Ulm News, 28.03.2023 12:00
Kleiner Samuel zwei Mal geboren


Beschreibung: Die glückliche Mutter nach der dramatischen Geburt: In meiner Heimat wären wir vielleicht gestorben.
Fotograf: Kreisspitalstiftung

Die Schwangerschaft von Ruth Wambui Piller in Neu-Ulm verlief völlig unkompliziert. Doch dann kam alles anders. "In meiner Heimat wären wir vielleicht gestorben", berichtet die glückliche Mutter nach der dramatischen Geburt.
Da sich das Baby von Ruth Wambui Piller nicht von der Steißlage in die Schädellage drehen wollte, war in der Donauklinik Neu-Ulm am vergangenen Mittwoch die Durchführung einer sogenannten äußeren Wendung vorgesehen. Bei der äußeren Wendung versuchen die Geburtshelfer, durch Handgriffe am Bauch der Schwangeren, das ungeborene Kind von der Steißlage in die Schädellage zu drehen, so dass dann eine „normale“ Geburt folgen kann.
„Die äußere Wendung gelingt uns bei ca. 65 Prozent“ gibt die Kreißsaal-Oberärztin Annette Kampmeier an. Die Geburtshelferin empfiehlt daher jeder Schwangeren mit einer Steißlagen-Schwangerschaft diese Möglichkeit in Betracht zu ziehen und sich beraten zu lassen.
Anderer Verlauf als geplant
Doch für Ruth Wambui Piller und ihr Baby hatte der 22. März einen anderen Verlauf vorgesehen. Noch in der Nacht ereignete sich zu Hause ein Blasensprung und die Wehen begannen. Als sich die werdenden Eltern auf dem Weg in die Donauklinik machten, konnten sie noch nicht ahnen, dass bereits auf dem Klinikparkplatz die Füßchen des Babys geboren werden würden. So begann auch der Tag für das geburtshilfliche Team der Donauklinik turbulent. Eine Hebamme und zwei Ärztinnen verschafften sich einen ersten Eindruck im Auto der Familie und brachten dann Ruth Wambui Piller mit einer fahrbaren Liege in den Kreißsaal. Dort wartete bereits das Notfallteam bestehend aus Geburtshelfern, Hebammen, Anästhesisten, Anästhesie- und OP-Fachpflegekräften.
Da zwischenzeitlich nicht nur die Füßchen, sondern bereits der gesamte Rumpf geboren war, wurden alle Vorbereitungen für einen Notkaiserschnitt getroffen. Trotzdem wurde aber die Hoffnung nicht aufgegeben, dass mit den nächsten Wehen auch der Kopf geboren werden würde. Dies hat sich leider so nicht verwirklicht, da beiden Arme des Kindes nach oben geschlagen waren und so der Umfang des Kopfes und der Arme zu groß war, um durch die Scheide geboren zu werden.
Auch manuelle Lösungsversuche der Geburtshelfer konnten die vaginale Geburt nicht ermöglichen. Es bestand dadurch die hochriskante Situation, dass der Körper des Kindes bis auf den Kopf geboren war, ohne dass dieser folgte. Jetzt konnte nur noch der Notkaiserschnitt helfen, durch den nur fünf 5 Minuten später ein Knabe entbunden werden konnte. Samuel wurde somit eigentlich im weiteren Sinne „zweimal geboren“; zunächst durch die Scheide und dann durch den Bauchschnitt. Auch wenn für die Eltern und das geburtshilfliche Team diese Geburt mit maximalem Stress verbunden war, hatte doch Samuel den größten Stress auszuhalten. Er benötigte Unterstützung, erholte sich aber rasch.
Todesangst um Samuel
„Tief beeindruckt hat uns die, trotz Todesangst und Sorge um ihr Kind, ruhige Mitarbeit der Gebärenden“, berichtet der Chefarzt der Abteilung, Priv. Doz. Dr. Andreas Reich. Die Mutter stand während der Geburt unter dem Eindruck der geburtshilflichen Risiken in ihrer Heimat Kenia. Auf der Wochenstation hat Ruth Wambui Piller eindrücklich geschildert, dass Frauen in den ländlichen Regionen Kenias, die ein Kind aus Steißlage erwarten, häufig ihr Kind oder das eigene Leben verlieren.
Hohe Kindersterblichkeit
So starben nach eine Erhebung von Unicef noch im Jahr 2017 2,8 Millionen Mütter und Babys während der Geburt. Das bedeutet, dass alle elf Sekunden eine Mutter oder ein neugeborenes Baby stirbt. In Deutschland und den entwickelten Länder ist dagegen die Geburt für Mutter und Kind sehr sicher geworden. Dies wird durch eine gute Schwangerenvorsorge mit einer frühzeitigen Risikodetektion und durch einen großen Personaleinsatz gewährleistet. Dadurch kann erreicht werden, dass auch auf unerwartete Notfälle schnell reagiert werden kann. So wie letzten Mittwoch in der Donauklinik, wo innerhalb von drei Minuten zwölf Fachkräfte Mutter und Kind betreuten.









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