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Ulm News, 22.03.2023 10:14

22. März 2023 von Ralf Grimminger
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Ministerpräsident Markus Söder im Stadthaus in Ulm: Zwischen Wahlkampf und Show


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Dr. Markus Söder, Ministerpräsident des Freistaats Bayern und CSU-Chef, war am Dienstagabend zu Gast beim Südwest Presse forum im vollbesetzten Stadthaus in Ulm. Dem Publikum, boten Markus Söder und die SÜDWEST PRESSE- Chefredakteure Ulrich Becker und Judith Conrady, die als Sidekicks bei dieser Söder-Show agierten, 90 Minuten gute Unterhaltung. 

Dr. Markus Söder ist nicht nur Jurist, sondern auch gelernter Journalist und daher ein Vollprofi in Sachen Selbstdarstellung und Medienarbeit, der seine gegenüber mit Charme, Witzen, Anekdoten, Worthülsen und gelegentlich der einen oder anderen Halbwahrheit überwältigt und überrollt. Der Mann ist ein blendender Unterhalter und durchaus einnehmender, sympathisch, fast kumpelhaft wirkender Medien- und Politprofi, dem sich die beiden professionellen Befragen freilich schnell ergaben. Judith Conrady, stellvertretende Chefredakteurin der SÜDWEST PRESSE, versuchte immerhin zwei kritische Fragen und Chefredakteur Ulrich Becker wurde bei seiner Nachfrage freundlich von Söder unterbrochen.
So überließen sie dem Profi das Feld, 95 Prozent Ball-, in diesem Fall Mikrobesitz und Wortanteil, könnte Club Nürnberg-Fan Söder zufrieden nach den 90 Minuten im Ulmer Stadthaus feststellen. So konnte Söder Auszüge der Witze und Satzbausteine seiner diesjährigen umjubelten Aschermittwochrede in Passau noch einmal unwidersprochen und nicht hinterfragt in Ulm aufwärmen und Wahlkampf machen mit all den einfachen Geschichten, mit denen mittlerweile selbst schon in den sozialen Medien gelangweilt wird. Hauptgegner von Söder waren auch in Ulm, wie schon seit Wochen: Die Grünen. Die Grünen als Verbotspartei, die Grünen und der unnötige Atomausstieg, die verbohrten Grünen und ihre Ideologie, die Grünen und die Flüchtlingspolitik, Fleischverbot der Grünen in Kitas, die Grünen und die Heizungen, die Grünen und das Gendern und sogar das Beimischen von Insekten in Lebensmittel brachte Söder noch irgendwie unter.

Weil er das immer nett und lustig anbrachte, hatte er die Lacher (und Lacherinnen!) stets auf seiner Seite. Wobei sich bei diesem geballten Grünen-Bashing nach einiger Zeit die Frage stellte, ob er keine anderen Themen hat oder Grünen so fürchtet, wenn er ihnen einen Großteil des Abends widmet?
Harsche Kritik äußerte der CSU-Chef auch an der aktuellen Wahlrechtsreform der Ampele-Regierung, die seiner Meinung nach ein Angriff auf die Demokratie und besonders auf die CSU ist. Warum die CDU/CSU mit ihrer Mehrheit 16 Jahre lang keinen Vorschlag für eine Reduzierung des zweitgrößten Parlaments in der Welt, nach China, auf den Weg gebracht hat, blieb im Dunkeln. Stattdessen stellte der Chef der Fünf-Prozent-Partei CSU die Notwendigkeit der Reduzierung des über 700 Abgeordneten starken Bundestags in Frage, in dem er der Wahlrechtsreform die vielen neuen Beamten der Ampel-Regierung gegenüberstellte.

Söder konnte aber auch ganz anders. Gefühl und ruhige, leise Stimmlage. Nach seinem munteren Regierungs-Bashing schaltete er einen Gang zurück und hob mit ruhigen Worten den Wert der Familie hervor. Auch suchte er den Schulterschluss mit den Schwaben, indem er Baden-Württemberg und auch Ministerpräsident Winfried Kretschmann lobte und plastisch beschrieb, wie und wo Kretschmann sich mit dem Waschlappen reinigt. „Ich brauchte einige Zeit, um diese Vorstellung wieder aus dem Kopf zu bekommen“, sorgte Söder grinsend für den nächsten Lacher. Baden-Württemberg sei gut aufgestellt und Kretschmann sein liebster Grüner und um den EuropaPark beneide er das Land, weil so etwas Bayern nicht habe. 
Dabei ist Bayern, folgt man Söder, besser als alle anderen – bei der Künstlichen Intelligenz, der Forschung, beim Umweltschutz, bei den erneuerbaren Energien und der Sicherheit. Und in Bayern gebe es eben so wenige Windr&au ml;der, weil es in Bayern weniger Wind als an der Küste gebe. Dafür gebe es viele Solarmodule auf bayerischen Dächern, weil im Freiststaat öfter die Sonne als im Norden scheine, informierte er das Publikum. Fakt ist: In Bayern wurde in diesem Jahr noch kein einziges Windrad genehmigt und sicher ist auch, dass günstiger Strom, also Strom, der nicht wie derzeit teuer von der Küste in den Süden transportiert werden muss, sondern billig per Wind oder Sonne vor Ort produziert wird, ein Standortvorteil sein wird. Unternehmen siedeln sich dort an, wo sie die besten Bedingungen vorfinden. 

Kritische Partner für Söder sind nicht die Schwaben, sondern Berlin und auch die EU in Brüssel. Die beiden nicht zu Wort kommenden Journalisten konnten da nur staunen und lustige Stichworte geben, während das Publikum im Stadthaus, das sich blendend unterhaltend fühlte, klatschte und johlte.
Bei der finalen Fragerunde bemerkte die Journalistin Judith Conrady, dass der gut aufgelegte Gast schon wieder im Vorgriff eine ihrer Fragen, die sie erst noch stellen wollte, beantwortet habe. Worauf Söder charmant, fast gönnerhaft entgegnete, sie solle sich doch einfach schnell eine andere Frage ausdenken. „Und ich beantworte sie dann“, sagte der Söder gut gelaunt.
So endete ein unterhaltsamer Abend zwischen Wahlkampf und Late Night. "Eine gute Show" wie Becker anerkennend bilanzierte, allerdings ohne nennenswerte politische neue Erkenntnisse. Denn was Markus Söder, der endgültig in Bayern bleiben und keine erneute Kanzlerkandidatur versuchen will, anders und besser machen würde, wenn er in oder an der Regierung wäre, wurde nicht gefragt. Oder war nicht gefragt.



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