulmer Ultras den Verein aus Zwickau etwas unterstützt, dem eigenen Verein aber eher geschadet.
Also gilt für die nächsten Spiele: Üben, üben, üben! Ran an die Taktiktafel und vorher professionell austüfteln und abchecken, was welche Aktion bewirkt - und die Rechtsaußen nicht mitspielen lassen.
Ralf Grimminger




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