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Ulm News, 27.02.2023 15:33

27. Februar 2023 von Ralf Grimminger
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Peer-Wegbegleiter des RKU verhelfen Querschnitt-Patienten zu neuer Lebensqualität


Querschnittgelähmt – und was kommt dann? Die Peer- Wegbegleiter am RKU zeigen den Patienten neue Zukunftsperspektiven auf und schaffen Impulse und Hoffnung für Neuorientierung.

Pro Jahr erleiden in Deutschland etwa 2.500 Menschen unfall- und erkrankungsbedingt eine bleibende Querschnittlähmung. In der Mehrzahl der Fälle wird die gesamte Lebenskonstruktion der Betroffenen in wirtschaftlicher, beruflicher und besonders auch in sozialer Hinsicht zerstört. Die Querschnittlähmung ist eine der folgenschwersten Verletzungen bzw. Erkrankungen, die ein Mensch erleiden kann.
Das Querschnittgelähmtenzentrum Ulm an der Orthopädischen Universitätsklinik des RKU ist eine Spezialeinrichtung für die umfassende medizinische Therapie und lebenslange Nachsorge Querschnittgelähmter. Ebenso wichtig wie die medizinische Versorgung ist die Hilfestellung, in einem neuen Alltag zurechtzukommen.
Als Teil des Teams der Querschnittstationen am RKU fungieren die Peer-Berater vor Ort einmal wöchentlich als Schnittstelle zwischen Patientinnen und Patienten und der Klinik. Das Wort „Peer“ kommt aus dem Englischen und meint ursprünglich eine Adelsschicht, die sich gegenseitig hilft und unterstützt. In der Soziologie sind es Menschen gleichen Alters oder mit den gleichen Lebensumständen. Die Peers im RKU geben Hilfestellungen bei sozialrechtlichen Fragen wie etwa dem Schwerbehindertenausweis oder praxisnahe Tipps, wie man zum Beispiel Auto zum Erhalt der Mobilität ausbaut, sie teilen Erfahrungen und bieten ihre Unterstützung an. Auch kreative Auszeiten zur Erholung vom Therapiealltag ermöglichen die Peer- Wegbegleiter. Mithilfe unterschiedlichster Mal- und Basteltechniken haben Patienten die Möglichkeit abzuschalten und sich auf das Hier und Jetzt zu konzentrieren.
Die sogenannte „Kreative Gruppe“ ist gleichzeitig ein Treffpunkt für Gespräche und den Ausstauch über die Vielzahl an Möglichkeiten, die ein Leben im Rollstuhl bietet – auch wenn dies zunächst unvorstellbar zu sein scheint. Die Unterstützung der Peer-Berater beschränkt sich nicht nur auf die wöchentliche vor Ort Präsenz auf den Querschnitt-Stationen, sondern erstreckt sich auch weit um Ulm herum. Bei monatlichen Stammtischen wird der Austausch gefördert, auch durch Vorträge alltagsrelevanter Themen Querschnittgelähmter.
Zum Peer-Team am RKU gehören Claudia Beck, Hans-Peter Thomas und Wolfgang Frisch. Alle drei haben selbst erfahren, welche Einschnitte eine plötzliche Querschnittlähmung zur Folge hat. Am längsten ist der 62-jährige Hans-Peter Thomas als Peer tätig. Mit 19 Jahren treten während seines Grundwehrdienstes bei der Bundeswehr immer wieder Schwierigkeiten beim Marschieren auf. Als er öfter zu Boden fällt und kurze Zeit später Blasenprobleme hinzukommen, wird ein Rückenmarkstumor entdeckt. Durch mehrere notwendige Operationen wird aus einer zunächst inkompletten eine komplette Querschnittlähmung. Bereits begonnene Umschulungsmaßnahmen müssen im weiteren Verlauf aufgrund von Spasmen abgebrochen werden. Doch Hans-Peter Thomas gibt nicht auf und betätigt sich im Behindertensport, den er dann auch international betreibt. 2006 gründet er in Zusammenarbeit mit Sektionsleiter Dr. Yorck-Bernhard Kalke die Peer- Wegbegleitung am RKU. Erweitert wird das Peer-Team durch Wolfgang Frisch. Der heute 44-jährige verunfallt mit 18 Jahren auf der Rückfahrt von der Berufsschule schwer.
Einige Operationen, begleitet von starken Schmerzen, liegen seitdem hinter ihm. Ursprünglich sollte er den elterlichen Bauernhof übernehmen. Dies ist nach dem Unfall nicht mehr möglich, mehre re Versuche zur Umschulung schlagen fehl. Seit 2017 übt er nun die Aufgabe des Peer-Wegbegleiters aus, teilt seine Erfahrungen und organis iert gelegentlich sogar Flugreisen für Querschnittgelähmte. Unterstützung erhält das bestehende Peer-Team durch Claudia Beck. Nach einer Wirbelsäulenoperation erleidet sie eine Verletzung des Rückenmarks auf Höhe des 12. Brustwirbels, seit 2018 ist sie auf den Rollstuhl angewiesen.
Ihre Zweit-Reha absolviert Claudia Beck 2019 im RKU mit dem Gedanken, unbedingt wieder laufen zu können. Leben kommt für sie zum damaligen Zeitpunkt nur als Fußgänger infrage, unvorstellbar ist es ihr, mit Rollstuhl jemals wieder ein erfülltes, glückliches und zufriedenes Leben zu haben. Mittlerweile hat sich Claudia Beck in ihrem Alltag bestens eingerichtet. Gartenarbeit, kochen, backen, all das funktioniert prima – nur eben anders. Dieses schöne Gefühl gibt die 55-jährige als Peer-Wegbegleiterin seit 2021 weiter.
Als Leitung der „Kreativen Gruppe“ vermittelt sie seit 2022 anderen querschnittgelähmten Patienten nach vorn zu schauen und nicht zurück. Für Sektionsleiter Dr. Yorck-Bernhard Kalke sind die Peer-Berater aus dem RKU nicht mehr wegzudenken. „Die Peers sind Bestandteil unseres Teams, das sich verpflichtet fühlt, das meiste aus den Patientinnen und Patienten im Hinblick auf Selbstständigkeit und Eigenverantwortlichkeit herauszuholen“, erklärt Dr. Yorck-Bernhard Kalke. „Sie sprechen mit unseren Patienten auf Augenhöhe und verstehen deren Bedürfnisse, Ängste und Nöte allein schon dadurch, da sie es selbst in ihrem Leben durchgemacht haben.“



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